Eintauchen ins schwarze Moor: Das ist in Bad Meinberg nur noch in der Praxis für physikalische Therapie an der Parkstraße möglich. Ein Besuch vor Ort.
Horn-Bad Meinberg. Im Eingangsbereich mit seinen Grün- und Holztönen wähnt sich der Besucher in einer Wellness-Oase, doch Inhaberin Claudia Wennemann und ihre fünf Mitarbeiterinnen sind ausgebildete Physiotherapeuten. Ein tiefes Rauschen ist im Hintergrund zu hören, binnen Sekunden ist die Moorwanne gefüllt und Elke Flasche-Pöhlker kann zu Demonstrationszwecken ein Bad nehmen.
Nur der Kopf schaut heraus: Die Mitarbeiterin hat sich in der Wanne ausgestreckt - und entspannt bei höchstens 42 Grad Celsius für 20 Minuten. Für Herzpatienten, gibt es einen „Herzkühler“ auf die linke Brust, der in dem Bereich die Temperatur senkt. „Das ist eine wohlige Wärme“, erläutert Hennemann. „Der hydrostatische Druck ist beim Moor höher als beim Wasser.“ Badende fühlen sich wie schwerelos.
Binnen Sekunden läuft das mit Heilwasser vermischte Moor anschließend wieder ab. Nach dem Abduschen geht es zum Nachschwitzen und zur Entspannung auf eine Liege. „Man ist nachher kaputt wie Harry, aber dann fühlt man sich einfach wohl“, schildert Elke Flasche-Pöhlker. „Grob gesagt braucht man eine Stunde“, erklärt Hennemann. Das Moor wirke bei Hautunreinheiten, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Osteoporose, Bandscheibenerkrankungen und vielem mehr.
Einige Schritte weiter im Keller befindet sich die Moorküche. Auf zwei Arten gelangt Moor ins Rose-Badehaus: Mit Hilfe einer Pipeline vom Moorstich Stinkebrink wird es zunächst in die nebenan liegende MediClin Rose-Klinik geleitet und dort auf die passende Temperatur gebracht. Mit Wasser angereichert wird es dann durch eine Leitung ins Badehaus gepumpt. Im Nebenraum lagert dagegen trockenes Moor für die Moorpackungen. Bei Bedarf kann es partiell für erkrankte Körperteile angewendet werden.
Claudia Hennemann nimmt eine große Schaufel in die Hand und füllt einen Eimer mit dem Naturgut. Computerunterstützt wird es in einem Kessel mit Wasser angereichert und erwärmt. Auch das zweite Heilmittel Bad Meinbergs nutzt das Badehaus: die Kohlensäure. Bäder damit senken den Blutdruck, wirken nervenberuhigend und vitalisierend.
Mit Besonderheit werben
Moor wird im Masterplan als eine der Stärken genannt
Horn-Bad Meinberg (co). „Das Moor ist schon ein Aushängeschild von Bad Meinberg“, findet Claudia Hennemann. Es sei schließlich nach einer Analyse der Inhaltsstoffe das Zweitbeste Deutschlands.
Zwar sei die Zahl der Kur-anwendungen im Laufe der Jahre weniger geworden, doch sie sieht in dem Heilmittel Potenzial für die Zukunft. Das hat auch der Masterplan für Bad Meinberg ergeben. Das Naturmoor, der Moorstich, der im Rahmen des Wanderkompetenzzentrums in Detmold ausgebaut wird, und die historische Moorförderanlage werden darin als Stärken des Ortes genannt. „Mittlerweile kann man mit Moor auch Stresspatienten behandeln, die erst mal runterfahren müssen“, erklärt Hennemann. Mit anderen hat sie sich bereits für das Programm „Lassen Sie sich fallen – wir fangen Sie auf“ zusammengetan, das Interessierte über das Stadtmarketing buchen können. Sie ist nun gespannt, wie es im Sinne des Masterplans mit Bad Meinberg weitergeht. Immerhin gebe es sogar Stammpatienten aus Berlin, die nur wegen des Moors nach Bad Meinberg kämen.
Eine andere Zielgruppe könnte sich Mitarbeiterin Susanne Pufall in Spitzensportlern vorstellen. „Die meisten wollen ihre Ruhe haben“, weiß sie. „Das Moor muss einfach bleiben. Bad Meinberg ohne Moor ist wie eine Flasche ohne Schraubverschluss“, findet Hennemann. „Man muss nur alles richtig vermarkten.“