
Bad Salzuflen. Die Würfel sind gefallen. Erhält die Stadt eine Förderung des Landes, wird ein neues Uhrenturm-Gradierwerk an der Salinenstraße errichtet. Nur die Freien Wähler halten das für Geldverschwendung.
Während sich Reiner Toppmöller (Bunte Liste) vergeblich für einen Wiederaufbau nach historischem Vorbild aussprach, war sich der größte Teil des Ausschusses für Bau und Verkehr in seinem Urteil einig. Mit großer Mehrheit wurde folgender Beschluss gefasst: Das Gradierwerk wird am alten Standort gebaut – fällt jedoch zur Konzerthalle hin 14 Meter kürzer und etwas flacher aus. Im vorderen Bereich wird der sanierte Uhrenturm integriert. Davor entsteht eine Terrasse mit Holzplanken, auf der Tische und Stühle stehen sollen. Von der Terrassenebene kann das Gradierwerk von außen beidseitig auf rund 28 Metern begangen werden.

Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte das damals denkmalgeschützte Bauwerk im Herbst 2011 saniert werden. Aufgrund massiver Schäden war es dann aber abgerissen worden. Das Land NRW hat in Aussicht gestellt, den eine Million Euro teuren Neubau mit 80 Prozent zu fördern. Beigeordneter Rolf Oberweis wartet nun dringend auf die endgültige Zusage. Liege diese nicht bis spätestens Oktober vor, müsse der Wiederaufbau ein komplettes Jahr verschoben werden. Eigentlich ist geplant, die Maßnahme im Herbst zu beginnen, um im April 2013 Einweihung feiern zu können.
Die Freien Wähler kritisierten das Projekt als unnötigen Luxus. "Wir leisten uns bei einer Haushaltssperre Dinge, die niemand braucht. Wir könnten das Geld besser verbrennen", echauffierte sich Herbert Helmer. In einer Pressemitteilung forderten die Freien Wähler zudem, die 200 000 Euro lieber in die maroden Straßen oder Kindergärten zu investieren. Außerdem habe man sich eine vorherige Beteiligung der Bürger gewünscht.
Letzteres missfiel auch Siegfried Pick (FDP). Er bemängelte, dass es im Vorfeld nicht die von ihm geforderte Beteiligung verschiedener Vereine gegeben habe. Den Hinweis des Ausschussvorsitzenden Michael Hinke (CDU), der Heimat- und Verschönerungsverein sowie der Kur- und Touristikverein hätten ihre Meinung von sich aus im Vorfeld schriftlich geäußert (siehe Kasten), ließ er nicht gelten.
Ebenso wie der Aufsichtsrat des Staatsbades, der sich bei zwei Enthaltungen für den veränderten Neubau ausgesprochen hatte, waren sich bis auf Herbert Helmer am Ende aber alle Ausschussmitglieder einig. "Der Wiederaufbau ist wichtig für die Infrastruktur der Stadt, für die Kurgäste und die Bürger", betonte Klaus-Peter Wind (CDU).
Kur- und Touristikverein sieht Terrasse kritisch
Der Verein "Bad Salzufler Kur und Touristik" hat die Entscheidung von Politik und Verwaltung, das abgerissene Uhrenturm-Gradierwerk wieder aufzubauen, grundsätzlich begrüßt. Mit wesentlichen Bedenken, die sie im Vorfeld schriftlich formuliert hatten, fanden sie jedoch kein Gehör. "Alternativ zum Aufbau nach dem historischen Vorbild, wie vom Heimat- und Verschönerungsverein gewünscht, wäre für uns auch eine Version mit einem überdachten Rundgang akzeptabel.
Dieser würde die Nutzungsmöglichkeiten je nach Wind- und Wetterverhältnissen sowie Sonneneinstrahlung erheblich verbessern", schrieb Vorsitzender Michael Sasse. Kritisch bewertete der Verein die 90 Quadratmeter große, bestuhlte Terrasse: "Folgekosten für die Sicherung, Instandhaltung und Pflege der Tische und Stühle würden anfallen. Außerdem gibt es im Konzerthallenvorplatzbereich sowie im Rosengarten ausreichend Sitzgelegenheiten."