Streit über lange Wartezeiten für Führerscheinprüfungen

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Fahrlehrer Horst Wintgen sitzt mit Ampel und Verkehrsschild im Übungsraum seiner Fahrschule. - © Roland Weihrauch/dpa
Fahrlehrer Horst Wintgen sitzt mit Ampel und Verkehrsschild im Übungsraum seiner Fahrschule. (© Roland Weihrauch/dpa)

Mitte Oktober hat Fahrlehrer Horst Wintgen Prüfungstermine beim TÜV beantragt. Früher hätte er damit rechnen können, dass seine Fahrschüler zwei bis drei Wochen später zur Prüfung antreten. Doch im Augenblick sind die Wartezeiten für Prüfungstermine ungewöhnlich lang. Erst im Januar werden Wintgens Schüler dem Prüfer ihre Fahrkünste beweisen können.

Die langen Wartezeiten auf eine Prüftermin sind nicht nur ärgerlich für die Fahrschüler, sie sind auch ein Problem für die Fahrschulen, die deswegen bei der Ausbildung auf die Bremse treten müssen. «Pro Woche fährt ein Fahrlehrer etwa 50 Fahrstunden, das wird jetzt um die Hälfte reduziert, damit nicht so viele Fahrschüler in die Prüfungsphase kommen», berichten Wintgen und Kurt Bartels vom Fahrlehrerverband Nordrhein. Das bringe die finanzielle Kalkulation der Fahrschulen durcheinander. «Da kommen bei einigen Kollegen existenzielle Sorgen auf.»

Dass die Wartezeit auf einen Prüfungstermin zurzeit ungewöhnlich lang ist, bestätigt auch der TÜV Rheinland. Im Durchschnitt warte ein Fahrschüler momentan bis zu sieben Wochen auf seine Prüfung, heißt es dort. Hauptgrund für die langen Wartezeiten sei die starke Zunahme an Corona-Erkrankungen. Die Ausfallquote von Fahrprüfungen liege bei 15 Prozent und damit etwa 10 Prozentpunkte über der normaler Jahre. Insgesamt seien in diesem Jahr in NRW bereits rund 11 000 praktische Fahrerlaubnisprüfungen kurzfristig abgesagt worden.

Mitverantwortlich seien aber auch die Fahrschulen, hieß es beim TÜV. Viele Fahrschulen würden wegen der Engpässe mehr Fahrprüfungstermine beantragen, um besser mit ihren Schülern planen zu können. Ein großer Teil dieser auf Vorrat gebuchten Termine gehe durch regelmäßige Absagen verloren und trage somit zu den langen Wartezeiten bei, berichtete der TÜV.

Zum Gesamtbild gehöre auch, dass bis Ende September 2022 mit 114.467 so viele Fahrprüfungen wie nie zuvor vom TÜV Rheinland gemacht wurden. Im bisherigen Rekordjahr 2019 waren es insgesamt rund 109.000.

Um die Wartezeiten zu reduzieren, will der TÜV Rheinland nun auch samstags Führerscheinprüfungen anbieten. Zusätzlich wolle man den langen Warteschlangen mit mehr Fahrprüfern begegnen. Bereits seit dem ersten Pandemiejahr sei die Zahl der Fahrprüferinnen und Fahrprüfer aufgestockt worden. Zudem seien Ruheständler zusätzlich eingesetzt worden.

Auch in den nördlichen Regionen Nordrhein-Westfalens, in denen der TÜV Nord die Fahrprüfungen abnimmt, kommt es zu längeren Wartezeiten. Der TÜV Nord verweist darauf, dass der Bedarf an praktischen Fahrprüfungen im zweiten Halbjahr 2022 drastisch zugenommen habe und Lösungen für die Engpässe gesucht würden: «Wir bieten als TÜV Nord an vielen Standorten seit vielen Wochen auch am Samstag Prüfungen an, was neben weiteren Maßnahmen zu Entlastungen führt», sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

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