Bad Salzuflen. Der Name Dr. Spernau ist weitläufig bekannt. Was hinter den Kulissen der Lippischen Nervenklinik (LNK) passiert, wissen nur wenige. Am Tag der offenen Tür zum 70. Jubiläum am 14. Oktober nutzen deshalb zahlreiche Gäste die Möglichkeit, eine informative Zeitreise durch das Fachkrankenhaus zu unternehmen.
Der Geist von Dr. med. Herbert Spernau ist allgegenwärtig. Auf jeder Station finden sich Fotos oder medizinische Gerätschaften des Gründers der Einrichtung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Und dann sind da noch die ganz persönlichen Erinnerungen. „Die Zeit mit Dr. Spernau war die schönste", schwärmen Barbara Splinter und Waltraud Szawo.
Gründer Dr. med. Herbert Spernau verfehlte bei den Damen seine Wirkung nicht
Die beiden Krankenschwestern arbeiten seit 32 Jahren hier und haben entsprechend viel erlebt. Ihren einstigen Chef beschreiben sie nicht nur als sehr guten Diagnostiker, sondern auch als Mensch, für den die Nähe zum Patienten immer im Mittelpunkt stand. „Mit ihm konnte man sich auch gut streiten", verrät Waltraud Szawo lächelnd. „Er fand immer einen Weg der Entschuldigung, wenn er nicht im Recht war."
Charmant sei der Doktor gewesen, was auch bei den weiblichen Patienten seine Wirkung nicht verfehlte. „Wenn abends Visite war, saßen die Damen im Baby-Doll, geschminkt und mit toupierten Haaren wartend im Bett", schmunzelt Szawo. „Ich habe immer sehr gerne mit ihm diese abendliche Runde absolviert."
Auch seine letzte Visite hat sie begleitet. „Da war er schon sehr krank, doch das Wohl seiner Patienten war ihm unglaublich wichtig." Diesen familiären Gedanken, das Gefühl der Geborgenheit in angenehmer Atmosphäre, möchte sein Enkel und heutiger Geschäftsführer Alexander Spernau erhalten.
"Privatsphäre war früher ein Fremdwort"
Derzeit werden in der stationären Pflege die Zimmer modernisiert. „Früher war das ein Saal, belegt mit neun Männern", erläutert Barbara Splinter beim Rundgang. „Die Patienten wurden per Kamera überwacht, Privatsphäre war damals ein Fremdwort." Gerne erinnert sich die Krankenschwester 25 Jahre zurück, als der inzwischen verstorbene Schlagersänger Gunter Gabriel zum Entzug in die Lippische Nervenklinik kam. „Der hat hier immer mitgeholfen."
Auch ein ominöser Öl-Scheich findet sich in der Patientenliste. „Jeder kann erkranken", verdeutlicht Barabara Splinter. Auf die Frage, warum sie sich für die Arbeit in der Psychiatrie entschieden habe, antwortet sie mit ihrer Kollegin Waltraud Szawo unisono: „Weil man viel bewegen kann. Es tut gut zu wissen, dass man einen Anteil am Heilungsprozess der Patienten hat."