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Christoph Maria Herbst begeistert seine Zuhörer im Landestheater

André Gallisch

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Da geht’s lang: Schauspieler Christoph Maria Herbst brilliert im Landestheater Detmold mit seiner Lesung aus Timur Vermes’ Bestseller „Er ist wieder da“. - © André Gallisch
Da geht’s lang: Schauspieler Christoph Maria Herbst brilliert im Landestheater Detmold mit seiner Lesung aus Timur Vermes’ Bestseller „Er ist wieder da“. (© André Gallisch)

Detmold. Der Führer sitzt auf der Bühne des Landestheaters Detmold. Und alles lacht. Wenn Schauspieler Christoph Maria Herbst sich in eine Parodie Adolf Hitlers stürzte, war das in der Vergangenheit schon ein großer Spaß.

Erst recht ist das der Fall, wenn er seine stimmlichen und darstellerischen Fähigkeiten mit dem Lesen aus dem genialen Bestseller „Er ist wieder da“ von Timur Vermes verbindet. Das rollende „R“ und die sich immer wieder – der innerlichen Erregung der „Hauptperson“ geschuldet – scharf hebende Stimme ist dazu angetan, beim Zuhörer hier und da ein bekanntes, prickelndes Gefühl zu erzeugen. „Ich wünsche Ihnen an den richtigen Stellen Gänsehaut“, hatte Herbst zu Beginn gesagt, „und zwar auch an den richtigen Körperstellen.“

So darauf eingestimmt, dass bei allem Humor auch die andere, die nachdenkliche Seite der Satire nicht zu kurz kommen würde, machte es Sinn, sich ganz auf die Worte des am Holztisch sitzenden Lesenden einzulassen. Der begann mit der Anfangssequenz aus dem Buch, in der Adolf Hitler auf einer Berliner Wiese erwacht. Dort, wo er von spielenden Jungen nicht erkannt wird, schätzt er die Situation aus dem ihm bekannten historischen Kontext heraus völlig falsch ein. Die bolzenden Knaben lassen für den sich weiterhin im Krieg Wähnenden nur den Schluss zu: „Der Feind scheint eine Ruhephase eingelegt zu haben.“ Sein Irrglaube, der auf dem Trikotrücken aufgedruckte Name zeige ihm, dass hier „Hitlerjunge Ronaldo“ spiele, ist dabei eine erste sehr komische Verquickung.

Am Zeitungskiosk, wo sich der an einen Filmriss Glaubende im „Völkischen Beobachter“ oder „Stürmer“ über Tagesaktualitäten informieren möchte, sind diese Zeitungen nicht zu finden: „Wahrscheinlich ausverkauft.“ Und genau hier wird er dann mit etwas konfrontiert, was er zunächst kaum glauben mag: „30. August 2011.“ Köstlich, die Dialoge, die Christoph Maria Herbst aus dem Roman ausgewählt hat und vorträgt.

Das sind zum Beispiel der Besuch beim Blitzreinigungsservice Yilmaz, das Engagement durch die TV-Produktionsgesellschaft Flashlight mit ersten, faszinierenden Begegnungen mit dem Internet und der völlig unerwartet verlaufende Besuch in der NPD-Parteizentrale: „Ich habe mich in meinem Leben noch nie derart für eine nationale Partei geschämt.“

„Er ist wieder da“ galt am Montagabend aber sogar in doppelter Hinsicht. Denn neben der Lesung aus dem gleichnamigen Buch war es auch eine Wiederkehr von Christoph Maria Herbst nach Detmold. „Ich war hier schon mal“, erinnerte sich der Schauspieler daran, vor exakt 25 Jahren schon einmal auf der Bühne des Detmolder Landestheaters gestanden zu haben. Damals, während der NRW-Landestheaterfestspiele, war er allerdings als Ensemblemitglied des „kleinsten Landestheaters“ aus Dienslaken in Detmold zu Gast.

Der kaum enden wollende Schlussapplaus ließ ahnen, dass sich das Detmolder Publikum freuen würde, wenn es nicht wieder ein Vierteljahrhundert dauern würde, bis der für seine Rolle als „Stromberg“ mit dem Grimme-Preis Dekorierte abermals den Weg in die Residenz fände.

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