Dr. Freiherr von Ungern-Sternberg führt seine Praxis seit 50 Jahren

Die Homöopathie spielte immer eine wichtige Rolle

Sven Koch

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Detmold-Hiddesen. Seit 50 Jahren führt Dr. Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg in Detmold seine Arzt-Praxis. Von Ungern-Sternberg hat in Detmold das August-Weihe-Institut für Homöopathie mit begründet, mehrere Sachbücher geschrieben und reichlich fachliche Meriten erworben.

„Nächstes Jahr praktiziere ich 66 Jahre als Arzt“, sagt von Ungern-Sternberg. Er sitzt in seiner Hiddeser Praxis, die er zusammen mit Beate Steinweg führt, erklärt ein wenig über die Homöopathie und schildert: So neu sei das in den Sechzigern auch in Detmold nicht gewesen. Es habe andere Kollegen hier gegeben und außerdem einen solchen „Run“ auf Naturheilverfahren, als er mit Akupunktur begann, dass er sich entschlossen habe, ärztliche Kollegen weiterzubilden. Damals habe er in der Gartenstraße praktiziert. Davor war er in der Palaistraße und nun seit geraumer Zeit in Hiddesen an der Saalbrede.

Er sagt: „Homöopathie und Naturheilverfahren waren ja immer da. Und wenn ein Arzt einem hilft, dann spricht sich das herum. Wenn ein Mensch erst einmal sieht, dass Homöopathie wirkt, und versteht, dass er als Ganzes betrachtet wird und sein Leiden als ein individuelles, dann öffnet er sich.“

Ungern-Sternberg, der 1965 als Allgemeinmediziner mit homöopathischer Zusatzausbildung nach Detmold kam, erklärt, worauf es ankommt: „Jeder Mensch hat individuelle Krankheitszüge, und dazu muss man seine ganze Person erfassen. Also kommt dann eine Arznei infrage, die der Krankheit entspricht, um die Vitalkraft zur Selbstheilung anzuregen.“

Auf diese Vitalkraft verlasse sich im übrigen jeder Chirurg, wenn er das Skalpell ansetze: „Ein Blatt Papier wächst nicht wieder zusammen, wenn man es zerreißt. Es besitzt keine Vitalkraft.“ Und die Arzneimedizin setze im Unterschied zu vielen Naturheilverfahren nicht auf die Selbstheilung.

Dass diese funktioniert, habe er schon als Kind gesehen. Seine Mutter Olga von Ungern-Sternberg habe bereits in den 20er Jahren in Leipzig eine homöopathische Grundausbildung erfahren, hatte Begegnungen mit Rudolf Steiner und Carl Gustav Jung, war im Umfeld anthroposophischer Ärzte aktiv und verfasste 1928 das Buch „Die innerseelische Erfahrungswelt am Bilde der Astrologie“. Olga von Ungern-Sternberg gilt als Pionierin der Psychologischen Astrologie.

„Sie hatte eine sehr gute All-round-Ausbildung und war gleichzeitig Nervenärztin“, sagt der Mediziner. Sie habe ihn als Kind oft zu Hausbesuchen mitgenommen. Später führte er mit ihr in den frühen Sechzigern eine Gemeinschaftspraxis in Bochum. „Da traten wir uns irgendwann ein wenig auf die Füße“, beschreibt der Arzt. 1965 sei ihm dann eine anthroposophische Praxis in Detmold angeboten worden.

Da habe er zugegriffen und erklärt im Rückblick auf die eigene Kindheit: „Ich hatte keinen Zweifel, dass Naturheilverfahren wirken. Viele junge Ärzte haben heute erst zu spät die Chance zu Begegnungen mit der Homöopathie und sind daher skeptisch.“ Das Bedürfnis, nach einer sehr langen Facharztausbildung noch derlei Zusatzausbildungen zu absolvieren, sei ziemlich gering. Von Ungern-Sternberg: „Würden viel mehr Ärzte das kennen lernen, wäre es für die Volksgesundheit ein enormer Gewinn.“

Auch aus diesem Antrieb heraus war er einer der Mitbegründer des viele Jahre in der Benekestraße ansässigen August-Weihe-Instituts – damals das erste Institut bundesweit, das Ärzte fortgebildet habe, die hier zudem praktische Erfahrungen sammeln sollten. Später trennte er sich davon und ließ andere Einflüsse in die Fortbildungen gelangen, die er im Anschluss selbst an anderen Orten anbot. Ungern-Sternberg: „Ich bin mein ganzes Leben auf der Suche danach, mich abzurunden und habe über die Jahrzehnte hinweg viel von jedem einzelnen Patienten gelernt.“ Patienten, für die er selbst in einer kleinen Apotheke die Medizin herstellt.

Darüber hinaus hat von Ungern-Sternberg viel publiziert und auch übersetzt. Reichlich Fachliteratur, zu der 2013 etwa das Buch „Vom Sinn der Kinderkrankheiten“ gehörte.

Der Arzt erklärt dazu: Ein Drittel der Patienten in seiner Allgemeinpraxis seien Kinder gewesen. Sobald sie eine Krankheit durchmachten, habe er Entwicklungssprünge bemerkt. Vor allem die „heute als so gefährlich verschrienen“ Masern, sagt er, hätten sich als ein Paradebeispiel für homöopathische Therapie erwiesen. Gerade Kinderkrankheiten, betont von Ungern-Sternberg, ließen sich sehr leicht homöopathisch behandeln.

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