Dortmund (dpa). Mehrere Tausend „Pokémon Go"-Spieler aus dem In- und Ausland treffen sich am Samstag und Sonntag in Dortmund. Anlass ist ein Fantreffen im Westfalenpark unter dem Titel „Safari Zone". Veranstalter ist der Entwickler des Mobilspiels, die US-amerikanische Firma Niantic.
In dem weitläufigen Park können die Spieler mit Hilfe ihrer Handys zahlreiche virtuelle Monster fangen. Um den Reiz für die Spieler zu erhöhen, lässt Niantic dort auch einige Pokémon erscheinen, die nur selten in Europa zu finden sind. Auch im übrigen Stadtgebiet gibt es Monster zu fangen.
Die Polizei appellierte im Vorfeld an die Spieler, im Straßenverkehr besonders vorsichtig zu sein, grundsätzlich die Privatsphäre anderer zu respektieren und keinen Hausfriedensbruch zu begehen. Hotels, Theater, Schiffe oder Nachbars Garten seien Plätze, an denen das Spiel meist unerwünscht sei. „Auch auf Polizeiwachen werden nur Verbrecher gejagt, keine Pikachus!", hieß es weiter.
Bei „Pokémon Go" gehen Spieler mit ihrem Smartphone in der realen Welt auf die Suche nach virtuellen Monster-Figuren, die sie einfangen, trainieren und gegeneinander kämpfen lassen können. Auf dem Handy-Bildschirm werden dabei die Figuren in das Kamerabild der Umgebung eingeblendet. Das Spiel löste im Sommer 2016 einen internationalen Hype aus. Nach Angaben von Niantic wurde es weltweit mittlerweile über 800 Millionen Mal heruntergeladen.
Zehn kuriose Vorfälle rund um die Monstersuche
Die Jagd kollidiert zuweilen mit der Realität. Ob in New York, Sydney oder in Ostwestfalen-Lippe: Fälle, in denen die Suche nach den kleinen Monstern zu kuriosen und teilweise gefährlichen Situationen führte.
New York: Besondere Auswirkungen hatte das Spiel für ein US-Pärchen: Es trennte sich. Nach einer Meldung der New York Post, hat eine Frau ihren Partner mit Hilfe des Spiels beim Seitensprung erwischt. Der Mann hatte sich mit seiner Ex-Freundin getroffen und dort die Suche nach Pokémon nicht unterbrochen. Verhängnisvoll wurde für ihn, dass das Spiel Standortdaten sammelt. Somit konnte die Betrogene genau sehen, dass ihr Freund im Haus seiner Ex war.
Zu laut
Minden: Scheinbar gibt es auch Pokémon in der Nähe von Krankenhäusern. So hat die Polizei am Johannes-Wesling-Klinikum in Minden ein Zusammenkommen der Monsterjäger aufgelöst. Insgesamt mehr als 300 Jugendliche mussten das Gelände verlassen nachdem sie dort bis tief in die Nacht die kleinen Monster gejagt hatten. Zwar kam es dabei zu keiner direkten Ruhestörung, aber durch die große Zahl der Spieler waren selbst Gespräche bei normaler Lautstärke irgendwann zu störend. Das sahen die Poké-Jäger ein und räumten nach Aufforderung der Beamten friedlich das Feld.
Bielefeld-Brackwede: Pokémon gibt es überall in Bielefeld, auch in Brackwede. Die Anwohner der dortigen Kirche sind aber skeptisch über das Geschehen auf dem kleinen Kirchplatz. Eine Nachbarin habe sogar Angst gehabt, abends noch rauszugehen, berichtet ein Anwohner. Als sich eines Abends 50 Spieler auf dem Platz aufhielten, rückte die Polizei an. Er habe nichts dagegen, wenn der Platz mehr frequentiert werde, meint der Brackweder. Doch die „Nebenerscheinungen", wie er es vorsichtig formuliert, seien inakzeptabel – besonders wenn die Kirche auch noch zur öffentlichen Toilette werde.
