Augustdorf. Es war eine Situation, wie sie an Schulen häufig vorkommt: Ein Schüler schubst einen anderen. Doch dieses Mal passierte Schlimmeres. Es war während des Sportunterrichtes, wie Wesley Rottmann schildert. Der Ball sei beim Völkerballturnier hinter die heruntergelassene Zwischenwand gerollt. Ein Mitschüler habe den Ball unter sein T-Shirt geschoben und ihm den Ball nicht geben wollen.
Nach seinen Angaben hat er den anderen an die Schulter getippt, worauf dieser ihn geschubst habe. "Ich hatte das Gefühl, dass ich abhebe." Der 15-Jährige fiel über die erste fest installierte Stuhlreihe und brach sich an drei Stellen den Arm. Es sei ein "Höllenschmerz" gewesen, erzählt Wesley, während er mit einem dick bandagierten Arm im elterlichen Esszimmer sitzt. Er wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren, wo er operiert wurde und sechs Tage bleiben musste.
Bei den Eltern von Wesley war der Schreck so groß, dass sie noch am gleichen Tag bei der Polizei Anzeige erstatteten. Es hätte schließlich auch Schlimmeres passieren können, meint Mutter Roswitha Rottmann. Sie hofft, dass keine Schäden zurückbleiben. "Die Prognosen sind gut", sagt sie. Die Eltern wollen sich jedoch anwaltlich beraten lassen. Im Zwist habe er sich mit dem Mitschüler nicht befunden, versichert Wesley. "Ich hab nichts mehr von ihm gehört. Er hat sich auch nicht entschuldigt." Klassenkameraden hätten dagegen gefragt, wie es ihm gehe. Der 15-Jährige wird vielleicht zum Ende der Woche wieder in die Schule gehen können, den Gips aber noch eine Weile behalten.
Eine Schule kann zur Erfüllung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrages Schulordnungsmaßnahmen gegen einen Schüler verhängen. Die Schulgesetze sehen dafür eine Reihe von Maßnahmen vor, wobei die Verhältnismäßigkeit gewahrt sein muss. Ordnungsmaßnahmen kommen in Betracht, wenn pädagogische Maßnahmen für nicht ausreichend befunden werden. Möglich sind ein Verweis oder der Ausschluss vom Unterricht. Generell gilt: je schwerer das Fehlverhalten des Schülers ist, desto schärfer fällt die zu verhängende Ordnungsmaßnahme aus.
Für Schulleiterin Iris Naumann ist die Situation in der Witex-Halle, in der sich direkt an das Spielfeld die fest installierten Stuhlreihen anschließen, nicht optimal. "Wir haben uns darüber immer schon Sorgen gemacht", sagt sie. Bislang sei allerdings nichts passiert. Sie berichtet auf Anfrage der Lippischen Landes-Zeitung, dass zwei Lehrer die Situation gesehen hätten und eingreifen wollten, aber da sei der Unfall jedoch schon geschehen.
Das Prozedere sehe ins solchen Fällen vor, dass ein Lehrer den Vorfall sofort melden müsse, sagt die Schulleiterin. Die zwei Lehrkräfte seien gebeten worden, die Situation schriftlich zu schildern. Der andere Schüler habe den Vorfall dem Konrektor schildern müssen. Dabei habe der Jugendliche gesagt, dass ihm die Sache leid tue und er das nicht vorausgesehen habe.
Laut Schulleiterin soll noch ein Gespräch in der Klasse stattfinden, mit dem Tenor, dass auch bei hitzigen Spielen überlegt gehandelt werden müsse. "Es soll auch noch ein Gespräch zwischen den beiden Schülern geben", versichert Iris Naumann. Der schulinterne Ausschuss für Ordnungsmaßnahmen - drei Lehrer, ein Elternvertreter und der Schulleiter - werde Wesley noch anhören. Das Schulgesetz sehe bei Gewalt eine Reihe von abgestuften Ordnungsmaßnahmen vor. Die Kreispolizei ermittelt nach der Anzeige, ob es sich um einen Unfall oder eine fahrlässige Körperverletzung gehandelt haben könnte.