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Experten vor Ort

Archäologie hautnah erleben: Tag der offenen Grabung auf dem Piepenkopf in Dörentrup

Dörentrup. Tief im lippischen Wald, auf dem sagenumwobenen Piepenkopf, graben sich derzeit wieder Archäologen in die Vergangenheit. In einer internationalen Kooperation untersuchen Studenten und Archäologen der Universität Cardiff eine rund 2300 Jahre alte Wallburganlage aus der vorrömischen Eisenzeit. Wer dabei live zusehen möchte, hat am Sonntag, 3. August, Gelegenheit dazu: Zwischen 10 und 16 Uhr findet der Tag der offenen Grabung statt.

Das Forschungsteam gewährt an diesem Tag spannende Einblicke in seine Arbeit. Führungen durch die Grabungsbereiche, eine kleine Ausstellung mit ausgewählten Fundstücken sowie anschauliche 3D-Modelle und digitale Rekonstruktionen zeigen, wie die Anlage einst ausgesehen haben könnte. Auch für Kinder wird es mit der „Grabungsschule“ ein Mitmachangebot geben – Archäologie zum Anfassen.

Viele Rätsel bis heute

Die Wallburg am Piepenkopf gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf: Zwar deuten zahlreiche Tonscherben, Gebäudespuren und massive Holzkohleschichten auf ein blühendes Siedlungsleben hin, doch war es offenbar nur von kurzer Dauer. Eine auffällige Brandschicht und Spuren von nach außen gezogenen Wallpfosten sprechen für eine mutwillige Zerstörung der Anlage um 250 v. Chr. - jedoch ohne dass Hinweise auf einen Angriff von außen hindeuten. Warum sie nie wieder aufgebaut wurde, ist bislang ungeklärt – genau solchen Fragen geht das Team mit Feuereifer nach.

Dabei greifen die Wissenschaftler seit Kurzem auch auf Drohnenaufnahmen zurück, die hochauflösende Luftbilder der Grabungsflächen liefern. Sie ermöglichen eine noch präzisere Dokumentation der freigelegten Strukturen.

Die Grabung auf dem Piepenkopf läuft mittlerweile im achten Jahr. In enger Zusammenarbeit mit dem Lippischen Landesmuseum und mit Unterstützung des Landesverbandes Lippe bringen die Studenten aus Wales die Geheimnisse der eisenzeitlichen Siedlung nach und nach ans Licht. Dabei wird bei Wind und Wetter täglich gegraben, gemessen, dokumentiert – und immer wieder gestaunt: über neue Tonscherben, verkohlte Pfostenreste oder verschobene Mauern im Wurzelwerk der heutigen Bäume.

Shuttle-Service fährt zum Gipfel

Wer sich selbst ein Bild vom Stand der Forschungen machen möchte, ist herzlich eingeladen. Besucher sollten festes Schuhwerk, Sonnenschutz und ausreichend Trinkwasser mitbringen. Ab der Einfahrt „Zur Maibolte“ in der Straße Zum Kompostwerk fährt zwischen 10 und 15 Uhr ein Shuttle-Service zur Grabungsstelle. Alternativ kann der Weg zu Fuß zurückgelegt werden – die ausgeschilderte Strecke dauert etwa 45 Minuten.

Der Tag der offenen Grabung bietet nicht nur Archäologie zum Anschauen, sondern ein lebendiges Stück lippische Geschichte zum Erleben.

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