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Abgeschobener Flüchtling wird zurückgeholt

Anwalt will dauerhaftes Abschiebeverbot erreichen

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Büren/Dortmund (gär). Der Fall des abgeschobenen Flüchtlings Aziz L. (21) nimmt eine sensationelle Wende. Wie ein Sprecher des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BMF) auf Anfrage bestätigte, soll der Betroffene "zeitnah" aus Italien zurückgeholt werden.

Nach Angaben seines Anwalts, Carsten Kerschies, sollte Aziz L. bereits am Dienstag auf dem Flughafen in Düsseldorf landen. Wie der BMF-Sprecher weiter erläuterte, habe seine Behörde den Kontakt mit den italienischen Behörden gesucht und die Rückführung koordiniert. Der Fall war durch diese Zeitung publik gemacht worden. Der Afghane Aziz L. war über Italien illegal nach Deutschland eingereist.

Man hatte ihn in Dortmund festgenommen und in die Bürener Abschiebehaftanstalt gebracht. Ein zuständiger Richter des Verwaltungsgerichts Oldenburg entschied jedoch, dass Aziz L. vorerst nicht zwangsweise nach Italien als sogenanntes sicheres Drittland zurückgebracht werden dürfe, weil dort für Flüchtlinge derzeit menschenunwürdige Verhältnisse herrschen.

Obwohl Aziz L. per richterlichem Eilbeschluss ein Bleiberecht in Deutschland besaß, wurde er am 21. August von der Bundespolizei am Flughafen Köln/Bonn in eine Maschine verfrachtet und nach Bari abgeschoben. Ausweislich eines internen Protokolls wurde die Bundespolizei durch die Ausländerbehörden von dem Bleiberecht mündlich in Kenntnis gesetzt. Sie verlangte aber den richterlichen Beschluss in schriftlicher Form.

Das Fax soll dann eine Minute zu spät am Airport Köln/Bonn eingetroffen sein. "Ich bin sehr erleichtert", sagte Anwalt Kerschies am Dienstag. Er werde versuchen, Aziz L. nach Hamburg zu holen und für ihn ein dauerhaftes Abschiebeverbot zu erreichen. Kerschies hat Strafanzeige erstattet. Er will auch zivilrechtliche Ansprüche geltend machen.

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