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Hinter den Mauern von Barntrup versteckt sich ein Schloss


Das von Kerßenbrock’sche Schloss hat eine lange Geschichte

Yvonne Glandien

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Aus der Besucherperspektive: Die Südseite des Schlosses bietet den Wohl bekanntesten Anbick. Die Fassade wird von zahlreichen Wappen und aufwändigen Büsten geziert. - © Yvonne Glandien
Aus der Besucherperspektive: Die Südseite des Schlosses bietet den Wohl bekanntesten Anbick. Die Fassade wird von zahlreichen Wappen und aufwändigen Büsten geziert. (© Yvonne Glandien)
Information
In unserer Serie „Nordlippische Adelssitze" stellen wir Ihnen Burgen und Schlösser aus Nordlippe vor. Es erwarten Sie weitere Texte über die Burg Sternberg, das Schloss Varenholz sowie über das Schloss und Gut Wendlinghausen und das Schloss Alverdissen.

Barntrup. Barntrup hat sich einen Teil des historischen Aussehens bewahrt. Der alte Brunnen und das Rathaus beispielsweise versprühen den Charme vergangener Zeiten. Der Weg über das alte Pflaster lässt an die vielen Karren und Wagen denken, die einst zum Markt gezogen wurden. Und auch die hohe Mauer, die sich entlang der Oberen Straße befindet, gehört zum Stadtbild. Was dahinter wartet, ist aber vielleicht das Herzstück der jahrhundertealten Stadtgeschichte: das von Kerßenbrock’sche Schloss.

Lage: Auf der Südseite des Weserrenaissance-Schlosses befindet sich der Eingang. Um ihn herum verläuft der Rest der Stadtmauer. Drei Möglichkeiten gibt es, ins Schloss zu gelangen: einmal über den eigentlichen Hof, dann durch den Garten und schließlich durch den heutigen Park auf der Nordseite.

„Auf dem Gelände wurden früher wohl die Pferde abgestellt", erklärt Schlossbesitzerin Isi von Kerßenbrock-Krosigk. Daher sei die Fassade dort auch nicht verziert worden. Im Park findet sich eine Erhöhung aus Stein. Die Schlossbesitzerin vermutet, dass diese früher als Brunnen gedient hat und mit dem Haupthaus verbunden war.

Auf der Westseite liegt der ganze Stolz der Schlossherrin: Ein großer Garten erstreckt sich über das abschüssige Gelände. „Wir versuchen, so viel wie möglich über Selbstversorgung zu leisten", sagt von Kerßenbrock-Krosigk, die selbst mit anpackt, so oft sie es schafft. Einiges an Flora und Fauna ist im von Kerßenbrock’schen Garten versammelt.

Neben einem Hühnerkamp gibt es dort Wachteln sowie Schildkröten am Teich. Himbeersträucher, Tomaten, Salat und Kirschbäume verdecken den Blick auf das Haupthaus. Die Westseite des Schlosses hat der Familie vor zwei Jahren Bauchschmerzen verursacht. „Wir mussten den Giebel aufwendig renovieren lassen", berichtet von Kerßenbrock-Krosigk. Der Giebel habe sich nach vorne geneigt, Zierkugeln mussten neu befestigt werden.

Historie: Es ist nicht ganz klar, wann die Arbeiten auf dem Niederen Hof für den Bau des Schlosses begannen. Anna von Canstein, die Witwe des mit 56 Jahren verstorbenen Franz von Kerßenbrock, ließ die Arbeiten veranlassen. Jedoch soll auch Anna vor Ende der Bauarbeiten gestorben sein. Eine erste Erwähnung findet das Wohnhaus auf dem Niederen Hof in einer Urkunde des Grafen Simon zur Lippe aus dem Jahr 1585. In diesem Jahr wurde auch die Fertigstellung des Westgiebels gefeiert.

Die Bezeichnung „Schloss" findet sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es folgten viele Besitzerwechsel und bauliche Veränderungen, wie die Errichtung des Gartenportals an der Nordseite. Im Zweiten Weltkrieg übernahmen die Besatzungsmächte das Schloss, dann war es Zuflucht für Flüchtlingsfamilien, und in den 1960er Jahren ließ Lucie von Kerßenbrock es renovieren. Nach ihrem Tod hinterließ die kinderlose Lucie das Schloss ihrem Neffen Dedo von Krosigk.

In langer Tradition: Isi von Kerßenbrock-Krosigk ist die derzeitige Herrin auf Schloss Barntrup. Ihr Enkel Gregor ist aber oft zu Besuch. Sie stehen im Rittelsaal, der auf zahlreichen Gemälden die lange Ahnenreihe der Kerßenbrocks zeigt. - © Yvonne Glandien
In langer Tradition: Isi von Kerßenbrock-Krosigk ist die derzeitige Herrin auf Schloss Barntrup. Ihr Enkel Gregor ist aber oft zu Besuch. Sie stehen im Rittelsaal, der auf zahlreichen Gemälden die lange Ahnenreihe der Kerßenbrocks zeigt. (© Yvonne Glandien)

Gegenwart: Dedo und Isi von Kerßenbrock-Krosigk zogen in den 1980er Jahren ein. „Wir waren schon früher öfter in den Ferien da", erzählt die Schlossherrin. Heute kommen die Kinder und Enkel den Familiensitz regelmäßig besuchen. Für die Öffentlichkeit ist das Schloss nur selten zugänglich. Im Rittersaal finden gelegentlich Veranstaltungen statt. An den Wänden hängen Ahnenportraits und Stammbäume. Ritterrüstungen sowie aufwendig gestaltete Truhen und andere Möbelstücke sind dort ausgestellt.

Bis zu 120 Menschen finden in dem Rittersaal Platz; mehr trägt der historische Boden nicht. Öffentliche Veranstaltungen sind hingegen tabu, weil die Fluchtwege nicht den heutigen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Ein Großteil der Einrichtung wurde unter Achatz von Kerßenbrock im 19. Jahrhundert angeschafft.

Ein Pausenbild wirbt für die Stadt

Im Jahr 1979 freute sich Barntrup über besondere Aufmerksamkeit. Ein Bild des von Kerßenbrock’schen Schlosses hatte es in der ARD als Pausenbild zwischen Fernsehsendungen geschafft. Rat und Verwaltung waren von der Werbung begeistert. Die gesamte Geschichte des Schlosses hat Dedo von Kerßenbrock-Krosigk jr. in den „Lippischen Kulturlandschaften" niedergeschrieben. Das Heft wird vom Lippischen Heimatbund herausgegeben und ist unter anderem über die Internetseite www.lippischer-heimatbund.de/shop für 2,50 Euro erhältlich.

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