Im Salzufler Reha-Zentrum werden Körper und Geist gleichzeitig fit gemacht

Bad Salzuflen. Zuletzt hatte Christian Mönnink (53) nur noch versucht, zu funktionieren. Auf der Arbeit alles zu geben, die körperlichen Schmerzen auszuhalten, den psychischen Druck hinzunehmen. &bdquo;Irgendwann habe ich festgestellt, das geht einfach nicht mehr.“ Inzwischen hat er sich seinen Beschwerden gestellt – und eine sechswöchige Duale Reha im Salzufler Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung Bund absolviert. Mit einem eindeutigen Fazit: &bdquo;Ich würde es jederzeit wieder machen.“

Ein Treffen in der Klinik Am Lietzholz, wo die Rehabilitanden für die Duale Reha untergebracht sind – die richtet sich an Menschen, bei denen sich orthopädische und psychosomatische Probleme die Waage halten. Als nur eine von zwei Kliniken in ganz Deutschland gibt es diese Reha in Salzuflen als Pilotprojekt seit November 2023.

Ging es damals mit zehn Betten los, wurde im Mai bereits auf 20 aufgestockt – eine Ausweitung auf 35 ist angedacht, verrät der Ärztliche Direktor Jens Aron. &bdquo;Die Nachfrage ist groß, die Wartezeit beträgt aktuell sieben Monate“, sagt Aron, der die Rehabilitanden gemeinsam mit Chefarzt Dr. Jürgen Philipp betreut.

&bdquo;Eines hat das andere befeuert“ Christian Mönnink, verheiratet, ein erwachsener Sohn, wusste vorab gar nicht, dass es so eine Kombination überhaupt gibt. Bereits 2018 erleidet er einen Bandscheibenvorfall, macht damals eine dreiwöchige ambulante Reha und bekommt seine Beschwerden durch Sport soweit in den Griff. Doch dann kommen bei dem Hannoveraner, der als Vertriebsingenieur bei einem Anlagenbauer in Minden arbeitet, Stress im Beruf und im Privaten dazu. &bdquo;Das hat mich sehr belastet.“ Die Verspannungen nehmen zu, der psychische Druck wirkt sich auf seine orthopädischen Probleme aus. &bdquo;Eines hat das andere befeuert.“

Zuletzt strahlen die Rückenschmerzen bis ins Bein, er hat Knieprobleme, jede Bewegung schmerzt. Gleichzeitig nimmt seine Leistungsfähigkeit ab, er fühlt sich permanent abgeschlagen, der Akku ist leer. Ende Dezember bekommt er das Okay für die Reha in Salzuflen.

Die ist aktuell nur für Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund machbar – die Teilnehmer werden in der Zentrale ausgewählt, manchmal entscheide man aber auch vor Ort, wenn jemand die Voraussetzungen für einen Wechsel von einer normalen in die Duale Reha erfülle, erklärt Aron.

In den normalerweise fünf Wochen steht dann die volle Bandbreite an Behandlungen aus beiden Fachrichtungen an. &bdquo;Es war schon ein Kraftakt, das unterzubringen“, sagt Jürgen Philipp. Zu kurz komme dennoch nichts, betonen die beiden Ärzte – lediglich bei der Gruppentherapie sei eine Stunde pro Woche weniger vorgesehen als bei einer klassischen psychosomatischen Reha.

&bdquo;Haben mit der Reha einen Nerv getroffen“ Generell stehen laut Philipp ganz individuell unter anderem Bewegungs-, Physio- und Ergotherapie auf dem Plan, dazu Muskelaufbau- und Konditionstraining, Aquafitness, Wärmepackungen. Fünf Kilogramm hat Mönnink bis heute verloren. &bdquo;Ich fühle mich fitter und gestärkt.“

Ergänzt wird das Ganze um Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Yoga oder Qigong sowie Einzel- und Gruppentherapien, ergänzt Aron für die psychosomatische Seite. Bei Christian Mönnink liegt der Schwerpunkt hier auf sozialer Kompetenz. Er lernt dabei seine Stärken und Schwächen, seine eigenen Grenzen und sich selbst besser kennen. Dass er sich bei Überforderung äußern, Grenzen kommunizieren, auf Änderungen hinwirken muss – eben nicht alles akzeptiert.

Dass er in der Reha sowohl seine körperlichen als auch seine psychischen Beschwerden angehen konnte, sei ein absoluter Vorteil gegenüber einer Einzelreha für nur eine der beiden Problematiken gewesen, ist er sicher. Das sehen auch Jens Aron und Jürgen Philipp so. &bdquo;Wir haben mit der Reha einen Nerv getroffen.“ Man werde damit vielen Patienten viel besser gerecht, denn oft bedingten sich die Symptome: So wirke sich Stress durch Anspannung eben auch auf die Muskulatur aus, und Menschen mit Rückenleiden seien oft psychisch belastet, erklärt Aron.

Erlerntes in den Alltag integrieren Und: &bdquo;Und auch wir Ärzte blicken mal über den Tellerrand“, berichtet er von gemeinsamen vierzehntägigen Visiten. Die orthopädischen Mitarbeiter erhielten zudem Supervisionen, Befürchtungen ob des engeren Kontakts zu Menschen mit psychischen Belastungen hätten sich nicht bewahrheitet, sagt Philipp. Man habe alle gut informiert, die Mehrheit der Mitarbeiter sei offen dafür, fühle sich sicher und begrüße das neue Angebot.

Christian Mönnink hat zudem der Austausch mit den übrigen Dualen Rehabilitanden gut getan. Nun heißt es für ihn aber: dranbleiben. Denn in fünf Wochen könne man lediglich den Grundstein für eine langfristige Besserung legen. &bdquo;Es braucht aber etwa ein halbes Jahr, um neue Sicht- und Verhaltensweisen zu etablieren, damit man sie automatisch anwendet“, weiß Jens Aron.

Mönnink will auf jeden Fall sportlich aktiv bleiben, weiter ins Fitnessstudio gehen, Radfahren, Handball spielen. Für die Psyche hat er sich zudem für ein Nachsorgeangebot bestehend aus weiteren Gruppensitzungen entschieden, um das Erlernte noch zu vertiefen. Denn die größte Herausforderung wird sein, das Ganze im Alltag umzusetzen. &bdquo;Ich werde sehen, was ich rüberretten kann“, sagt Mönnink. Aber er gibt sich zuversichtlich. &bdquo;Ich fühle mich gut gerüstet.“

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