So simuliert die Barntruper Feuerwehr einen Einsatz in der ehemaligen Zigarrenfabrik

Barntrup-Alverdissen. Montagabend, 19.14 Uhr. Bei der Leitstelle der Feuerwehr geht ein Notruf ein. Aus dem Keller der ehemaligen Zigarrenfabrik dringt Rauch, heißt es. Im Gebäude werden Personen vermisst. Sofort machen sich die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Barntrup auf den Weg und sind gut zehn Minuten später vor Ort. Dort werden sie vom Chef einer Heizungsfirma erwartet. Am Fenster im Obergeschoss steht eine Mitarbeiterin und ruft um Hilfe. Schnelles Handeln ist gefragt.

Was nach einer dramatischen Situation klingt, ist an diesem Abend glücklicherweise nur eine Übung, besser gesagt: eine sogenannte Zugübung, bei der ein simulierter Einsatz möglichst realistisch geprobt wird. Bevor die ehemalige Zigarrenfabrik, die Anwohnern und der Stadt seit Jahren ein Dorn im Auge ist, endgültig abgerissen wird, darf die Feuerwehr nämlich hier noch Einsätze simulieren. &bdquo;Ein Glücksgriff“, sagt Einheitsführerin Melanie Mengedoht. &bdquo;Wann hat man schon mal ein solches Objekt zur Verfügung?“ Und weil die Ruine irgendwann weg soll , nutzt die Feuerwehr diese Möglichkeit gerne und hat schon einige Übungen vor Ort absolviert. Bisher vor allem im rechten Gebäudetrakt. Nun ist der linke an der Reihe.

Neue Drehleiter im Einsatz Mit drei Fahrzeugen sind die Einsatzkräfte angerückt, darunter auch die neue Drehleiter, die erst im März gekommen ist . Vor Ort werden sie von &bdquo;Dieter Lauwarm“ alias Unterbrandmeister Frank Höft in Empfang genommen. Der berichtet dem Gruppenführer, er sei mit seinen Mitarbeitern vor Ort gewesen, um Arbeiten an der Heizung im Keller vorzunehmen. Als er draußen war, habe er Rauch entdeckt und die Feuerwehr alarmiert.

Der Rauch wird durch eine Nebelmaschine simuliert, die zuvor im Keller aufgebaut wurde. Für die Simulation der Menschenrettung wurde eine Puppe hinter einer der Türen versteckt. &bdquo;Viele aus der Truppe sind gerade frisch vom Atemschutzlehrgang gekommen“, erklärt Melanie Mengedoht. &bdquo;Mit erfahrenen Truppführern an der Seite geht es heute vor allem darum, den Umgang mit den Atemschutzgeräten in der Praxis zu üben.“ Ziel sei dabei an diesem Abend nicht die Schnelligkeit, sondern die richtige Ausführung. Auch der Umgang mit der neuen Drehleiter werde geübt.

Während sich die ersten Einsatzkräfte direkt an die Rettung der um Hilfe rufenden Frau am Fenster (Amelie Berger) machen, geht es für den nächsten Trupp in den Keller. Unter Atemschutz bahnen sich die Kräfte ihren Weg die Treppe hinunter und durch den dunklen Flur. Ein sogenannter Sicherheitstrupp bleibt draußen stehen. Gleichzeitig wird schon ein Lüfter in Stellung gebracht.

Gesamte Übung wird protokolliert &bdquo;Um den Einsatz zu koordinieren, werden Abschnitte gebildet“, erklärt Melanie Mengedoht. &bdquo;Für die Menschenrettung, die Versorgung mit Löschwasser, die Brandbekämpfung und so weiter.“ An erster Stelle stehe immer die Menschenrettung. Weil auch von vermissten Personen die Rede war, wäre bei einem echten Einsatz auch der Rettungsdienst mit angefordert worden. &bdquo;Wenn zum Beispiel mehr Atemschutzgeräteträger nötig wären, würden auch andere Einheiten alarmiert werden“, erklärt die Einheitsführerin, die während der Übung Protokoll führt. Am Einsatzleitwagen wird all das koordiniert und dokumentiert. Damit die Leitstelle bei etwaigen Notrufen aus der Nachbarschaft Bescheid weiß, hat Melanie Mengedoht die Kollegen dort übrigens kurz zuvor informiert.

Es dauert nur wenige Minuten, bis die Einsatzkräfte die &bdquo;Mitarbeiterin“ im Obergeschoss durch das Fenster gerettet haben. Sie wird sofort ärztlich versorgt. Nur kurze Zeit später hat der andere Trupp auch die vermisste &bdquo;Person“ im Keller ausfindig gemacht und bringt sie ebenfalls ins Freie. Jetzt geht es an die Brandbekämpfung. Plötzlich gibt es allerdings einen Notruf aus dem Keller. Einer der Feuerwehrmänner hat sich verletzt und kann sich nicht mehr selbstständig in Sicherheit bringen. Die Sicht ist allerdings durch den Rauch stark eingeschränkt. Um den anderen Einsatzkräften deutlich zu machen, dass sich ihr Kamerad nicht selbstständig befreien kann, erklingt ein lauter Piepton.

Neue Gesichter sind immer willkommen &bdquo;Die Situation im Keller bietet sich auch dafür an, ein solches Szenario zu üben“, erklärt Melanie Mengedoht. Von dieser Übung haben die Mitglieder übrigens gewusst. Das ist nicht immer so, wie die Einheitsführerin erklärt. &bdquo;Manchmal gibt es auch unangekündigte Übungen, damit es noch realistischer wird“, erklärt sie. Vor allem für neue Kameradinnen und Kameraden sei es wichtig, das in der Theorie Gelernte auch praktisch anzuwenden. Und die gebe es immer. Die Freiwillige Feuerwehr sei zwar personell gut aufgestellt, neue Gesichter seien aber immer gerne gesehen.

Gemeinsam gelingt es unterdessen, den &bdquo;verletzten“ Kameraden aus dem Keller zu befreien. Mit vereinten Kräften wird er die Treppe hochgetragen und auf eine vorbereitete Trage gelegt. Weil er noch sein Atemschutzgerät trägt, in Bauchlage. Als auch er medizinisch versorgt ist, geht der Einsatz für rund 25 Kräfte zu Ende. Jetzt heißt es: aufräumen. Dann steht die Abschlussbesprechung an. Bei einem regulären Einsatz müssten in der Wache anschließend die kontaminierten Kleidungsstücke der Reinigung zugeführt werden.

Einheitsführerin ist zufrieden Melanie Mengedoht ist mit dem Verlauf der Übung zufrieden. &bdquo;Das sah sehr strukturiert aus, ihr habt euch schnell einen Überblick verschafft und die Personen gerettet“, lobt sie die Gruppe. Von den Einsatzkräften kommen allerdings noch Verbesserungsvorschläge. So habe es zum Beispiel Kommunikationsprobleme bei der Atemschutzüberwachung gegeben.

Es soll nicht die letzte Übung der Feuerwehr in der ehemaligen Zigarrenfabrik gewesen sein. &bdquo;Auch die Löschzüge Sonneborn und Alverdissen haben hier schon geübt“, erzählt Melanie Mengedoht. Normalerweise stünden den Kräften dafür zum Beispiel Schul- oder Firmengebäude, Garagen oder auch mal ein Bauernhof zur Verfügung.

Auf der Wache müssen nun unter anderem die Atemschutzgeräte wieder aufgefüllt werden. Damit für den nächsten realen Einsatz alles wieder startklar ist.

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