Geflüchtete Ukrainerinnen blicken in ungewisse Zukunft

Bad Salzuflen-Holzhausen. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind die Schwestern Helena und Natalia durch halb Europa gereist, um den Raketen der russischen Armee zu entgehen. Der vorläufige Endpunkt ihrer Flucht aus Kiew ist das Haus von Dennis und Ina Zinn in Holzhausen. Am vergangenen Freitagabend sind die beiden mit ihren Kindern dort eingetroffen. Am Dienstag machen sei einen müden, aber gefassten Eindruck. Was sie in der kommenden Zeit erwartet? Sie wissen es nicht.

Der Krieg beginnt für sie um fünf Uhr morgens am 24. Februar mit lauten Explosionen. Natalia lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im 9. Stock in einem Hochhaus in Kiew, wie sie berichtet. &bdquo;Ich dachte zunächst, es wäre ein schlechter Traum", sagt sie auf Russisch, während Dennis (39) und Ina Zinn (35) für den Reporter übersetzen. Beide stammen aus der Ukraine, leben aber schon seit vielen Jahren in Deutschland und besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft.

Nachdem sie aus dem Bett aufgeschreckt ist, schaltet Natalia den Fernseher ein, ruft auf dem Smartphone die Nachrichten auf. &bdquo;Da habe ich erfahren, dass der Krieg angefangen hat." Draußen schrillen die Alarmanlagen der Autos, die vermutlich aufgrund der Druckwellen der Explosionen ausgelöst worden sind. Die Familie mit zwei Kindern packt das Nötigste zusammen. Noch am selben Tag verlassen sie Kiew und fahren zunächst gut 200 Kilometer ins Landesinnere zu Verwandten, um dem Beschuss der Hauptstadt zu entgehen. Natalias Schwester Helena hält noch einen Tag länger in der Metropole aus. &bdquo;Die zweite Nacht war schlimmer als die erste", berichtet sie.

In einem Keller übernachtet Die Familie übernachtet in einem Keller. &bdquo;Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen." Am nächsten Tag macht auch sie sich mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn auf den Weg aus der ukrainischen Hauptstadt heraus. Auch sie lässt bis auf ein paar Habseligkeiten alles zurück. Die Männer der beiden Schwestern sind bis heute in der Ukraine, Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen. Aber noch funktionieren die Leitungen, über Telefon und Internet sprechen die Frauen mehrmals am Tag mit ihren Partnern. Den ganzen Tag über verfolgen sie die Nachrichten aus der Ukraine. Helena machte eine wischende Handbewegung auf dem Handy. &bdquo;Scroll, scroll", sagt sie auf Englisch.

Auch wenn sie ab und zu lacht, merkt man ihr die Anspannung an und auch die Angst um Freunde und Verwandte, die sich in der Ukraine befinden. In das Haus von Bekannten in Kiew sei eine Rakete eingeschlagen, berichten die Schwestern. Zum Glück sei niemand zuhause gewesen.&bdquo;Ich habe mir nicht vorstellen können, dass es zum Krieg kommt", sagt Helena. Dass sie und ihre Schwester es so schnell bis ins sichere Deutschland geschafft haben, verdanken sie wohl auch der Tatkraft der Zinns, mit denen sie befreundet sind.In einer Hauruck-Aktion hat Dennis Zinn mit dem Bielefelder Autohaus Schäffer, der Drogenberatung Bielefeld sowie den Salzufler Unternehmen H2O Gebäudetechnik und Autoverleih Stolte drei Neunsitzer und fünf weitere Fahrer organisiert, um befreundete Familien von der rumänisch-ukrainischen Grenze abzuholen.

Am vergangenen Mittwochmorgen starten sie um 8 Uhr von Bielefeld aus und kommen am Donnerstag gegen 13 Uhr in der über 1600 Kilometer entfernten rumänischen Stadt Siret an. Je zwei Männer wechseln sich pro Fahrzeug beim Fahren ab. An Schlaf sei während der Reise aber kaum zu denken gewesen, sagt Dennis Zinn. Die rumänischen Straßen seien stellenweise sehr schlecht. Der Ablauf an der Grenze sei dafür gut organisiert gewesen. Sie seien an einer Kreuzung von der Polizei eingewiesen worden, als sie sich als Hilfstransport zu erkennen gaben. Um nicht leer hin zu fahren, hatten sie die Autos mit Medikamenten und Babyausstattung beladen, die sie abgaben. &bdquo;An der Straße waren mehrere beheizte Zelte, in denen es beispielsweise Essen und andere Versorgungsgüter gab", sagt Zinn.

"So schnell wie möglich zurück" Drei Familien aus dem engeren Umfeld der Helfer nehmen sie zurück mit nach Deutschland. Eigentlich hätten es noch mehr sein sollen. Einige Frauen hätten sich aber entschieden, mit ihren Kindern bei ihren Männern in der Ukraine zu bleiben. &bdquo;Wir haben dafür andere Menschen gefragt, ob sie mit uns nach Deutschland fahren wollen", sagt Dennis Zinn. So nehmen sie noch Ukrainerinnen mit, die nach Hamburg oder ins Ruhrgebiet wollen. So wie auch die Schwestern Natalia und Helena blicken sie alle in eine ungewisse Zukunft. &bdquo;Wir wünschen uns, dass der Krieg aufhört und wir so schnell wie möglich in die Ukraine zurück können", sagt Natalia. Allerdings nur, wenn die Ukraine unabhängig bleibe. Eine Rückkehr in das Land unter russischer Führung kann sie sich nicht vorstellen. &bdquo;Dann müssen wir woanders hingehen."

Geflüchtete Ukrainerinnen blicken in ungewisse Zukunft

Deutschland und Ukraine wollen Rüstungskooperation ankurbeln

Fahrer eines Flüssiggaszuges fährt in Schlangenlinien über die A2 bei Bad Salzuflen

ICE-Trasse durchs Kalletal vom Tisch - Obernbergtunnel wahrscheinlicher denn je

Viele Bilder: So schön glänzt Bad Salzuflen mit dem „Weihnachtstraum“

Darum gibt es an der Wüstener Straße in Bad Salzuflen aktuell laufend Verkehrsverstöße

Orgel in Bad Salzuflen nach Generalüberholung wieder spielbereit

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus