Detmold. Im Herzen der Stadt gibt es ab sofort einen Ort, an dem sich Flüchtlinge und Einheimische treffen können. Die frühere „Malibu Lounge" in der Paulinenstraße 65 ist zu einem Begegnungszentrum umgestaltet worden. Innenarchitektur-Studenten der Hochschule OWL entwickelten und bauten die Möbel dafür, wobei das Budget einzig aus Sachspenden von Bürgern bestand.
Die Initiative zu dem Projekt stammt von Sozialarbeiterin Ulrike Danesh, die in der städtischen Kontaktstelle für Ausländer tätig ist. Ihre Idee war es, gespendete Möbel mit Hilfe von angehenden Innenarchitekten so aufzubereiten, dass sich auch Detmolder Bürger in der Begegnungsstätte wohl fühlen, um bei einer Tasse Tee oder Kaffee mit den Geflüchteten ins Gespräch zu kommen. Die Möbel dazu wurden von der euwatec gGmbH gesammelt und zur Verfügung gestellt.
„Und so legten die Studierenden des Bachelor-Studiengangs Innenarchitektur im Wintersemester 2016/17 im Auftrag der Stadt Detmold los", heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Betreut wurden sie dabei von dem Herforder Recycling-Designer Oliver Schübbe von der O2 Designgroup sowie von Professor Verena Wriedt von der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur an der Hochschule OWL.
Die Herausforderung dabei war, dass Kosten allein für Farbe, Schrauben oder anderes Befestigungsmaterial sowie für Leuchten entstehen sollten. Herauskommen sollte ein gemütlicher Loungebereich mit Sitzmöglichkeiten für 10 bis 15 Besucher, inklusive Couchtischen und Beleuchtung.
Gefragt waren außerdem mobile Arbeitstische für einen Multifunktionsraum, in dem 15 bis 20 Personen sowie drei Internetarbeitsplätze Raum finden.
Dabei stellten sich die Studenten folgende Fragen: Woher kommen die Geflüchteten? Wie sehen Treffpunkte in ihren Heimatländern aus? Wie wird dort Gemütlichkeit definiert? Es folgten Recherchearbeiten, ein Besuch der Recyclingbörse sowie die Entwurfsphase. Gemeinsam mit Flüchtlingen wurden die Prototypen gebaut. Die Studenten erstellten daraus einen Bauplan, um damit gegebenenfalls in Serie für andere Begegnungsstätten zu gehen.
Neben dem geringen Budget kamen auch enormer Zeitdruck, schwieriges Ausgangsmaterial, Gewährleistung von Unfall- und Brandschutz der Möbel und die Koordination des Möbelbaus mit ungelernten Helfern erschwerend hinzu. „Also alles wie im richtigen Leben", erklärt Professor Wriedt. Eingesetzt werden die Möbel unter dem Vorbehalt, dass die kreativen Arbeiten der Studierenden alltagstauglich sind. Gegebenenfalls sollen die fertigen Stücke auch in andere Einrichtungen kommen, um die von den Studenten entworfenen Möbelstücke einem großen Publikum zugänglich zu machen.
In dem neuen Begegnungszentrum sollen Geflüchtete unter anderem Unterstützung beim Ausfüllen von Arbeitslosengeld-II-Anträgen, beim Aufsetzen von Bewerbungen und auch Deutschnachhilfe bekommen.
Außerdem sind Informationen über das Leben in Deutschland erhältlich – zum Beispiel darüber, wie der Müll getrennt wird, oder wie man sich ansonsten umweltbewusst verhält. Die Flüchtlinge können aber auch einfach nur mit Detmoldern zusammensitzen und bei Brettspielen Kontakte knüpfen und sich austauschen. Alle Interessierten sind dazu jederzeit willkommen.
Die Begegnungsstätte ist ab Dienstag, 31. Januar, immer dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Fragen beantwortet Claudia Mander, Koordination ehrenamtliches Engagement, unter Tel. 05231-977-587.