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Verteidiger von Wilfried W. will Freispruch fordern

Folterpaar von Höxter: Der Bielefelder Strafverteidiger Detlev Binder erläutert seine Strategie für den Prozess 
vor dem Paderborner Landgericht. Vor allem will er eine Verurteilung des Hauptbeschuldigten wegen Mordes verhindern

Dirk-Ulrich Brüggemann

Hauptbeschuldigter: Wilfried W. soll zusammen mit seiner Ex-Frau Angelika W. in Höxter zwei Frauen zu Tode gefoltert haben. - © privat
Hauptbeschuldigter: Wilfried W. soll zusammen mit seiner Ex-Frau Angelika W. in Höxter zwei Frauen zu Tode gefoltert haben. (© privat)

Höxter/Bielefeld. Der Bielefelder Rechtsanwalt Detlev Binder, der gemeinsam mit seinem Kollegen Carsten Ernst den Hauptbeschuldigten im Fall des „Folterpaares von Höxter", Wilfried W, verteidigt, hat im Gespräch mit Spiegel Online erstmals seine Prozessstrategie erläutert. Wilfried W. soll zusammen mit Angelika W. zwei Frauen so schwer misshandelt haben, dass sie starben. Der Prozess beginnt voraussichtlich am 26. Oktober vor dem Landgericht Paderborn.

In dem Interview mit dem Nachrichtenportal sagt Binder, er kämpfe dafür, dass sein Mandant nicht wegen Mordes verurteilt werde. „Natürlich rechne ich nicht mit einem Freispruch. Mein Mandant wird sich vor Gericht äußern und schwere Fehler einräumen", so Binder auf der Internetseite. Bislang hat Wilfried W. geschwiegen.

Binder sagt weiter, dass es Misshandlungen gab, deren Zeuge sein Mandant gewesen ist. Wilfried W. habe aber zu keinem Zeitpunkt selbst misshandelt.

Detlev Binder räumt ein, dass sein Mandant „kein Engel" sei. Vor Gericht würden nicht die Schläge mit der flachen Hand verhandelt, sondern dort solle es darum gehen, dass beide Opfer oft stundenlang in der Badewanne angekettet waren. Dort sollen sie mit Gegenständen traktiert worden sein, so dass sie später starben. „Es geht nicht um zwei Ohrfeigen", so der Anwalt in dem Interview.

Der Anwalt beschreibt Wilfried W. als einen hilflosen großen Mann, der ohne seine Ex-Frau nur beschränkt lebensfähig gewesen sei. Angelika W. habe das Kommando geführt, und Wilfried W. sei zu schwach gewesen, sich dagegen zu wehren. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Ich glaube nicht, dass wir am Ende des Prozesses eine derartige Feststellung treffen", so Binder.

Auf die Frage, ob das Folterpaar von Höxter früher hätte entdeckt werden müssen, sagte der Anwalt, dass die Toten von Höxter „sich ohne Wenn und Aber" hätten verhindern lassen.

Binder bemängelt, dass bei einem Besuch des Paares in der Polizeiwache Uslar von den Polizeibeamten nichts geschehen sei. Ihm sei unverständlich, weshalb die Ermittlungsbehörden nicht wacher gewesen seien und sich nicht mehr Mühe gegeben hätten.

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