Tragödie in Bad Pyrmont: Freiwilliger Feuerwehrmann stirbt bei Einsatz - er war erst 25

Bad Pyrmont. Die Feuerwehr steht unter Schock: Während eines Löscheinsatzes im Bad Pyrmonter Ortsteil Hagen ist ein junger Mann gestorben. Melvin Lönnecker, Mitglied der Ortsfeuerwehr Kleinenberg, wurde im Alter von 25 Jahren aus dem Leben gerissen. Im gesamten Kreisgebiet und auch im Lipperland trauern Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner - selbst diejenigen, die ihn nicht kannten, denn Melvin Lönnecker war einer von ihnen. Er hatte dieselben Ideale, er teilte dieselbe Leidenschaft, er wollte retten, löschen, bergen und schützen - er war bereit, sein Leben für andere zu riskieren. Freiwillig. Im Ehrenamt. Nun ist er tot.

&bdquo;Es ist schwer, zu verstehen, dass ein junger Mensch, der sich als Feuerwehrkamerad für uns alle engagiert und einsetzt, bei dieser Tätigkeit verstirbt. Es kommt mir wie ein sehr schlechter Traum vor. Doch leider ist es Realität“, sagt der Bürgermeister der Stadt Bad Pyrmont, Klaus Blome. Man spürt, dass ihm der frühe Tod des Feuerwehrmannes nahegeht. Auch Stadtbrandmeister Maik Gödeke ringt nach Worten: &bdquo;Wir sind traurig. Wir verstehen nicht, was geschehen ist. Es ist unbegreiflich.“

Flammen fressen sich durch Dach Es war Freitagnachmittag, 15.59 Uhr, als Sirenen heulten und Funkmeldeempfänger piepten. Auf dem Hagen an der Straße &bdquo;Eichenbrink“ sollte ein Wohnhaus brennen. Waren Bewohner in Lebensgefahr? Waren sie eingeschlossen vom Feuer? Rauch stieg auf. Flammen fraßen sich durch das Dach eines Anbaus - das Feuer hatte schon fast die Fenster der Dachgaube des Wohnhauses erreicht, als die ersten Feuerwehrleute den Brandort erreichten. Obwohl es eigentlich viel zu gefährlich war, gingen Stadtbrandmeister Maik Gödeke und Ortsbrandmeister Marco Brandt in das Haus - &bdquo;bis zur Rauchgrenze“, wie Gödeke sagt. Schließlich hatte die Leitstelle &bdquo;Feuer! Menschenleben in Gefahr!“ gemeldet. &bdquo;Hallo! Hier ist die Feuerwehr! Ist da jemand?“, riefen die Männer abwechselnd. Niemand antwortete. Gödeke und Brandt mussten sich zurückziehen. Die Ungewissheit blieb.

Ein Rettungstrupp, der sich mit schwerem Atemschutz ausgerüstet hatte, durchsuchte kurz darauf die verqualmten Zimmer. Ein gefährlicher Job. Draußen stand deshalb ein Sicherungstrupp in Bereitschaft. Nach einiger Zeit konnten die Feuerwehrleute aufatmen: Der Bewohner kehrte zu seinem Haus zurück. Er war zum Glück nicht daheim, als der Brand ausbrach.

102 Frauen und Männer im Einsatz 100 Frauen und Männer der Feuerwehren Bad Pyrmont, Hagen, Holzhausen, Kleinenberg, Löwensen und Thal, des Teams des Einsatzleitwagens und des Gerätewagens &bdquo;Atemschutz“ aus Kirchohsen, aber auch zwei Fachberater des THW Hameln, waren im Einsatz. Auf der Suche nach versteckter Glut mussten Dachziegel entfernt und Decken aufgesägt werden. Melvin Lönnecker war einer von diesen 102 Freiwilligen. Am 10. Juli 2010 war er im Alter von zehn Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr Kleinenberg geworden. Von Beginn an, so Stadtbrandmeister Gödeke, &bdquo;zeichnete er sich durch ein hohes Maß an Engagement, Verantwortungsbewusstsein und Kameradschaft aus“. Während seiner Laufbahn in der Jugendfeuerwehr erwarb er die Jugendflamme Stufe 1 und 2.

