Bad Salzuflen. Paukenschlag beim SC Bad Salzuflen: Trainer Aleksandar Knezevic (38) verlässt den Fußball-Bezirksligisten und wechselt zum FC RW Kirchlengern. Dem Vernehmen nach sollen finanzielle Gründe der Hauptgrund gewesen sein.
„Da wissen Sie mehr als ich", wollte Rüdiger Gutknecht, Sportlicher Leiter in Kirchlengern, gestern Vormittag eine LZ-Information zunächst nicht bestätigen. Kurze Zeit später sagte Gutknecht dann: „Ja, es stimmt. Seit einer Woche haben wir intensive Gespräche mit Aleksandar geführt. Zusammen mit seinem ,Co Patrick Neumann kommt er erstmal für ein Jahr." Der Verantwortliche des FC ist davon überzeugt, „dass die beiden zum jetzigen Zeitpunkt am besten passen. Aleksandar ist ein junger Mann, der über viel Erfahrung verfügt. Zudem möchte er noch ein oder zwei Spieler mitbringen".
Der FC RW Kirchlengern, Absteiger aus der Fußball-Landesliga, steht seit dem vorletzten Spieltag der Serie 2015/16 ohne Trainer da, nachdem Miron Tadic seinen Rücktritt erklärte. Beim Stande von 0:5 bei der Partie bei Verl II hatte er fünf Minuten vor Spielende seine Entscheidung den Verantwortlichen mitgeteilt. Endstand war 0:6.
SC-Vorsitzender Rainer Koch weiß „seit vergangener Woche" von den Knezevic-Plänen: „Aleksandar sucht eine neue sportliche Herausforderung, wir trennen uns nicht im Bösen. Es war eine tolle Zusammenarbeit." Und welche Spieler gehen mit ihrem Coach nach Kirchlengern? Koch: „Ich weiß, dass mehrere angesprochen wurden, aber alle wollen beim SC bleiben." Wohl erst am 30. Juni wissen alle mehr.
Nachfolger in den Startlöchern
Gelassen hat Rainer Koch, Vorsitzender des SC Bad Salzuflen, gestern auf die Frage nach der Zukunft der ersten Fußball-Mannschaft reagiert: „Wir befinden uns in sehr intensiven Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern. Unser Obmann Björn Schollbach ist da federführend. Auch wenn es noch keine Unterschrift gibt, werden wir mindestens gleichwertigen Ersatz finden – vielleicht sogar noch besseren." Klingt nach einer schnellen Lösung. Björn Schollbach sagte am Abend: „Es gibt drei Kandidaten. Ich gucke nach vorne und will nicht nachtreten. Mit Knezevic und Neumann verlieren wir auch zwei gute Spieler, wir hatten eine erfolgreiche Zeit."Im November 2014 trat Knezevic beim SC Bad Salzuflen die Nachfolge von Stefan Wirsching an. Für den ehemaligen Oberliga-Spieler (in Lippstadt, Gütersloh, Verl und Wiedenbrück), der vorher als „Stand-by-Kicker" bei Victoria Clarholz in der Westfalenliga kickte, war das Engagement an der Waldstraße die erste Trainerstation. Über Uwe Eberhardt, der häufig auf dem SC-Gelände weilt und als Sportlicher Leiter in Vlotho tätig ist, entstand der Kontakt nach Salzuflen.
In einem LZ-Gespräch kurz vor seinem SC-Engagement sagte Aleksandar Knezevic: „Ich möchte langfristig etwas aufbauen." Als die Anfrage aus Kirchlengern kam, wollte er von dieser Aussage offenbar nichts mehr wissen. Er nahm sein Wort, das er den Verantwortlichen gegeben hatte, zurück und entschied sich zu einem Wechsel.
Nach einem mäßigen Start hatte der SC in der abgelaufenen Saison eine tolle Serie hingelegt und im Meisterrennen zwischenzeitlich sogar die Trümpfe in den Händen gehalten. Erst nach dem 0:0 gegen Stift Quernheim galt der Aufstieg als unwahrscheinlich. Als Vierter überquerte das Team schließlich die Ziellinie.
Kommentar: Ein schlechtes Vorbild
von Sebastian Lucas
Immer wieder üben Verantwortliche Kritik, wenn Spieler ihr Wort brechen und den Verein trotz Zusage verlassen – zu Recht. Doch der „Fall Knezevic" zeigt: Als Trainer wird er seiner Vorbildfunktion, die er einnehmen sollte, nicht gerecht.
Verträge, ob mündlich oder schriftlich, spielen im Profibereich schon lange keine Rolle mehr. Markus Weinzierl verlässt den FC Augsburg und geht zu Schalke 04, sein Nachfolger ist Dirk Schuster, eigentlich an Darmstadt 98 gebunden. Und was ist mit Götze und Lewandowski? Die FC-Bayern-Verantwortlichen legen Götze einen Wechsel nahe, um noch eine Ablöse zu kassieren. Die Berater von Lewandowski verhandeln trotz FCB-Vertrag mit allen anderen Top-Klubs. Einige Beispiele, die nachdenklich stimmen.
Zurück zu Aleksandar Knezevic: Er hat erfolgreiche Arbeit in Salzuflen geleistet. Die Verantwortlichen bauten die Mannschaft nach seinen Vorstellungen um, der Serbe formte die Spieler schnell zu einer Einheit. Nach dem verpassten Aufstieg meinte der nun scheidende Coach noch zu seinen Spielern: „Dann schaffen wirs eben in der nächsten Saison." Pustekuchen.
Da Kirchlengern ebenfalls Bezirksligist ist, kann nur das Geld das Argument für den Abschied sein. Sein Nachfolger sollte die Disziplin in den Vordergrund rücken. Atasayar flog dreimal in dieser Saison vom Platz. Auch das hat Knezevic mit zu verantworten.