Wie ein Singletreff in Bad Salzuflen aus dem Corona-Koma erwacht

Bad Salzuflen . Im Korb hinter der Eingangstür stehen noch zwei Regenschirme. Die warten da seit mindestens gut zwei Jahren auf ihre vergesslichen Besitzer. Denn: Das Tanzlokal Scala am Herforder Tor hat wegen der Corona-Pandemie seit 25 Monaten geschlossen.

Diese traurige Zeit endet heute Abend: Dann öffnen sich um 20 Uhr wieder die Tore zum Singletreff, wie sich die Scala auch bezeichnet. &bdquo;Ich freue mich wirklich sehr und bin gespannt", sagt Ulli Sibum.

Corona legt den Betrieb lahm

Der &bdquo;zart über 60-Jährige" (Ulli Sibum über sich selbst) hat das Tanzlokal vor 15 Jahren übernommen und erst einmal von Grund auf renoviert. Er kann sich noch gut an den Samstagabend Anfang März 2020 erinnern, als die Scala zum letzten Mal geöffnet hatte. &bdquo;Corona war damals schon in allen Köpfen. Es kamen kaum 20 Gäste, gegen 22.30 Uhr haben wir bereits wieder dicht gemacht." In den vergangenen zehn Tagen haben sein kleines Team und er den Laden wieder auf Vordermann gebracht.

&bdquo;Auf den Tresen lag dick Staub, das glaubt man kaum." Jetzt ist alles bereit für den Re-Start. Am Eingang muss jeder Gast nachweisen, dass er drei Mal gegen Corona geimpft ist. &bdquo;Bitte den Personalausweis nicht vergessen", sagt Sibum, der vor seiner Salzufler Ära 15 Jahre lang das Café-Restaurant in der Wandelhalle in Bad Oeynhausen führte.

"Mein Interesse war sofort geweckt"

2007 war es, als ihm vor der Scala ein Schild ins Auge fiel: &bdquo;Zu verpachten." &bdquo;Ich war selbst vorher hier zu Gast, und mein Interesse war sofort geweckt", erinnert er sich. Es folgten Jahre, in denen es &bdquo;auf und nieder ging", so Sibum. &bdquo;In der kalten Jahreszeit ist bei uns meist mehr los als im Sommer", verrät er. &bdquo;Außer es ist draußen glatt, dann kommen weniger Frauen", sagt er. Andersherum sind die Männer seiner Beobachtung zufolge häufig in der Minderzahl, wenn am selben Abend ein Fußball-Länderspiel oder ein anderer halbwegs bedeutender Kick im Fernsehen läuft.

&bdquo;Ansonsten ist das Verhältnis ausgeglichen", sagt er. Die Gäste seien in der Mehrzahl zwischen 40 und 65 Jahre alt. Früher spielte in der Scala, die auf eine lange Geschichte zurückblickt (siehe Kasten), eine Live-Kapelle. &bdquo;Das kann sich heute niemand mehr leisten", sagt der Pächter.

DJ gesucht

Seit vielen Jahren kommt die Musik daher vom DJ-Pult. &bdquo;Deutsche und englische Songs – alles, was tanzbar ist", beschreibt Sibum den Scala-Stil. Einen DJ oder eine DJane würde er gerne zusätzlich einstellen. Genauso wie weiteres Personal. &bdquo;Aber das ist aktuell ein großes Problem. Wir finden niemanden, anderen Gastronomen geht das ähnlich", sagt Sibum, der in Rheda-Wiedenbrück zuhause ist.

Wie ist er selbst durch die Corona-Zeit gekommen? &bdquo;Mir hat geholfen, dass ich noch zwei weitere berufliche Standbeine habe. Und natürlich waren da auch die staatlichen Hilfen", sagt er. &bdquo;Nur deswegen gibt es die Scala überhaupt noch."

Hoffen auf die Zukunft

Im vergangenen Herbst hätte er theoretisch wieder aufmachen können. So wie beispielsweise das Adiamo in Bad Oeynhausen. &bdquo;Ich habe mich letztlich gegen das Risiko entschieden. Und nach ein paar Wochen war ja auch wieder für alle Clubs Schluss." Wie es jetzt weiter geht? Ulli Sibum zuckt mit den Schultern.

&bdquo;Ich hoffe, es geht alles gut. Dass alle im Raum dreifach geimpft sind, gibt ja eine gewisse Sicherheit. Auch für meine Mitarbeiter, das ist mir sehr wichtig." Geöffnet hat die Scala donnerstags und samstags sowie vor Feiertagen. Reichlich Gelegenheit für die Besitzer der vergessenen Regenschirme, sie wieder am Eingang abzuholen.

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