Detmold. „Vampire sind nicht tot zu kriegen“, sagt Musiktheater-Dramaturgin Elisabeth Wirtz lachend. Das Landestheater bringt nun den wohl bekanntesten Vertreter dieser Gattung in Musical-Gestalt auf die Bühne. „Dracula“ hat am Freitag, 1. Dezember, Premiere im großen Haus am Theaterplatz 1.
Das Musical von Frank Wildhorn basiert auf dem Roman von Bram Stoker, veröffentlicht 1897, der das Bild des berühmtesten Untoten der Welt stark geprägt hat. Rund 400 Verfilmungen bauten auf dem Roman auf, so Elisabeth Wirtz. Ein gutes Dutzend davon habe er in der Vorbereitung für seine Inszenierung angeschaut, berichtet Lars Helmer.
„Den prägendsten Eindruck hat dabei der alte Murnau-Stummfilm ,Nosferatu hinterlassen – und dessen Ästhetik greift Kay Anthony in seinem Bühnenbild auf und kombiniert sie mit der Optik von Graphic Novels“, sagt der Regisseur. „Optisch bewegt sich die Inszenierung in einer Ästhetik zwischen Scherenschnitten und Schatten, einzelne Möbelstücke sollen markieren, an welchem Schauplatz sich die Handlung jeweils gerade abspielt. Helmer: „Wenn man alle Schauplätze komplett aufbauen wollte, würde man einen nicht enden wollenden und vor allem langsamen Abend gestalten. Wir wollen aber schnelle szenische Wechsel.“
Vor dieser Kulisse soll sie sich also entfalten, die Geschichte um Dracula, dessen spezieller Appetit ihn aus den Tiefen der transsilvanischen Wälder in die Londoner Innenstadt zieht. Des Grafen unstillbares Verlangen macht auch vor den schönen Damen der Metropole nicht Halt. Erst weckt er deren Begeisterung – dann beißt er. Nur einer kann dem Grauen ein Ende setze: der versierte Vampirjäger Van Helsing. „Doch das ist nicht so einfach wie gedacht, denn auch Vampire haben Gefühle“, stellt das Landestheater der Produktion voran.
Grusel- trifft also Liebesgeschichte, und in diesem Punkt unterscheidet sich das Musical durchaus von der Romanvorlage: „Im Roman gibts keine romantischen Anklänge, das ist der Entstehungszeit geschuldet. Im Musical aber ist Dracula nicht nur Täter, sondern auch ein toller Liebhaber“, sagt Lars Helmer.
Entsprechend hält die Musik unter anderem gefühlvolle Balladen bereit. „Es gibt aber auch schnelle Nummern und sehr wuchtige Musik – und insgesamt nur sehr wenige Dialoge, die nicht von Musik begleitet sind“, sagt Mathias Mönius, der die musikalische Leitung hat. Zwei Keyboards, ein E-Bass und eine E-Gitarre sollen die kleine Orchesterbesetzung um spukige, groovige und Jimi-Hendrix-Anklänge bereichern.
Als Solisten hat das Landestheater „einen Sack voll Musical-Gäste“ – so Elisabeth Wirtz – verpflichtet. Das sei nur durch die Unterstützung von Seiten der Sponsoren, der Detmolder Theaterfreunde und des Elisabeth-Hotels, möglich. „Die Darsteller haben allesamt tolle Stimmen – und sind auch sehr attraktiv“, schwärmt Lars Helmer. „Gerade Dracula, da waren wir uns einig, muss ein echter Hingucker sein – bei Lucius Wolter ist das der Fall.“
Kostümbildner Torsten Rauer hat die Darsteller eingekleidet – und zwar nicht im Stil des viktorianischen Zeitalters, der Entstehungszeit des Romans, sondern vielmehr inspiriert durch die Mode der 1930er Jahre. „Die war nicht mehr so piefig, sondern sehr körpernah. Die Frauen zeigten Bein, Schultern und Dekolleté, wir haben Transparenz in den Stoffen.“ Dunklere Farben markieren die transsilvanische Welt, leuchtendere Töne für das Leben in der Metropole London. „Auf jeden Fall ist es eine richtige Kostümschlacht, es gibt was fürs Auge“, kündigt Torsten Rauer an.
Die Produktion eigne sich für die ganze Familie – da sind sich die Theatermacher einig. „Und man muss auch nicht zwingend den Roman gelesen haben“, sagt Lars Helmer. „Die Stummfilm-Ästhetik gibt uns die Chance, dem Publikum mit Texttafeln ein bisschen zu helfen, sich zurechtzufinden.“
Die Einführungsmatinee zu „Dracula“ findet übrigens am Sonntag, 19. November statt – allerdings an einem anderen Ort, als im Spielzeitheft angekündigt. Beginn ist um 11.30 Uhr in der Mensa des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs an der Elisabethstraße 86.
Die Premiere beginnt am 1. Dezember um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit sind am 7., 8. und 28. Dezember, am 14. Januar, am 13. und 21. Februar, am 25. April, am 5. Mai sowie am 9. und 14. Juni.
Tickets gibt es an der Theaterkasse oder unter Tel. (05231) 974803.