Nationalpark in OWL? Die Region hat gute Karten

Die Politik berät sich aktuell, ob sie sich um einen Nationalpark in der Egge beim Land bewerben soll. Die Chancen stehen nicht schlecht, meint unser Autor.

Ingo Kalischek

  • 0
Wertvoller Bruchwald, wie hier auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes in der Senne, gilt als höchst schützenswertes Biotop in OWL. - © Förderverein Nationalpark Senne/Eggegebirge
Wertvoller Bruchwald, wie hier auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes in der Senne, gilt als höchst schützenswertes Biotop in OWL. (© Förderverein Nationalpark Senne/Eggegebirge)

OWL diskutiert über einen Nationalpark. Na und – könnte man meinen. Das macht die Region schließlich seit 30 Jahren. Diesmal aber ist die Egge im Blick und nicht mehr die Senne. Es spricht heute einiges dafür, dass das Projekt tatsächlich an den Start gehen könnte.

Ein erster Grund hat mit den politischen Kräfteverhältnissen zu tun. In OWL standen sich bei diesem Thema in der Vergangenheit meist CDU und Grüne gegenüber. Genau diese Parteien regieren aber inzwischen gemeinsam in Düsseldorf. Beide haben in ihrem Koalitionsvertrag einen zweiten Nationalpark in NRW bis 2027 versprochen. Und Koalitionsdisziplin schweißt bekanntlich zusammen. CDU und Grüne stehen also heute zumindest etwas näher zusammen als noch vor Jahren. Das dürfte auch für die politischen Akteure vor Ort gelten.

Ein weiterer Grund: OWL hat im Gegensatz zu anderen Regionen bereits jahrelange Vorarbeit geleistet. Einen Förderverein gibt es seit 1998. Zumindest offiziell ist derzeit keine andere Region bekannt, die offen ähnliche Ansprüche formuliert – geschweige denn so weit ist mit ihren Planungen. Dass NRW-Umweltminister Oliver Krischer Mitglied der Grünen ist, dürfte dem Anliegen der Grünen vor Ort ebenfalls nicht schaden.

Kritiker sehen viele Fragen noch nicht geklärt

Ein ganz praktischer Vorteil aus Sicht der Befürworter ist der, dass die Fläche in der Egge, über die die Akteure aktuell beraten, im Besitz des Landes ist. Das kann über seine Gebietskulissen selber entscheiden und ist im Zweifel nicht auf Einigungen mit Kommunen und Privatbesitzern angewiesen. Auch das Militär spielt in der Egge – im Gegensatz zur Senne – keine Rolle.

Kritiker treibt unter anderem die Sorge um, dass OWL mit einem Nationalpark in der Egge von der Landespolitik bedacht wird – dann aber bei künftigen Projekten nicht weiter berücksichtigt werden könnte. Und natürlich stellen sich viele praktische Fragen, zum Beispiel, welche Rolle dem Tourismus in der Egge künftig zukommen würde und welche Auswirkungen das Projekt auf Arbeitsplätze und den Ausbau der Windkraft hätte.

All das besprechen die Akteure derzeit intensiv hinter den Kulissen. Das gegenwärtige Tempo dürfte auch damit begründet sein, dass die Politik das Thema gern aus dem Kommunalwahlkampf 2025 heraushalten will. Es ist anzunehmen, dass es bereits in den kommenden Wochen Bewegung geben wird. Ob sich OWL dann tatsächlich für einen Nationalpark bewerben und den Zuschlag des Landes erhalten wird, ist noch keineswegs sicher. Die Chancen dafür stehen aber nicht schlecht.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2023
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommentare