Wirtschaft fordert «Brückengipfel»: Kein zweites Rahmede

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Nach der erfolgreichen Sprengung der Rahmedetalbrücke rücken Bagger und weitere Einsatzfahrzeuge zu den Aufräumarbeiten aus. - © Markus Klümper/dpa/Archivbild
Nach der erfolgreichen Sprengung der Rahmedetalbrücke rücken Bagger und weitere Einsatzfahrzeuge zu den Aufräumarbeiten aus. (© Markus Klümper/dpa/Archivbild)

Nach dem Desaster um die inzwischen abgerissene Rahmede-Talbrücke warnen Industrie und Handel vor einer Sperrung vieler alter Brücken auch im Rheinland. Von rund 6500 Brücken zwischen Emmerich und Bonn erhielten einer Auswertung der Industrie- und Handelskammern (IHK) im Rheinland zufolge rund 1000 Bauwerke die beiden schlechtesten Traglastnoten. «Das Risiko für ein zweites Rahmede bei uns im Rheinland steigt mit jedem Tag», sagte Werner Schaurte-Küppers, Präsident der niederrheinischen IHK, am Mittwoch in Düsseldorf.

Sollte auch eine Brücke im Rheinland gesperrt werden, wäre das nach seinen Worten eine «Katastrophe». Der Zustand der Brücken entscheide mit über die Zukunft des Industriestandortes Rheinland als einem der wichtigsten Standorte in Europa. Das Rheinland sei die «Logistik-Drehscheibe Europas» und Transitregion. Einen Totalausfall oder eine Sperrung wie im Fall der Rahmede-Brücke über der A45 könne sich das Rheinland nicht leisten. Mehr als eine Million Menschen und mehr als 100 000 Lastwagen überquerten jeden Tag den Rhein.

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Die IHKs Düsseldorf und Niederrhein forderten einen «Brückengipfel» mit NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer und ein Sondervermögen von zehn Milliarden Euro für den Neubau von Brücken. Eine neue Brücke koste 600 bis 700 Millionen Euro.

Für das Gutachten hatten die IHKs gemeinsam mit dem Institut für Straßenwesen (ISAC) der RWTH Aachen die verfügbaren Daten von Brücken in der Trägerschaft von Bund und Land ausgewertet. Mit Stand 2022 wurden 343 Brücken mit dem schlechtesten Traglastindex V bewertet und 663 mit dem zweitschlechtesten Traglastindex IV.

Um Brücken-Neubauten zu beschleunigen schlagen die IHKs unter anderem eine beschleunigte und vereinfachte Vergabe, die Einführung von Fristen für die Verwaltung und standardisierte Brückenbauwerke nach dem Vorbild der Niederlande vor. Mit modularen Brückenbausystemen könnten auch Kosten gesenkt und Bauzeiten verkürzt werden.

Die marode Rahmede-Talbrücke an der A45 bei Lüdenscheid war am 7. Mai gesprengt worden. Bereits seit Dezember 2021 war die Brücke gesperrt und die wichtige Verkehrsachse Dortmund - Frankfurt damit unterbrochen. Die auch wirtschaftlich bedeutende umliegende Region ist von Stauchaos, Lärm- und Abgasen, stockendem Lieferverkehr, Fachkräfte-Abwanderung und Umsatzeinbußen schwer getroffen.

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