Bielefeld: Selbst die heilige Ruhe auf Friedhöfen scheint einige Fans des Handyspiels „Pokémon Go" nicht abzuhalten, in Gruppen den Sennefriedhof zu besuchen. Dort gebe es viele Pokémon. Anstoß dazu hat ein Bielefelder Student mit einem Video gegeben. In dem Clip auf „Youtube" erklärt er den Zuschauern, wie man erfolgreich Pokémon fängt – und steht zu Beginn des Videos vor dem Krematorium des Friedhofs. Mitglieder der Facebook-Gruppe „Pokémon Go Bielefeld" verabredeten sich daraufhin über soziale Netzwerke, um zum Friedhof zu ziehen. „Wir haben versucht, keine Gräber zu filmen", räumt Kameramann Sascha Kunhart ein.
Berlin: Auch die Bundeswehr hatte schon mit Pokémon Go zu tun. In Niedersachsen hatten drei Spieler einen Truppenübungsplatz betreten, auf dem gerade mit scharfer Munition geschossen wurde. Das Verteidigungsministerium warnte außerdem Truppe intern vor Sicherheitsrisiken. Spione könnten beispielsweise das Spiel als Tarnung nutzen, um „in unmittelbarer Nähe zu militärischen Liegenschaften" zu fotografieren.
Tokio: In Japan sind in einem Fall gleich mehrere „Pokémon Go"-Spieler durch ihr Hobby zu Gefangenen geworden. In einer öffentlichen Parkanlage in der Stadt Yamagata spielten sie bis in den späten Abend hinein und vergaßen beim gebannten Blick auf ihr Smartphone völlig die Zeit. So merkten die Spieler nicht, als sich die Tore des Parks wie an jedem Tag schlossen, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Als sie zu später Stunde den Park mit ihren Autos doch verlassen wollten, standen sie plötzlich vor verriegeltem Tor. In ihrer Not wandten sie sich mit mehreren Hilferufen an die zuständige Wachgesellschaft. Dank dieser konnten die Selbstvergessenen schließlich nach einer Stunde den Park wieder verlassen.
Sydney: Hunderte spielverrückter Australier haben mitten in der Nacht auf der Suche nach virtuellen Pokémon-Figuren in einem Vorort von Sydney so viel Krach gemacht, dass die Polizei kommen musste. Anwohner schütteten Wasser aus ihren Fenstern, um dem nächtlichen Radau ein Ende zu machen – vergeblich.
Düsseldorf: Das Pokémon-Fieber auf der Düsseldorfer Flaniermeile Kö ist so groß geworden, dass die Stadt die Fans mit Absperrgittern schützen und Toiletten aufstellen will. Bei großem Andrang werde die Girardet-Brücke an der Königsallee zeitweise für den Autoverkehr gesperrt, so Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes sollen die Lage stündlich überprüfen und gegebenenfalls die Fahrbahn sperren. Damit solle die „Verkehrssicherheit für die Spielenden aber auch für andere Passanten" gewährleistet werden. Das Problem: Fans sitzen auf dem Bordstein und stellen dabei ihre Füße auf die Fahrbahn. Passanten weichen auf die Straße aus, weil der Bürgersteig einfach zu voll ist.
Polch/Mayen: Ein aufdringlicher Pokémon-Jäger hat eine Wohnwagenbewohnerin in den frühen Morgenstunden so genervt, dass sie die Polizei rief. Der Mann hatte am Freitagmorgen im rheinland-pfälzischen Polch gegen halb fünf an die Tür des Wohnwagens der Frau gehämmert und um Einlass gebeten, wie die Polizei in Mayen mitteilte. Sie rief die Polizei, die dann den 18 Jahre alten Störenfried nach dem Grund für sein Verhalten fragte. Er gab an, Pokémons sammeln zu wollen. Die Polizeibeamten machten dem Ruhestörer und offensichtlich großen Fan des Smartphone-Spiels klar, dass in dem Wohnwagen „keine virtuellen Monster auf ihn warten".