Neubau des Eingangsbereichs im Freilichtmuseum: Pläne schreiten voran

Detmold. Der neue Eingangsbereich für das Freilichtmuseum wird die Detmolder Politik in der nächsten Zeit beschäftigen. Dass sich dort etwas tut, ist seit Jahren gewollt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hatte 2014 eine Machbarkeitsstudie für die Umsetzung in Auftrag gegeben. Resultate liegen vor.

Vorgegeben wurde ein Rahmen von 16 Millionen Euro. Dem stehen nun drei Architektenentwürfe gegenüber. Sie liegen im Preisbereich zwischen 20,5 und 15,9 Millionen Euro, was bedeutet: Die Machbarkeitsstudie ist geglückt. Sie ist im Kulturausschuss des LWL bereits vorgestellt worden und wird nun weitere Gremien des Verbandes als auch die Stadt Detmold befassen.

Diese freut sich sehr über die Planungsaktivitäten für das kulturelle Großprojekt. &bdquo;Es wurden drei unterschiedliche, qualitativ hochwertige Konzepte vorgelegt", schildert Detmolds Baudirektor Bernd Zimmermann – trotz schwieriger Geländesituation im Eingangsbereich des Museums. Alle drei werden in das zum derzeitigen Eingang hin ausgerichtete Hanggelände geschoben. Die Gebäudetypologien lassen sich laut dem Baudirektor als &bdquo;langgestreckter Gebäuderiegel bis an die Paderborner Straße", &bdquo;von der Straße zurückversetzter würfelartiger Baukörper" und &bdquo;Pavillon-Ensemble aus drei Baukörpern, verbunden durch Brücken und Stege" beschreiben.

Im nächsten Schritt müssten die Gremien des Landschaftsverbandes – sie tagen bis Mitte Juli – einen Architektenwettbewerb beschließen, der die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Grundlage hat. Dabei müssten außerdem wesentliche Vorgaben der Stadt Detmold berücksichtigt werden. Das wiederum bedeutet, dass die Stadt in alle wesentlichen Schritte eingebunden ist, Planungen öffentlich ausgelegt werden – der Ausschuss für Stadtentwicklung spricht darüber am Mittwoch, 28. Juni, in seiner Sitzung um 17 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle. Zu rechnen sei mit einer Dauer von fünf bis sechs Jahren, bis das Vorhaben realisiert wird.

Im Gespräch ist der Bedarf für ein Ausstellungs- und Eingangsbereich laut LWL bereits &bdquo;seit 1973 offenkundig und drängender als je zuvor". Auch der letzte Museumsentwicklungsplan von 2008 hat einen solchen Bau als &bdquo;zentrales Element und unverzichtbaren Baustein" für die Zukunftssicherung für die Einrichtung an, die jährlich mehr als 200.000 Besucher anlockt.

Die wichtigsten Exponate im Museum seien zwar die Gebäude. Allerdings müssten diese auch erklärt werden. Das wäre laut LWL in einem solchen Neubau möglich, wo auch Entdeckerwerkstätten, Schülerlabore und interaktive Angebote möglich wären. 300.000 Exponate habe das Museum im Besitz. Der größte Teil davon bleibe den Gästen jedoch verborgen. Die aktuell sehr kleine Ausstellungsfläche von 150 Quadratmetern reiche dafür absolut nicht aus, vielmehr sei Platz für Sonderausstellungen gefragt. Alles müsse bisher in historischen Gebäuden stattfinden, sei nur behelfsmäßig – und außerdem würden die Erwartungen der Museumsgäste wachsen, auch die Ansprüche an Museumspädagogik.

Kommentar: "Potenziale besser nutzen" von Sven Koch Noch sechs Jahre könnte es dauern, bis das neue Ausstellungs- und Eingangsgebäude am Freilichtmuseum steht. Schon 1973 wurde die Notwendigkeit für einen solchen Bau herausgestellt. Man sieht: Die Mühlen mahlen langsam – aber wenigstens scheint nun Dynamik in die Sache zu kommen. Nachdem ein Finanzrahmen gesteckt, eine Machbarkeitsstudie umgesetzt wurde und Architektenentwürfe vorliegen, wäre es eher unwahrscheinlich, dass es nicht weitergeht.

Ein solcher Bau ist für das Museum essenziell und seit Jahren und Jahrzehnten überfällig – gleichwohl die bauliche Situation zur Paderborner Straße hin wegen der Hanglage schwierig. Diese Tatsache und die darauf fußenden Mehrkosten haben immer eine Rolle gespielt. Glücklicherweise scheint der Landschaftsverband nun willens und in der Lage sein, sie zu schultern.

Gut so, denn eine Einrichtung wie das Freilichtmuseum, ein solcher Frequenzbringer, kann es sich nicht mehr leisten, so hinter dem Standard in Deutschland hinterherzuhinken. Außerdem werden viele Potenziale verschenkt: Ein Ausstellungsgebäude könnte auch dann geöffnet sein, wenn der Rest des Museums zwischen November bis März geschlossen ist.

Bedeutsam Das 1971 eröffnete Freilichtmuseum gilt als eines der bedeutendsten seiner Art in Europa und mit 90 Hektar Fläche und 120 historischen Gebäuden nach eigenen Angaben als das größte Deutschlands.

Seit etwa 100 Jahren werden in Europa in Freilichtmuseen ländliche Haus- und Wohnformen präsentiert. Die ersten Museen dieser Art entstanden in Skandinavien. Man wollte damals Denkmäler der Alltags- und Arbeitskultur erhalten und das frühere ländliche Leben erforschen.

Die landwirtschaftlichen Bauten prägten die westfälischen Landschaften über mehrer Jahrhunderte. Doch mit der Zeit verschwanden diese immer mehr, sodass auch das Westfalenparlament des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am 22. Juli 1960 beschloss, in Detmold ein Freilichtmuseum zu bauen. Dafür wählte er das Tiergartengelände der ehemaligen Fürsten zur Lippe und einige Nachbargrundstücke.

Der Bau des Freilichtmuseums begann 1966. Am 7. Juli 1971 war es dann fertig und wurde eröffnet. Als erste Gebäude gab es nach Angaben des Freilichtmuseums den Osnabrücker Hof, den Mindener Hof mit Haupt- und fünf Nebengebäuden, das Doppelheuerhaus, den Tecklenburger Kotten und den Münsterländer Gräftenhof mit Haupthaus und sieben Nebengebäuden.

Im aktuellen Themenjahr &bdquo;Ene, mene, muh ...”! befasst sich eine Sonderausstellung mit dem Wandel der Kindheit im Laufe des 20. Jahrhunderts.

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