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Nur Frischfleisch für den Hund: Darum setzt eine Augustdorferin auf Barf

Besitzerin Verena Mischke füttert ihren Hund Shiva nicht mehr mit Dosenfutter

Guntmar Wolff

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Barf besteht aus rohem Fleisch, Innereien, Knorpelfleisch, Knochen, Obst und Gemüse. - © dpa-tmn
Barf besteht aus rohem Fleisch, Innereien, Knorpelfleisch, Knochen, Obst und Gemüse. (© dpa-tmn)

Augustdorf. Die meisten Hundebesitzer geben ihren Lieblingen zwischendurch mal ein Stück Pansen oder Dosenfutter zu fressen. Immer mehr kredenzen ihren vierbeinigen Freunden allerdings ausschließlich frisches Fleisch. Barfen nennt sich diese Fütterungsmethode.

Deren Anhänger sehen den Hund als Wolf und wollen diesen auch so füttern, mit Fleisch. Die Augustdorferin Verena Mischke ist eine von ihnen. Ihr Hund Shiva, eine Mischung aus Berner Sennenhund und Australian Shepard habe Durchfall bekommen, nachdem sie verschiedene Futtersorten ausprobiert habe. Mischke hat Shiva, der mittlerweile zehn Jahre alt ist, mit zehn Wochen von einem Bauernzüchter bekommen. „Mit einem Jahr haben wir dann verschiedene Hundefutter ausprobiert", so die 40-Jährige, was aber alles nichts gebracht habe. „Dem Hund ging es dabei nicht gut", erzählt sie.

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Kann sich heute auf Hähnchenbrust freuen: Mischlingsrüde Shiva mit Besitzerin Verena Mischka. - © Guntmar Wolff
Kann sich heute auf Hähnchenbrust freuen: Mischlingsrüde Shiva mit Besitzerin Verena Mischka. (© Guntmar Wolff)

Dann sei sie von einer Bekannten aufs Barfen aufmerksam gemacht worden. Seitdem bekommt Shiva jeden Tag ein Kilogramm Rinderfleisch. Aber auch das Verhältnis sei wichtig: „Ein Drittel Innereien und zwei Drittel Muskelfleisch", so Mischke. „Die Faustregel ist, dem Hund zwei Prozent des Körpergewichtes an Fressen zu geben", erklärt sie.

Die gelernte Arzthelferin hat sich nach eigenen Angaben intensiv mit der Fütterungsmethode beschäftigt, und auch die Freunde in der Hundeschule, in der sie ihren Hund trainiert, seien alle „überzeugte Barfer". Um Shiva an die Kost zu gewöhnen, musste Verena Mischke allerdings ein wenig tricksen: „Anfangs hatte ich meinem Hund an einigen Tagen Innereien gegeben und an anderen Muskelfleisch", erzählt sie. Dieser habe aber die Innereien verschmäht.

„Nun habe ich aber einen Schlachter in der Nähe, der mir beides durcheinander mixt", erzählt sie. Seitdem sei die Fütterung kein Problem mehr. Wie geht sie denn mit der Kritik um, dass der Hund sich nicht so viel bewege wie ein Wolf und deswegen auch eine ausgewogenere Ernährung benötige und eben nicht nur Fleisch? „Ich gebe nichts auf die Kritik", antwortet Mischke. „Jeder muss das für sich selbst entscheiden." Der Hund bekomme auch keine Kartoffeln oder Kräuter. Stattdessen füttere sie manchmal auch Rindermagen, in dem die notwendigen Nährstoffe enthalten seien, da das Rind diese ja aufgenommen habe.

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Für Verena Mischke ist entscheidend: „Ich habe das Gefühl, dass Shiva gesünder lebt." Das stelle sie auch am Fell fest: „Dieses ist entscheidend, um zu sehen, wie es einem Hund geht", so Mischke. Sie sieht noch einen weiteren Vorteil: „Ich weiß bei meinem Futter, was drin ist." Das wisse man bei anderen Sorten nicht. Ganz nebenbei sei Barfen auch gesund. Ihre Trainerin habe erklärt, dass Hunde, die barfen, weniger krebsanfällig seien. Aus diesem Grund wird Verena Mischke auch in der kommenden Woche wieder bei ihrem Fleischer Innereien und Muskelfleisch bestellen.

Langjähriger Tierarzt hält einseitiges Füttern für bedenklich

Barfen liegt bei vielen Hundebesitzern gerade im Trend. Im Internet gibt es viele Informationsseiten, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Doch was gilt es zu beachten?

„Ich halte reines Barfen für bedenklich", sagt Dr. Horst Hollensteiner, Tierarzt im Ruhestand und Hundezüchter. Viele Hunde kämen in der Aufzucht allein mit dieser Ernährung nicht auf die Beine. Wichtige Mineralstoffe fehlten. „Das Calcium/Phosphor-Verhältnis stimmt oft nicht", so der Tiermediziner. Wenn man beispielsweise nur Hackfleisch füttere, würden die Beine des Tieres krumm und schief, da Calcium fehle. Das hätten Untersuchungen gezeigt. Jeder Hund ist anders. Es sei daher wichtig, das genaue Verhältnis von Mineralstoffen und Rohkost herzustellen, doch das sei schwierig. Auf keinen Fall sollten Hunde vegan ernährt werden.

Er selbst barft seine Tiere nicht: „Ich halte es halb und halb. Zur einen Hälfte Trockenfutter und zur anderen Hälfte Fleisch dazu." Vor allem in Pansen in Verbindung mit Hühnerhälsen sei Calcium enthalten. Hundebesitzern rät er: „Wer dennoch barfen will, muss Mineralstoffe in Form eines Kalkpräparates hinzufügen. Dabei sollte man das Präparat häufig wechseln und auch mal Pausen machen. Nur so hat der Körper die Möglichkeit, eine zeitweise falsche Ernährung auszugleichen."

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