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„Bestmögliche Lösung für beide Parteien“

Benjamin Marquardt

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So soll es sein: Alle arbeiten zusammen. Durch eine gute Dynamik am Arbeitsplatz steigt die Motivation und Leistung der Mitarbeiter. - © Geber86 - stock.adobe.com
So soll es sein: Alle arbeiten zusammen. Durch eine gute Dynamik am Arbeitsplatz steigt die Motivation und Leistung der Mitarbeiter. (© Geber86 - stock.adobe.com)

Die Ausbildungszeit ist eine spannende Zeit – nicht nur für den Azubi, sondern auch für den Betrieb, in dem die Lehre stattfindet. Nicht nur, weil die Vermittlung von Können und Wissen aufregend ist, gerade zu Beginn der Ausbildung. Auch muss man sich als junger Mensch in einem neuen Umfeld beweisen, und der Ausbildungsbetrieb steht vor der Aufgabe, den „Neuen“ nach dem Vorstellungsgespräch nun wirklich im Alltag kennenzulernen. Das geht meistens gut, aber man kann sich leicht vorstellen, dass in so einer spannenden und dynamischen Zeit Missverständnisse und auch Konflikte entstehen können. Dann schlägt die Stunde von Tobias Haak. Er ist bei der IHK Lippe zu Detmold zuständig für die Ausbildungsberatung. Was er da genau macht und wie er bei Schwierigkeiten helfen kann, erläutert er im Interview.

Herr Haak, Ausbildung ist ein weites Feld mit vielen Aspekten. Wo setzt denn die Ausbildungsberatung der IHK an?

Tobias Haak: Grundsätzlich kann man erstmal sagen: Ich bin Ansprechpartner für beide Seiten, also sowohl für Azubis als auch für die Betriebe. Ich beschäftige mich auf der einen Seite mit Fragen zur laufenden Ausbildung, zum Beispiel: „Kann ich eine Ausbildung in einem Betrieb abbrechen und irgendwo nahtlos fortsetzen?“. Auf der anderen Seite prüfen wir auch Betriebe, ob sie die Voraussetzungen erfüllen, junge Menschen auszubilden. Dabei können angehende Azubis sicher sein, dass bei einem von uns zertifizierten Betrieb alle Inhalte vermittelt werden können.

Okay, steigen wir da nochmal etwas tiefer ein. Was genau kann die Ausbildungsberatung der IHK leisten?

Haak: Das lässt sich gar nicht so genau auf einen Punkt bringen, denn ich betreue ganz individuelle Fälle. Eigentlich, wenn ich so darüber nachdenke, gleicht kein Fall dem anderen. Es gibt zum Beispiel Fälle, da erkrankt der Azubi mit einer unvorhergesehenen Krankheit, und es geht dann darum, wie sowohl er als auch der Betrieb damit umgehen. Ich nehme dann in so einem Fall die Rolle des Beraters ein und versuche, die bestmögliche Lösung für beide Seiten zu finden.

Können Sie irgendwie den Erfolg des Beratungsangebots messen?

Haak: Das geht leider nicht wirklich. Aber ich habe tagtäglich Anrufe oder Leute, die hier in der IHK vorbeikommen und um Auskunft oder Hilfe bitten. Wenn sich jemand bei uns meldet, zeigen wir ihm alle Optionen und geben natürlich auch Empfehlungen.

Wie würden Sie ihre Rolle darin beschreiben?

Haak: Also es ist jetzt nicht so, dass ich dem Azubi oder auch dem Vertreter des Ausbildungsbetriebs sage: „Ich mache das für dich.“ Es ist eine Sache zwischen dem Auszubildenden und seiner Firma. Wir von der IHK sind sozusagen Dienstleister und Überwacher, aber die Initiative liegt bei den Betroffenen, wobei beide Seiten ihre Rechte und Pflichten achten müssen. Manchmal liegt es an den Betrieben, das Problem zu lösen, manchmal an den Azubis. Das würden wir auch offen und neutral kommunizieren. Einen Vorteil, den wir haben, ist, dass der Kreis Lippe eine eigene zuständige IHK besitzt. Daher kennen wir viele Ausbilder hier in den Betrieben, und durch den engen Kontakt lassen sich oft schnell Probleme lösen.

Der gute Draht zu den Betrieben zahlt sich bestimmt aus. Aber wie sieht es für die Azubis aus?

Haak: Mit denen stehen wir auch in engem Kontakt, wenn sie Hilfe brauchen. Wir lassen keinen allein und bieten Beratungen an. Manchmal hilft es aber auch schon, wenn sich der Betroffene nochmal kurz Gedanken macht: Ist dieser Ausbildungsberuf überhaupt der richtige für mich? Möchte ich das weitermachen? Muss ich etwas an meinem Verhalten überdenken? Natürlich hilft es auch, wenn man unzufriedenstellende Umstände offen anspricht, denn nur so können Änderungen angeregt werden.

Mitunter kann es bei der Arbeit zu Konflikten kommen, die derart verfahren sind, dass sie nicht von den Beteiligten gelöst werden können. - © wayhome.studio - stock.adobe.com
Mitunter kann es bei der Arbeit zu Konflikten kommen, die derart verfahren sind, dass sie nicht von den Beteiligten gelöst werden können. (© wayhome.studio - stock.adobe.com)

Bleiben wir mal kurz bei der „Azubi-Seite“. Was kann ein Interessent tun, um sich auf einen Termin bei der Ausbildungsberatung vorzubereiten?

Haak: Er kann alles an Informationen mitbringen, was die Situation erklären könnte. Dazu gehört zum Beispiel das Berichtsheft. Auch hilft es, sich vorher zu überlegen: „Was will ich? Worum geht es mir bei meinem Anliegen?“.

Tobias Haak kümmert sich bei der IHK Lippe zu Detmold um die Berufsberatung. - © IHK Lippe zu Detmold
Tobias Haak kümmert sich bei der IHK Lippe zu Detmold um die Berufsberatung. (© IHK Lippe zu Detmold)

Was gefällt Ihnen besonders an ihrer Aufgabe?

Haak: Kein Tag ist gleich. An einem besuche ich viele Betriebe, an einem anderen bin ich im Büro und beschäftige mich mit Unterlagen, dann bin ich wiederum viel am Telefon, oder ich stehe im Austausch mit anderen Ausbildungsberatern in ganz NRW. Die kurze Aufzählung zeigt, ich habe ganz unterschiedliche Tage. Was ich daran schätze, ist das selbstorganisierte Arbeiten. Und das Schönste: Am Ende des Tages weiß man, dass man etwas Sinnvolles getan und geholfen hat.

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