Im Untersuchungsausschuss Kindesmissbrauch des NRW-Landtages will die SPD den Fragen möglicher weiterer Täter und eines möglichen Täternetzwerkes im Umfeld des Campingplatzes Lügde nachgehen. «Wir gehen von weiteren Tätern aus im Gesamtkomplex Lügde aufgrund der Unterlagen, die uns vorliegen», sagte der SPD-Obmann Andreas Bialas am Freitag in Düsseldorf. Zudem stelle sich die Frage, ob der Missbrauch digital verbreitet worden sei. Die Ermittlungen hätten sich laut Aktenlage stark auf drei bereits verurteilte Hauptbeschuldigte konzentriert. Bei Zeugenvernehmungen in der kommenden Woche wolle die SPD deshalb Polizeibeamte befragen, inwieweit sie weitere mögliche Täter ins Visier genommen haben. Bialas verwies darauf, dass es sich beim Gesamtkomplex Lügde um ein Grenzgebiet zu Niedersachsen handele und sich deshalb auch die Frage stelle, wie die NRW-Behörden mit denen im benachbarten Bundesland zusammengearbeitet hätten. Deshalb habe die SPD im U-Ausschuss des NRW-Landtags beantragt, Informationen aus Niedersachsen anzufordern. Als weiteren SPD-Schwerpunkt nannte Bialas den Opferschutz und dabei insbesondere die Frage, ob die Opfer schnellstmöglich vor weiterem Missbrauch geschützt worden seien. Er kündigte außerdem eine Große Anfrage der SPD mit mehr als 100 Einzelfragen an die Landesregierung dazu an, ob die Handlungsempfehlungen des ersten U-Ausschusses - wie die Arbeit der Behörden verbessert werden kann - umgesetzt worden seien. Der erste Parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Kindesmissbrauch im NRW-Landtag hatte die Aufgabe, die Rolle von Behörden und Polizei nach jahrelangem sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe zu untersuchen. Der Zwischenbericht listet strukturelle Probleme im Bereich der Jugendämter in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie bei der Polizei auf. Nach der Landtagswahl im Mai setzte der neu gewählte NRW einen weiteren Untersuchungsausschuss zum Thema Kindesmissbrauch ein. Ziel ist, Kinder und Jugendliche besser vor sexualisierter Gewalt schützen. Der Informationsfluss von Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialsystem soll auch beleuchtet werden.