Gruner+Jahr: Brandbrief gegen die Zerschlagung

Redaktionen von „Stern“, „Geo“ und Co. beklagen den Umgang des Konzerns mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie wenden sich direkt an die Bertelsmann-Gesellschafterfamilie Mohn.

Martin Krause

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Aufsichtsratschef Christoph Mohn (v. l.), Stiftungsvorstand Brigitte Mohn und die langjährige Familiensprecherin Liz Mohn halten neben der Bertelsmann-Stiftung auch eigene Minderheitsanteile an dem Gütersloher Konzern. - © picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Aufsichtsratschef Christoph Mohn (v. l.), Stiftungsvorstand Brigitte Mohn und die langjährige Familiensprecherin Liz Mohn halten neben der Bertelsmann-Stiftung auch eigene Minderheitsanteile an dem Gütersloher Konzern. (© picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Hamburg. Die prominentesten Redaktionen des Hamburger Magazinverlages Gruner+Jahr, der einst als Deutschlands größter Magazinverlag galt, kämpfen gegen die weitere Zerschlagung der Bertelsmann-Tochter. Nachdem der Verlag bereits 2022 zu großen Teilen vom ebenfalls zu Bertelsmann gehörenden TV-Unternehmen RTL Deutschland geschluckt worden war, sind die Journalisten jetzt wegen der Ankündigung besorgt, dass einige Zeitschriftentitel wahrscheinlich verkauft werden sollen. Die Redaktionsbeiräte von „Stern“, „Geo“, „Brigitte“, „Eltern“ und weiteren Redaktionen wenden sich daher mit einem Brief direkt an Christoph Mohn, den Aufsichtsratschef des Mutterkonzerns Bertelsmann, sowie an Liz Mohn, die Witwe des verstorbenen Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn.

„Bewahren Sie diesen einzigartigen Verlag und führen Sie ihn gemeinsam mit uns in eine gute Zukunft!“, appellieren die Redaktionsbeiräte demnach an die Eigentümerfamilie. Eigentümer und Belegschaft hätten ein „gemeinsames, langfristiges Interesse an einem publizistisch unabhängigen und wirtschaftlich starken Medienhaus“, schreiben sie in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. „Der Geist (. . .), der dieses Verlagshaus über die Jahrzehnte getragen hat, lebt.“

"Soll hier eine ganze Belegschaft zermürbt werden?"

Die Vorgänge der vergangenen Monate hätten aber zu einer „großen Verunsicherung der Kolleginnen und Kollegen“ geführt. Und sie klagen: „So geht man nicht mit Menschen um, die seit vielen Jahren mit großem Engagement für ihre Marke arbeiten. Oder soll hier eine ganze Belegschaft zermürbt werden?“

Die Kritik richtet sich insbesondere auch gegen Bertelsmann-Konzernchef Thomas Rabe, der sich in der Vergangenheit ausdrücklich zum Journalismus bei Gruner+Jahr bekannt hatte. Rabe habe im November die „Stern“-Redaktion besucht, andere Redaktionen aber nicht.

Derzeit warten die Mitarbeiter auf die Ergebnisse einer Analyse, die ausschlaggebend dafür sein soll, welche Titel anderen Verlagen zum Kauf angeboten werden. Bei Verkäufen von Magazinen wie der „Brigitte“ wird der Verlust vieler Stellen befürchtet.

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