Barntruper sagen: Takk, Erasmus!

Barntrup. Schon mal was vom &bdquo;deutschen Starren“ gehört? Dass man im Norden Norwegens sich anscheinend weniger oft direkt in die Augen blickt als in Deutschland, hat Schülerin Marlene Beyer (17) bei ihrem Aufenthalt in dem skandinavischen Land erfahren. Aber die norwegischen Irritationen wegen des für dortige Verhältnisse ungewöhnlich offenen Blicks waren nur eine Fußnote: &bdquo;Der Aufenthalt in Norwegen war das Beste, was mir hätte passieren können“, sagt die Zwölftklässlerin. Möglich wurde das dank der Unterstützung durch das europäische Programm &bdquo;Erasmus plus“. Für sein Engagement in diesem Bereich ist das Barntruper Gymnasium jetzt ausgezeichnet worden.

Marlene Beyer kam im März in Finnsnes im Norden Norwegens an – bei Wetterverhältnissen so recht nach dem Geschmack der Barntruperin: &bdquo;Es lagen Massen von Schnee.“ Die bergbegeisterte Schülerin blieb dreieinhalb Monate in Norwegen, ging dort zur Schule und wohnte bei einer tollen Gastfamilie, wie sie sagt.

Sportliche Norweger Finnsnes liegt etwa 60 Kilometer Luftlinie von Tromsö direkt am Wasser, umgeben von Bergen – wie so viele Orte in Norwegen. Sie war mit einer Gruppe Barntruper Schüler nach Nordnorwegen gereist, blieb dann aber alleine vor Ort. &bdquo;Ich habe direkt am Lift gewohnt“, freut sich die 17-Jährige. Skifahren gehört dort sozusagen zum Alltag, Skilanglauf genauso. Die Schule, die sie besuchte, habe beispielsweise ihre eigene Langlaufstrecke gehabt.

Viele Norweger, fand Marlene heraus, sind sehr sportlich. &bdquo;Sie brauchen im langen dunklen Winter dort Bewegung.“ Sie beschreibt die Nordnorweger als &bdquo;in sich gekehrt“ – so sehr, dass diese das Gefühl hatten, die Deutschen würden &bdquo;starren“. &bdquo;Aber im Gespräch sind sie tolerant und verständnisvoll.“ Ähnlich wie die Lipper: Hat man sie einmal näher kennengelernt, sind sie die herzlichsten Menschen.

Und die Sprache? Kein großes Problem. &bdquo;Die Norweger sprechen alle gut Englisch“, berichtet Marlene. &bdquo;Zu meiner Überraschung sprechen auch einige gut Deutsch, weil man es dort als zweite Fremdsprache wählen kann.“ Sie selbst lernte auch ein wenig Norwegisch während ihres 101-tägigen Aufenthaltes. &bdquo;Und er hat mir persönlich viel gebracht.“

Gymnasium ist &bdquo;beispielhaft“ Ein Fazit, das Dr. Timo Rebschloe gerne hören dürfte. Der Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie koordiniert die Barntruper Aktivitäten des &bdquo;Erasmus-plus“-Programms, das auch schon mal &bdquo;Comenius“ oder einfach nur &bdquo;Erasmus“ hieß. Viele Barntruper Gymnasiasten haben schon die Möglichkeit gehabt, per Schüleraustausch andere Länder und andere Menschen kennenzulernen, sei es für ein paar Tage oder für einige Monate wie Marlene Beyer. Das Engagement des Gymnasiums ist jetzt von der Kultusministerkonferenz als deutsche Erasmus-Agentur mit dem Qualitätssiegel als &bdquo;beispielhaft“ ausgezeichnet worden.

Die Barntruper Schule pflegt schon lange Austausche mit Schulen in den Niederlanden, in Spanien und in Polen. Eine Schule in Brüssel soll für Austausche mit der Mittelstufe hinzukommen, Norwegen als EU-Kooperationspartner für die Oberstufe. Kontakte mit zwei weiteren Ländern sollen hinzukommen. Die EU verstehe die Austausche als Friedensbildung, sagt Rebschloe, und das &bdquo;Erasmus-plus“-Programm unterstütze das in vielerlei Hinsicht. So gibt es für die Lehrer Hilfestellung beim Knüpfen von Kontakten mit Schulen im Ausland, und die Schüler könnten dank &bdquo;Erasmus plus“ nahezu zum Nulltarif ins europäische Ausland. &bdquo;Es soll nicht an den Finanzen scheitern“, sagt Rebschloe. Dass dabei auch etwas Bürokratie anfällt – geschenkt. Schmerzlich sei allerdings, dass Großbritannien seit dem Brexit komplett außen vor bleibe.

Freundlich und offen Zurzeit sind zwei Barntruper Schülergruppen in Polen und Norwegen unterwegs. Die Norweger und eine Gruppe aus Spanien werden im Herbst in Lippe erwartet. Auch Dänemark kann Reiseziel sein. So war Achtklässlerin Janne Pleuger (13) mit einer Gruppe eine Woche lang in Kopenhagen. Die Partnerschule sei eher eine Brennpunktschule, sagt Rebschloe. Für mehrere dänische Schüler war der Kontakt mit den Gästen aus Deutschland eine Belohnung, andere hätten mitmachen müssen, sagt Rebschloe mit einem Lächeln. Janne fand die Woche mit Smörrebröd & Co., in der sich die Schüler auf Englisch verständigen mussten, nach eigenen Worten sehr schön. &bdquo;Wir haben in den Pausen gemeinsam Sport gemacht und wurden immer miteinbezogen.“

Die Gruppe befasste sich unter anderem mit dem Thema Nachhaltigkeit und dänischer Lebensart. Janne erzählt von einer Abschlussrallye und von der dänischen Freundlichkeit: &bdquo;Sie sind freundlich und offen.“ Im Gegensatz zu den Nordnorwegern, denen wie erwähnt der Blickkontakt schwerfalle, seien die Dänen vor allem eins, so Rebschloe: frei heraus. Ähnlichkeiten dagegen gibt es bei der Sprache: Kein Zufall, dass &bdquo;Takk“ (&bdquo;Danke“) in beiden Ländern verstanden wird. Und nach den Austauschen würden die Schülerinnen wahrscheinlich sagen: Takk, Erasmus!

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