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Der "Biernotruf" rettet durstige Detmolder

Yvonne Glandien

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Biernotruf: Sascha Weyers beliefert seit November die Detmolder in den späten Abendstunden. - © Yvonne Glandien
Biernotruf: Sascha Weyers beliefert seit November die Detmolder in den späten Abendstunden. (© Yvonne Glandien)

Detmold. „Warum gibt es in Detmold eigentlich niemanden, der einem das Bier nach Hause bringt?" Was zunächst nach einer fixen Idee klingt, hat Sascha Weyers wahr gemacht. Seit dem 24. November versorgt er die Detmolder mit dem Gerstengetränk. Der "Biernotruf-Detmold" nimmt sich aber nicht nur Bierliebhabern an – auch alkoholfreie Getränke sowie Snacks und das, „was man nachts so brauchen könnte“, werden täglich zwischen 20 und 3 Uhr geliefert.

Der 30-jährige Sascha hat eigentlich Informatik studiert und sich bereits vor etwa acht Jahren mit dem Programmieren von Internetseiten selbstständig gemacht. Vor fast zehn Jahren ist Weyers nach Detmold gezogen und kennt das Problem vieler Studenten, „Man sitzt bei Leuten zuhause und trinkt noch was. Das Bier ist irgendwann leer. Was macht man dann? Die Fahrt zur nächsten Tankstelle ist oft keine Option mehr“, sagt der gebürtige Mönchen-Gladbacher.

Sascha Weyers - © Yvonne Glandien
Sascha Weyers (© Yvonne Glandien)

An einem Abend Anfang November saß Weyers mit ein paar Freunden zusammen in einer Kneipe. Im Gespräch kam die Frage auf, warum man Bier nicht einfach nach Hause bestellen kann. „Ich war von dieser Idee so angetan, dass ich gesagt habe, ich probiere das einfach mal.“ Also hat er kurzerhand ein paar Flyer drucken lassen und Werbung auf Facebook gestreut.

Nach knapp drei Wochen Vorbereitungszeit, die unter anderem das Anmieten eines Lagerraums und den Wareneinkauf sowie die Auswahl des Sortiments beinhielten, ist der "Biernotruf" am 24. November gestartet. Zunächst recht überschaubar mit einer Facebookseite, die im Freundeskreis geteilt wurde, haben sich innerhalb der ersten zehn Tage über 500 Fans gefunden. Mittlerweile ist die 1000er Marke geknackt. Tendenz: steigend.

Gerechnet hat Weyers zum größten Teil mit Studenten als Kunden, diese seien tatsächlich aber weniger vertreten. Gerade zwischen den Jahren, in den Schulferien, haben viele Schüler angerufen. Ein Großteil der Kunden sei tatsächlich männlich und unter 25. Weyers legt dabei Wert auf den Jugendschutz und auf Ausweiskontrollen. Bisher musste er aber noch nie die Ausgabe verweigern. Ansonsten sei der Schnitt sehr gemischt. „Leute, die sonntags ihre Wohnung renovieren, gerade umziehen oder einfach nichts mehr zuhause haben, gibt es öfter. Auch Pärchen, die abends vorm Fernseher sitzen und noch Lust auf Gummibärchen und Chips haben – ist alles schon vorgekommen“.

Im Moment fährt Sascha Weyers alleine durch Detmold. Ab und zu hilft ihm ein Freund an den Wochenenden. Wenn alles gut läuft, hofft er, dass er es noch im laufenden Jahr schaffen wird, seinen Dienst zu erweitern und auch andere Gemeinden mit nächtlichen Lieferungen versorgen zu können.

Knabberzeug, Klopapier und Kondome

Das Sortiment des Biernotrufs beschränkt sich nicht nur auf Getränke. Sascha Weyers erweitert sein Angebot laufend - nach eigener Idee oder Nachfrage der Kunden. So finden sich neben Dosenravioli und Chips auch Toilettenpapier und Kondome. Mit thematischen "Gedecken" gibt es außerdem immer Kombinationsangebote, wie das Herrengedeck (ein Sechserträger Beck's und eine Flasche Korn), die den Geldbeutel schonen.

Zur Website geht es auf www.biernotruf-detmold.de

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