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Hörster debattieren über Flüchtlingsheime

Sandra Castrup

Andrang in der Turnhalle: Mehr als 500 Bürger informieren sich in der Hörster Turnhalle über die Aufnahme weiterer Asylbewerber und deren Unterbringung. - © Sandra Castrup
Andrang in der Turnhalle: Mehr als 500 Bürger informieren sich in der Hörster Turnhalle über die Aufnahme weiterer Asylbewerber und deren Unterbringung. (© Sandra Castrup)

Lage-Hörste. Drei mobile Wohnheime für Geflüchtete stehen bereits in Hörste hinter der Feuerwache. Drei weiter sollen Ende September aufgestellt werden. Am Montag konnten auf Einladung der Stadt Lage die Module angeschaut werden, bevor in der Turnhalle dazu eine Bürgerversammlung stattfand. Mit enormen Interesse.

Über 500 Menschen nutzen die Gelegenheit, sich zu informieren, zu motivieren aber auch, um ihre Sorgen, Ängste und Vorbehalte loszuwerden. Bürgermeister Christian Liebrecht versuchte gleich zu Beginn Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, in dem er sehr deutliche Worte wählte.

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Vereine helfen

Bei der Versammlung in der Turnhalle sind Befürchtungen und Vorbehalte einiger Anwohner laut geworden, aber auch Vorschläge zur Integration der Flüchtlinge.

So haben die Vertreter einiger Vereine ihren Willen zum Ausdruck gebracht, den Neuankömmlingen Hilfe anzubieten.
Dazu gehören unter anderem der Heimat- und Verkehrsverein, der RSV und die Arbeiterwohlfahrt.

Geradezu mustergültig funktioniert die Integrationsarbeit in Lage-Hagen. Dort kümmern sich zahlreiche Bürger um die Flüchtlinge, die mittlerweile eine Fahrrad-Werkstatt betreiben.

„Die Versorgung von 680 Flüchtlinge ist alleine in der Kernstadt nicht zu bewältigen. Wir müssen dezentralisieren. Die Standorte haben wir ausgesucht. Ohne politische Diskussion. Und ohne die Bürger zu fragen. Einfach weil wir schnell reagieren mussten", so das Stadtoberhaupt.

„Der Wille des Wählers wurde übergangen, das ist nicht demokratisch", rief gleich jemand dazwischen und Liebrecht wurde emotionaler: „Wenn hier Menschen, die Hilfe suchen, ankommen, müssen wir uns kümmern. Sofort. Dann können wir nicht erst den Bürgerwillen abfragen. Wenn nachts 60 Leute auf dem Marktplatz stehen, nur mit einer Tüte in der Hand, was würden Sie denn dann machen?"

Das Vorgehen der Stadt wurde jedoch von vielen Hörstern als Alleingang empfunden, sie fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt, wie in der weiteren Diskussion deutlich wurde. Nicht alle hätten den Informationsbrief, den die Verwaltung an alle Haushalte geschickt habe, erhalten.

Kritisch wurde auch mehrfach der Standort in direkter Nachbarschaft zu Grundschule und Kindergarten hinterfragt. „Es gibt nicht nur nette Menschen unter den neuen Mitbürgern. Da sind auch Straftäter dabei", gab ein Hörster zu bedenken und stellte die Frage: „Müssen wir nun unsere Kinder, Frauen und Mädchen besonders schützen?"

Diemo Dölle, Fachgruppenleiter Soziales, sagte, es seien in erster Linie Familie für die Unterbringung der Module in Hörste vorgesehen. Versprechen könne man jedoch nicht, dass keine Alleinreisenden hier wohnen werden. „Wir wissen nicht, wie sich die Struktur entwickelt", ergänzte der Technische Beigeordnete Thorsten Paulussen.
Aber ohne die Hilfe der Bürger könne die Stadt die Aufgabe der Integration nicht bewältigen. „Wir hoffen auf ihr ehrenamtliches Engagement", bat auch der Bürgermeister um Unterstützung vor Ort.

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