Volksbanken in OWL: Mega-Fusion geplant

Nur gut zwei Jahre nach dem Zusammenschluss der Häuser Herford-Bad Oeynhausen und Mindener Land steht jetzt eine weitere Verschmelzung an. Sitz der neuen "Volksbank in Ostwestfalen eG" soll Bielefeld werden.

Matthias Bungeroth

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Hauptsitz der neuen Bank soll Bielefeld werden. - © dpa
Hauptsitz der neuen Bank soll Bielefeld werden. (© dpa)

Bielefeld/Gütersloh/Herford/Minden. Die Region Ostwestfalen steht vor der größten Bankenfusion ihrer Geschichte. Die Volksbanken Bielefeld-Gütersloh und Herford-Mindener Land wollen fusionieren. Das gaben die Vorstände in Bielefeld bekannt. "Wir wollen wachsen und investieren", nennt Andreas Kämmerling, Vorstandssprecher der Volksbank Herford-Mindener Land, zwei Gründe für diesen bemerkenswerten Schritt. Michael Deitert, Vorstandssprecher der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, ergänzt: "In der Finanzdienstbranche spüren wir einen hohen Investitions-, Kosten- und Margendruck. Dem müssen wir uns stellen."

Die Mitgliedervertreter und die Beschäftigten seien bereits informiert worden. Betroffen sind an allen 95 Standorten rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese würden für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben dringend benötigt, versicherte Deitert. Er sagte dazu: "Es gibt keine fusionsbedingten Kündigungen. Wir brauchen die gesamte Mannschaft." Die angestrebte Fusion schaffe eher sogar neue Perspektiven für das dann enorm gewachsene Geldhaus.

Hauptsitz der neuen Bank soll Bielefeld werden. Die Standorte Gütersloh, Bielefeld, Herford und Minden sollen als Regionalzentren fungieren. Der Name soll künftig "Volksbank in Ostwestfalen eG" heißen und von den beiden Co-Vorstandsvorsitzenden Deitert und Kämmerling geführt werden. Deitert sprach davon, dass es bereits seit November vergangenen Jahres "sehr vertrauensvolle und konstruktive Sondierungsgespräche" gegeben habe, die nun mit dem Ziel fortgesetzt werden sollen, die neue Megabank auch tatsächlich zu realisieren.

"Wir verlieren keine Kundennähe. Im Gegenteil."

Die stark gewachsene, neue "Volksbank in Ostwestfalen eG" würde insgesamt mehr als 290.000 Kundinnen und Kunden betreuen und gut 192.000 Mitglieder haben. Das formelle Prozedere sieht vor, dass nach weiteren erfolgreichen Verhandlungen die Mitgliedervertreter beider Banken im Oktober dieses Jahres in außerordentlichen Vertreterversammlungen über die Fusion, die technisch im dritten Quartal 2024 abgeschlossen sein soll, entscheiden. Sollte das Votum positiv ausfallen, könne die neue "Volksbank in Ostwestfalen eG" rückwirkend zum ersten Januar 2024 offiziell starten.

Die Gremien müssen die Weichenstellung mit einer Mehrheit von mindestens 75 Prozent der Stimmen fällen, wie es hieß. Die Vorständler, die am Mittwoch ihre ehrgeizigen Pläne der Öffentlichkeit präsentierten, sind sehr optimistisch, dieses Quorum zu erreichen. "Wir trauen uns deutlich mehr zu", sagte Oliver Ohm (Volksbank Herford-Mindener Land eG).

Man wolle ein Top-Ansprechpartner für alle Kunden bleiben und diesen Status der regionalen Verbundenheit eher noch weiter ausbauen, kündigte Kämmerling an. "Wir verlieren keine Kundennähe, im Gegenteil", versprach der Vorstandssprecher. Man habe sich dem Grundsatz "Region first" verschrieben. Konkrete Ziele seien, die Kerngeschäfte zu halten und neue Geschäftsfelder zu entwickeln, die man zum Teil aus Kundengesprächen in der jüngsten Zeit generiert habe. Das Wachstum ermögliche es zum Beispiel künftig, größere Kredite vergeben zu können.

Fusion auf Augenhöhe angestrebt

Man wolle sich zum Beispiel im Agrarbereich, in der Gruppe der Freiberufler oder im internationalen Geschäft weiter entwickeln, erläuterte Ulrich Scheppan (Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG). Für Privatkunden wolle man Serviceleistungen wie Sanierungsberatungen aus einer Hand anbieten. In jedem Fall würden Kunden auch künftig von den gleichen Expertinnen und Experten beraten. Man sei froh, diesen Schritt in einer Region angehen zu können, die über ein starkes Unternehmertum verfüge, eine geringe Arbeitslosigkeit aufweise und über eine hohe Kaufkraft verfüge.

Im Übrigen sieht man in dem angestrebten Schritt eine Fusion auf Augenhöhe. Die beiden Volksbanken haben jeweils rund 650 Beschäftigte, Bielefeld-Gütersloh eine Bilanzsumme von rund 5,6 Milliarden Euro, Herford-Mindener Land rund 4,6 Milliarden. An die Mitglieder ausgeschüttet wurden zuletzt 1,1 Millionen Euro (Herford-Mindener Land) sowie 1,4 Millionen Euro (Bielefeld-Gütersloh).

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