Detmold. Das Landestheater ist ins Café Gothland umgezogen, um dort mit Oliver Trautwein die „Bekenntnisse eines Restaurantkritikers“ zu inszenieren. „Mordshunger“ heißt das Stück von Tom Peuckert, und es ist keine schwarze, sondern eine rabenschwarze Farce in bester britischer Tradition - und eine bissige Attacke auf überzüchtete Essgewohnheiten.
Dem „reichen Pöbel, der von einer Futterluke zur nächsten jettet, und doch nur geistlosen Fraß erhält“ stehen Köche gegenüber, die den exzentrischen Geschmack ihrer Gäste mit absurden und völlig überteuerten Kreationen bedienen. Während der Kritiker (arrogant und versnobt: Stephan Clemens) sich niederlässt, tischt der Koch seine Köstlichkeiten auf: Kutteln mit einem Wachtel-Spiegelei als Garnitur, marinierter Laich vom namibischen Ochsenfrosch und ein Quartett vom Clownsfisch an Muränenmousse.
Doch hinter seiner liebenswürdigen Maske lauert jetzt schon das Verderben. Henry Klinder lässt das wahre Naturell seiner Figur nur selten als Augenblitzen aufscheinen. Und während er salbadernd alle möglichen Poeten und Philosophen zitiert, bereitet der Koch die Krönung zwanzigjähriger Mühe zu.´Schon das makabre Outfit, das der Gastgeber jetzt anlegt – ein wenig Hummer, aber ziemlich viel Blut auf der Schürze – lässt wenig Gutes ahnen. Und wenn dann noch das von Tatjana Tarwitz geschaffene finale „Kostüm“ des Kritikers die Café-Gäste mit wohligem Grusel erfüllt, hat sich der Abend zumindest für sie gelohnt.
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