Am 10. Juli 2016 wurde Melvin Lönnecker in die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Kleinenberg übernommen. Neben seinem Dienst in der Ortsfeuerwehr wirkte Melvin Lönnecker auch im Team &bdquo;Kleiderkammer“ der Stadtfeuerwehr mit. Die Jugendfeuerwehr verlor er dabei nicht aus den Augen - er war dort ehrenamtlich als Betreuer tätig.

Rauchgase sind extrem giftig Es ist bekannt, dass Rauchgase extrem giftig sind. Sogar feinste Rußpartikel, die sich auf den Uniformen und den Atemschutzgeräten niedergeschlagen haben, können eine ernste Gesundheitsgefahr sein. Spezialisten der Hygienegruppe, die sich aus den Feuerwehren Thal und Löwensen zusammensetzt, dekontaminieren deshalb ihre Kameradinnen und Kameraden nach jedem Einsatz. In Bad Pyrmont gibt es zusätzlich ein Team &bdquo;Kleiderkammer“, das bei größeren Einsätzen saubere Kleidung holt und diese zum Einsatzort bringt. Melvin Lönnecker war Mitglied dieses Teams.

An diesem Freitagnachmittag erhielt er den Auftrag, gemeinsam mit zwei Feuerwehrfrauen vom Brandort in Hagen zur Lorzingstraße nach Bad Pyrmont zu fahren, um dort frisch gewaschene Uniformen zu holen.

In der Kleiderkammer geschah das Unfassbare: Melvin Lönnecker kippte plötzlich um, war bewusstlos. Seine Kameradinnen holten Hilfe, leiteten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Kurz darauf erreichte ein Notarztteam den Ort des Geschehens. Die Retter führten die Reanimation weiter, brachten Melvin Lönnecker ins Krankenhaus. Stundenlang taten die Ärzte und Pflegekräfte alles in ihrer Macht Stehende. Doch am Ende verloren sie den Wettlauf mit dem Tod.

Bitter, unendlich traurig und nicht nachvollziehbar Es sei bitter, unendlich traurig und nicht nachvollziehbar, dass ein so junger Mensch aus dem Leben gerissen wird, während er sich freiwillig für seine Mitmenschen engagiert, sagt Stadtbrandmeister Gödeke. &bdquo;Das, was passiert ist, macht uns absolut sprachlos.“ Als aktives Mitglied habe der Kamerad seine Aufgaben mit großem Ernst, hoher Zuverlässigkeit und stets vorbildlichem Verhalten erfüllt. &bdquo;Seine ruhige Art, sein respektvoller Umgang mit anderen Menschen und sein unermüdlicher Wille zu helfen, machten ihn zu einem wertvollen Teil unserer Feuerwehrfamilie. Nun ist er nicht mehr da. Das müssen wir erst einmal verarbeiten und verkraften.“ Schlimm auch für den Bruder des Verstorbenen: Er war ebenfalls in Hagen im Einsatz, als er die furchtbare Nachricht erhielt. Notfallseelsorger Michael Ließ stand der Familie und den Kameradinnen und Kameraden tröstend zur Seite.

Die Feuerwehr verliere nicht nur ein aktives Mitglied, &bdquo;sondern vor allem einen geschätzten Menschen, dessen freundliche Art uns in Erinnerung bleiben wird“, sagt Gödeke. &bdquo;Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, allen Angehörigen sowie allen Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehr Kleinenberg.“ Bürgermeister Blome sagt: &bdquo;Ich hoffe, dass die Familie, die Kameradinnen und Kameraden und seine Freunde Trost und die nötige Unterstützung finden. Mein Dank geht an die Führung der Stadt- und Ortsfeuerwehr für den Umgang mit dieser schwierigen Situation.“

Die Stadtfeuerwehr Bad Pyrmont bittet um eine Spende für die Familie auf das Konto: Förderverein Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Pyrmont e.V IBAN: DE10 2545 1345 0000 4147 55BIC: NOLADE21PMT Verwendungszweck: Melvin Lönnecker

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