Christoph Boekel zeigt „Die Spur des Vaters“ in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags wird in Kooperation mit dem Bad Salzufler Ratschlag am Montag, 27. Januar, dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der Film &bdquo;Die Spur des Vaters“ gezeigt. In dem Dokumentarfilm von 1987 begibt sich Regisseur Christoph Boekel auf eine Reise in die damalige Sowjetunion, an die Orte, an denen sein Vater im Zweiten Weltkrieg als Soldat für Deutschland gekämpft hatte.

Der Film wird im Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Schötmar (Am Kirchplatz 1b) gezeigt. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Unsere Redaktion hat im Vorfeld mit Regisseur Boekel, der in München lebt, gesprochen, der für eine Diskussion und den Austausch von Gedanken im Anschluss an den Film selbst vor Ort sein wird.

Der mehrfach ausgezeichnete Film behandelt Themen wie Schuld und Verantwortung. Der Film folgt der Marschroute seines Vaters von 1941 durch die Ukraine und Russland bis in die vordersten Gräben 60 Kilometer vor Moskau. Es ist der Versuch einer Rekonstruktion anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Fotografien des Vaters, Gesprächen mit ihm sowie Berichten Überlebender in der damaligen Sowjetunion.

Kriegstagebücher Auslöser des Films sind Kriegstagebücher, die sein Vater ihm kommentarlos zugesendet hatte, nachdem Boekel ihn bei einer Familienfeier anlässlich seines 65. Geburtstags zu seiner Rolle im Krieg befragt hatte, berichtet der Regisseur unserer Redaktion. Damals war er 38 Jahre alt, heute ist er 75.

Sein Vater verstarb 1999 im Alter von 85 Jahren. Der Krieg habe ihn nie losgelassen, berichtet sein Sohn. Mutmaßlich hochgradig traumatisiert, habe er aus dem Krieg eine Amphetaminsucht mitgebracht, ausgelöst vermutlich durch das Verteilen von Pervitin an die Wehrmachtssoldaten, die mit dem Aufputschmittel kampffähiger gemacht werden sollten.

Für den Film besuchte Christoph Boekel Dörfer und Städte, durch die der Vater marschierte. Der Soldat nahm in seinen Tagebüchern ideologisch verbrämte Versuche, dem Krieg einen heroischen Sinn zuzuschreiben. Der Sohn spricht mit Überlebenden, die seinem Vater begegnet sein könnten, und berichtet von den unglaublichen Grausamkeiten der deutschen Armee.

Vom Krieg fasziniert Sein Vater sei seiner Ansicht nach kein überzeugter Nazi gewesen, aber jemand, der zumindest als junger Soldat vom Krieg fasziniert war. &bdquo;Er nutzte den Krieg auch, um in seinen Tagebüchern das Schreiben zu üben“, sagt Boekel. Zunächst hätten sich in diesen Tagebüchern auch noch die rassistischen Zuschreibungen des Nationalsozialismus gefunden. &bdquo;Das hat sich aber schnell gelegt.“

Nach dem Krieg habe sein Vater als Journalist gearbeitet und wohl auch durch ein Übermaß an Arbeit versucht, die Erinnerungen an die Schlachtfelder zu verdrängen, sagt Christoph Boekel. &bdquo;Er kam oft erst am frühen Morgen aus der Redaktion nach Hause und öffnete dann noch eine Flasche Whiskey.“ Die Ehe seiner Eltern sei darüber zerbrochen.

Dass sein Vater zuließ, dass sein Sohn einen Film über seine Einsätze machte, sei für ihn wohl auch so etwas wie der Versuch einer Wiedergutmachung gewesen. &bdquo;Er hat sich damit ja auch sehr angreifbar gemacht“, sagt Boekel.

In der Pflicht Dass heute eine in Teilen rechtsextreme Partei wie die AfD Erfolge an der Urne verbuchen könne, bestürze und beunruhige ihn, sagt Christoph Boekel. &bdquo;Noch mehr jedoch, dass auch demokratische Parteien die Themen und Begrifflichkeiten übernehmen.“ Dass auch junge Menschen zu den Wählern der Rechten gehören, sei traurig. Boekel sieht Gesellschaft und Schule in der Pflicht, aufzuklären. &bdquo;Mir ist es unbegreiflich, warum es bis heute in Deutschland keine zentrale Stelle gibt, in der Filmmaterial gesammelt wird, das in Dokumentationen wie meiner erstellt wurde.“

Zumal Zeitzeugen, die den Krieg überlebten – Opfer und Täter – mittlerweile fast alle verstorben seien. Bei sich zu Hause verwahre er viele Stunden Filmmaterial, das nicht mehr in den Film gepasst habe. &bdquo;Meiner Meinung nach müssten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten da aktiv werden“, so Boekel. &bdquo;Ich bin davon überzeugt, dass das Interesse an dem Thema da ist.“

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