Gefährliche Hunderassen? IG Listenhunde will Vorurteile abbauen

Bad Salzuflen-Schötmar. Sie haben einen großen Kopf, sind muskulös, und bei vielen Menschen lösen die sogenannten Kampfhunde Unbehagen aus. Wenn man den Mitgliedern der Interessengemeinschaft (IG) Listenhunde glaubt, haben viele aber ein Herz aus Gold. Das versuchten die Aktivisten auch auf ihrem Sommerfest auf dem Gelände des alten Freibades in Schötmar unter Beweis zu stellen.

IG-Mitglied Ulrich Hackmann ist der Überzeugung, dass jeder Hund, egal welcher Rasse und Größe, bei falscher Haltung gefährlich werden und Tiere oder Menschen verletzen kann. Dies sei kein Alleinstellungsmerkmal für Listenhunde. &bdquo;Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen bisher kaum oder überhaupt nicht mit diesem Thema beschäftigt haben. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diese Menschen aufzuklären und ihnen die Problematik näher zu bringen", erklärt Hackmann.

In den USA und Großbritannien beispielsweise würden American Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier als &bdquo;Nanny Dogs" bezeichnet, was so viel wie Babysitterhunde bedeutet. Laut Hackmann sind sie sehr kinder- und familienfreundlich.

Auf so gut wie allen Tier-Veranstaltungen in OWL, wie zum Beispiel Tierheimfesten, ist die IG mit einem Stand vertreten und rührt die Werbetrommel für ihre Sicht der Dinge. Durch ihren Einsatz konnten die zwölf Mitglieder nach eigenen Angaben bereits einige Erfolge verbuchen. Dank einem eingereichten Antrag an den Rat der Stadt Löhne und einiger Überzeugungsarbeit bei den Politikern selbst erreichten sie, dass die Hundesteuer für Listenhunde, die normalerweise um ein Vielfaches höher ist als die für alle anderen Hunde, nach einem erfolgreich abgelegten Wesenstest deutlich gemindert wird.

So wird das übrigens auch in Bad Salzuflen gehandhabt. Ohne diese Verhaltensprüfung wird es allerdings teuer. Kostet ein normaler Hund 68 Euro Hundesteuer im Jahr, schlägt ein sogenannter &bdquo;gefährlicher Hund" in der Salzestadt mit 648 Euro zu Buche. Hält der Besitzer zwei dieser Tiere, sind es sogar 810 Euro pro Wauwau. Die hohen Kosten will das Ordnungsamt auch als Steuerungselement verstanden wissen: Sie sollen potenzielle Halter abschrecken.

Das finden die Mitglieder der IG Listenhunde allerdings ungerecht. Um ihre Arbeit finanzieren zu können, basteln die Mitglieder in ihrer Freizeit regelmäßig Hundespielzeug, welches sie unter anderem auf dem Sommerfest verkauften. American Staffordshire-Rüde Taylor verteilte feuchte Küsschen. Zudem führten Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern einige Ausschnitte aus einem Wesenstest vor. Die Tierheime Minden, Lübbecke, Bielefeld und Gütersloh stellten einige ihrer Schützlinge vor.

Für die Zukunft wünscht sich Ulrich Hackmann, dass die Menschen ihre Skepsis gegenüber Listenhunden ablegen und offen auf diese und ihre Besitzer zugehen. Außerdem hält er die Abschaffung der Rasselisten für sinnvoll. Er will sie durch einen Hundeführerschein für alle Halter ersetzen.

So kommt man auf den Hund Wer in NRW einen Listenhund adoptieren möchte, kann legal nur einen Hund aus dem Tierschutz nehmen. Private Anschaffungen sind verboten. Vor der Übernahme muss diese mit dem zuständigen Ordnungsamt abgesprochen werden. Dieses fordert in der Regel ein Führungszeugnis, bei Mietwohnungen die Zustimmung des Vermieters und einen erfolgreich abgelegten großen Sachkundenachweis von dem künftigen Hundehalter. Der Sachkundenachweis kann unter anderem beim Veterinäramt abgelegt werden. Um den Hund ohne Maulkorb führen zu dürfen, kann bei Bedarf eine Befreiung abgelegt werden. Dies ist bei ausgewählten Hundeschulen oder bei der Stadt selbst möglich.

Die Hundesteuer im Kreis Lippe Was muss ein Hundehalter in Lippe pro Jahr eigentlich an Steuern für seinen Vierbeiner zahlen? Um diese Frage zu beantworten, reicht in den meisten Fällen schon ein Besuch auf den Webseiten der Städte und Gemeinden. Die Hundesteuer wird von den kommunalen Ordnungsämtern einzeln festgelegt.

Hundebesitzer aus Bad Salzuflen, die laut dem NRW-Landeshundegesetz eine potenziell gefährliche Rassen führen, müssen jährlich am tiefsten in die Tasche greifen. Generell werden für potenziell gefährliche Hunderassen wesentlich höhere Gebühren fällig. Ausnahme bilden in Lippe lediglich Lügde und Schieder-Schwalenberg.

Das Landeshundegesetz in NRW Kategorie A (gefährliche Hunde)

Pitbull Terrier American Staffordshire Terrier Staffordshire Bullterrier Bullterrier Mischlinge dieser Rassen Kategorie B (bestimmte Rassen)

Alano American Bulldog Bullmastiff Dogo Argentino Fila Brasileiro Mastiff Mastino Espanol Mastino Napoletano Rottweiler Tosa Inu Mischlinge untereinander oder mit anderen Hunden Kategorie C (große Hunde)

Sonderfall &bdquo;20/40-Regelung" oder große Hunde:Hat ein Hund eine Widerristhöhe von mindestens 40 Zentimeter oder wiegt mindestens 20 Kilo, gilt er laut Gesetz als großer Hund. Halter müssen ihren Hund beim Ordnungsamt anmelden und eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abschließen.

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