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13-jährige Natalie starb an Folgen von Masern

Mädchen steckte sich vor 12 Jahren in Salzufler Kinderarztpraxis an

veröffentlicht

Bad Salzuflen (dpa/sim). Es ist ein schleichender Tod: Vor zwölf Jahren hat sich Natalie mit Masern angesteckt, vermutlich in einer Kinderarztpraxis in Bad Salzuflen. Jetzt ist sie tot.

1999 war Natalies Mutter mit dem Baby beim Kinderarzt, mit im Wartezimmer saß ein elf Jahre alter Junge, dessen Eltern es abgelehnt hatten, ihn gegen Masern zu impfen. Einen Tag später wurde bei diesem Jungen die Krankheit diagnostiziert - sechs andere Kinder, darunter die Säuglinge Natalie und Micha hatten sich da wohl schon angesteckt. Das tückische an Masern: Selbst, wenn die Krankheit zunächst harmlos verläuft wie bei Natalie und Micha, drohen tödliche Spätfolgen.

Erst Jahre später entwickelten beide Kinder Symptome, Folgen einer chronischen Masern-Gehirnentzündung (SSPE). Diese "subakute sklerosierende Panenzephalitis" wird ausgelöst, wenn Masernviren ins Gehirm gelangen. Im Gehirn vermehren sie sich, nach fünf bis sieben Jahren bricht die Krankheit aus. Nervenzellen werden zerstört, die Krankheit führt erst zu einem Wachkoma-ähnlichen Zustand, später unweigerlich zum Tod. Eine Therapie gibt es nicht.

Robert Koch-Institut rät zur Impfung

"Einziger Schutz ist die Impfung", sagte Martin Terhardt vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Er ist Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI), die auch die Impfempfehlungen für Deutschland ausspricht.

Wenn der Junge, der damals im Wartezimmer saß, geimpft gewesen wäre, "würde Natalie heute noch leben", so Terhardt. Es handelt sich nach Angaben des Verbandes um den zweiten Masern-Todesfall, der dieses Jahr in Deutschland bekannt wurde. Ende März war ein 23-jähriger in einer Münchener Klinik gestorben.

Säuglinge könnten noch nicht geimpft werden, betonte Terhardt. Darum sollten es die Kontaktpersonen sein: "Nur wenn es uns gelingt, die Masern zu eliminieren, sind auch die Personen geschützt, die nicht geimpft werden können." Deshalb empfehle die Impfkommission allen Erwachsenen ab Jahrgang 1971 die Impfung.

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