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Benefiz-Show "Non(n)sens" überzeugt im Landestheater

Ilse Franz-Nevermann

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Nonnen-Performance: Silke Dubilier, Kerstin Klinder, Kirsten Labonte, Katharina Martin und Petra Straussová zeigen auf der Bühne vollen Einsatz. - © Landestheater/Pfeifer
Nonnen-Performance: Silke Dubilier, Kerstin Klinder, Kirsten Labonte, Katharina Martin und Petra Straussová zeigen auf der Bühne vollen Einsatz. (© Landestheater/Pfeifer)

Detmold. Neun Jahre lang war die von Autor Dan Goggin inszenierte Show in New York zu sehen, weltweit hat es mehr als 8.000 Aufführungen in 21 Sprachen gegeben. Am Freitag, den 2. September hat das Landestheater „Non(n)sens" als quirlige Revue im Sommertheater gezeigt.

Mit sparsamsten Mitteln überzeugende Effekte zu gestalten, darauf versteht man sich in Detmold. Die Ausstattung von Andreas Freichelt zeigt ein in verschiedenen Farben angestrahltes Lametta-Halbrund, hinter dem Peter Stolle mit drei Mitstreitern schmissige Klänge produziert. Farbtupfer auf dem schwarzen Nonnen-Habit bilden in der Inszenierung von Jasper Brandis ein riesiger Fliederstrauß, ein Blumenhut und eine rote Stola. Dazu kommen wenige Requisiten: Ein blütenweiß bezogenes Bett und eine quietschbunte Hausbar.

Die Nonnen stehen vor einem finanziellen Dilemma

Ein „kleines Missgeschick" in der Küche hat sich für den größten Teil der Klosterbewohnerinnen als „letztes Abendmahl" erwiesen. Schwester Julia hat mit einer missratenen Bouillabaisse die fünf verbliebenen Schwestern nicht nur einem menschlichen, sondern auch einem finanziellen Desaster ausgesetzt. Doch immerhin verfügen alle über Erfahrungen auf den Brettern, die vordem ihre Welt bedeuteten. Und so entsteht eine Benefiz-Show, deren Zeuge das Publikum wird.

Das Landestheater bietet eine Riege von Schauspielerinnen auf, die mit Witz und Beweglichkeit daher kommen und vor allem – wenn auch mit kleiner Mikro-Hilfe – stimmgewaltig und textverständlich artikulieren. Mutter Oberin (Silke Dubilier) hat sich als Seiltänzerin versucht, die Novizen-Vorsteherin (Kerstin Klinder) übt noch heute den Spagat. Maria Leo (Petra Straussová) sieht sich in ihren Träumen als Ballerina, Robert Anne (Katharina Martin) als Musical-Star. Und wenn Nicola Schubert als Schwester Maria Amnesia – nomen est omen – manchmal auch die Antworten ihrer Fragen vergisst, brilliert sie doch als Quizmasterin.

Ein Publikum im Rausch

Immer wieder wird ein wenig mit dem Publikum gespielt. Immer wieder erfahren die Besucher Details aus dem Leben der Nonnen. Gelegentlich gibt es nostalgische Rückblicke auf vergangene schöne Zeiten, doch meist agieren die fünf in turbulenten Kombinationen. Und gelegentlich versetzt man sich mit Hilfe von „Klosterfrau Melissengeist" in rauschhafte Träume.

Liebevoll werden allzu menschliche Schwächen der frommen Schwestern aufs Korn genommen, ohne je blasphemisch zu werden. So ist der Inhalt eines von einer Novizin geschobenen Kinderwagens kein zuerst vermutetes „Gottesgeschenk", sondern stellt sich als „Kardinalfehler" heraus. Und die Frage, warum es in vielen Kirchen keine Toiletten gibt, beantwortet sich leicht: Damit keiner austreten kann.

Am Ende fällt neuer Reichtum unverhofft wie Manna vom Himmel, als Schwester Amnesia endlich ihre wahre Identität entdeckt. Doch das sollte man alles in zwei mitreißenden Stunden selbst erleben.

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