Barntrup-Sonneborn. "Ich bin noch immer total fassungslos", sagt Sara Kerkhof aus Sonneborn. "Wie kann jemand einem Tier so etwas antun?", fragt sie kopfschüttelnd, während sie ihre Katze "Emil" behutsam streichelt.
Der einjährige Kater ist verletzt. Seit zwei Wochen fehlt ihm ein etwa ein Zentimeter großes Stück seiner Zunge. Kerkhof vermutet, dass ein Tierhasser mit Zange oder Schere nachgeholfen hat. Die Art des Schnitts lasse für sie keinen anderen Schluss zu, betont die Sonnebornerin. Darüber hinaus fehle dem Kater seit dem Vorfall ein Zahn. Den verliere ein Jungtier auch nicht so leicht, sagt Kerkhof, die nach eigenen Angaben inzwischen Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet hat.
Mit Übergriffen gegen Tiere hat die lippische Polizei nach eigenen Angaben eher wenig zu tun. Solche Fälle würden selten angezeigt, sagt Pressesprecher Uwe Bauer. Doch natürlich sei es möglich, dass die Zahl der tatsächlichen Vorfälle weit höher liege. Im aktuellen Fall aus Sonneborn sei Anzeige gegen Unbekannt erstattet worden, die Polizei ermittele. Konkrete Hinweise auf Tatverdächtige gebe es aber noch nicht. An einen ähnlichen Fall wie den beschriebenen aus Sonneborn könne er sich nicht erinnern.

Vor etwa zwei Wochen sei "Emil" plötzlich wie verändert gewesen, erinnert sich Kerkhof. "Er war besonders anhänglich, hat viel geschlafen und wollte nichts mehr fressen." Außerdem habe der Kater Schluckprobleme gehabt und gesabbert. "Daraufhin haben wir Emils Maul geöffnet und gesehen, was los war - er muss unerträgliche Schmerzen gehabt haben", lässt der Anblick die Katzenfreundin noch heute erschaudern. Der Besuch bei der Tierärztin war unausweichlich: "Er musste mit Antibiotika und Infusionen behandelt werden. Die Verletzung ist lebensbedrohlich gewesen", sagt Sara Kerkhof.
Die Tierärztin, bei der "Emil" in Behandlung war, sagt auf LZ-Anfrage, dass die Verletzung "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht von einem Unfall oder einer Auseinandersetzung mit einem anderen Tier stamme, sondern eher durch äußere Einwirkung zustande gekommen sei.
Inzwischen geht es dem jungen Kater wieder etwas besser, wie Sara Kerkhof berichtet. Doch noch immer wirke er verstört, ducke sich vor Fremden weg, habe Angst, alleine zu sein. Auch die Familie hat der Vorfall mitgenommen. Sie hat Sorge, dass dem Kater noch einmal etwas passiert. "Jedes Mal, wenn Emil draußen unterwegs ist, haben wir ein mulmiges Gefühl. Aber wir können ihn ja auch nicht den ganzen Tag im Haus festhalten."
Bereits im April dieses Jahres sei die Samtpfote Opfer eines oder mehrerer Tierquäler geworden, meint Sara Kerkhof. Zwei Tage lang war der Kater verschwunden, bis Kerkhofs Tochter Joy ihn zufällig wiederfand. "Emil" habe in einer engen Holzkiste gelegen, berichtet Joy. "Hätte ich ihn nicht wimmern hören, würde er jetzt vielleicht gar nicht mehr leben."
Ihr gehe es auch darum, andere Katzenbesitzer zu warnen, erklärt Sara Kerkhof. Sie befürchte, dass es in der Umgebung einen Tierhasser gebe. Bis jetzt könne sie nicht verstehen, wie jemand eine Katze in einer Kiste einsperren oder absichtlich verletzen könne, betont Sara Kerkhof abschließend. "Emil ist so lieb, zutraulich und neugierig - vielleicht wurde ihm gerade das zum Verhängnis."