Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Hummeln dienen bei der Erdbeerernte als Bienenersatz

Theresa Stüssel

  • 0
Bei der Arbeit: Eine Erdhummel bestäubt im Folientunnel eine Erdbeerpflanze. - © Foto: Patrick Menzel
Bei der Arbeit: Eine Erdhummel bestäubt im Folientunnel eine Erdbeerpflanze. (© Foto: Patrick Menzel)

Gütersloh. Der Sommer naht und damit auch der Start der Erdbeersaison. Um jedoch eine ertragreiche Ernte zu garantieren, müssen die Pflanzen bestäubt werden. Dafür sind eigentlich Bienen zuständig. Doch eine andere Tierart kann es ebenso gut, vielleicht sogar besser. Der Gütersloher Bauer Ulrich Schröder setzt auf Hummeln.

Schröder setzt die Tiere in den Folientunneln ein, in denen sich die Erdbeerpflanzen befinden. Sobald die Pflanzen anfangen zu blühen, bestellt er die Hummelvölker. Innerhalb weniger Tage werden sie in Kisten vom Postboten geliefert. „Der Transport der Hummeln mit der Post ist sehr unkompliziert", so Schröder.

Die Box mit dem Hummelvolk, das aus bis zu 100 Hummeln bestehen kann, wird dann in den Folientunnel gestellt, wo sich die Hummeln kurze Zeit später an die Arbeit machen. Ein Hummelvolk von etwa 60 Tieren kann einen Anbau von mehr als 1.000 Quadratmetern innerhalb weniger Wochen bestäuben.

Der Anbau im Folientunnel hat Vorteile. Durch den Treibhauseffekt erwärmt sich die Luft wesentlich schneller, auch bei noch niedrigeren Temperaturen. Somit können die Erdbeeren bis zu drei Wochen eher geerntet werden. „Ich strebe die erste Ernte immer ungefähr für den 1. Mai an", berichtet der Erdbeerbauer. Die ersten Erdbeeren aus der Freilandhaltung sind erst Ende Mai erhältlich.

Außerdem sind die Früchte vor Wetterextremen wie starkem Wind, Frost oder Hagel geschützt. Auch Pestizide müssen weniger häufig eingesetzt werden. Für die Pflanzen gibt es eine spezielle Bewässerung. Durch kleine Schläuche werden die Pflanzen kontinuierlich in kleinen Mengen bewässert, damit kann eine bei Erdbeeren häufig auftretende Fäulnis verhindert wird, die durch zu viel Regen entsteht. Das Wasser wird auch mit Düngereinspeisungen angereichert.

Ein Tunnel kostet um die 5.000 Euro, zusätzlich muss die Folie etwa alle vier Jahre ausgetauscht werden. Auf lange Sicht lohnt sich der Preis. Mit dem Tunnel lässt sich der Anbau einfacher kontrollieren und garantiert auch bei schlechten Wetterbedingungen eine sichere Ernte.

Die Hummeln sind dafür unerlässlich. Die Firma Behr, die ihre Hummeln unter anderem an den Hof Schröder liefert, züchtet die dunkle Erdhummel, „Bombus terrestris". Diese Art ist besonders geeignet für die Bestäubung in den Erdbeertunneln.

Anders als Honigbienen lebt das Hummelvolk nur ein Jahr. Da sie nicht überwintern müssen, legen sie keine großen Vorräte an. Das zwingt die Hummelkolonie zu ständiger Aktivität, um neues Futter zu sammeln. Ein weiterer Vorteil von Hummeln ist, dass sie bei niedrigeren Temperaturen mit der Bestäubung anfangen als Bienen.

Das Thema Pestizide ist für die Hummel auch kein großes Problem. Zwar werden die Pflanzenschutzmittel in manchen Fällen genutzt, doch seien sie in den meisten Fällen bienen- und hummelfreundlich, erzählt Schröder. Sollte die Nutzung von Insektiziden unvermeidbar sein, kann man den Ausgang der Hummelbox auch einfach versperren und die Bestäubung „pausieren". In den Boxen ist bereits eine neue Brut, da die ersten Hummeln schon nach einigen Wochen sterben und somit für den neuen Nachwuchs gesorgt werden muss.

Die Hummelbestäubung wird nicht nur für Erdbeeren genutzt. Gerade beim Anbau von Tomaten ist die Nutzung weit verbreitet. Auf dem Hof Schröder schreiten oder besser fliegen die Hummeln auch für den Anbau von Heidelbeeren und Himbeeren zur Tat.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.