Streit um Sanierung des Landestheaters spitzt sich zu

Detmold. Die Immobilie Landestheater sorgt für Wirbel. Sanierungen in Millionenhöhe stehen an. Der Landesverband als Besitzer will dafür die Theatergesellschaft und damit auch die Stadt Detmold in die Pflicht nehmen: Er schließt es nicht aus, das Gebäude an die Landestheater gGmbh zu übertragen. Daraufhin stellen Bürgermeister Rainer Heller und Politiker nun den Landesverbandes und seinen Auftrag zur Kulturförderung in Frage.

Das ist die Situation Der Landesverband hat erklärt, dass er die Gesellschafter für die Kosten in Millionenhöhe für die Sanierungen vom Dach und der Fassade zur Kasse bitten müsse. Er selbst überschreite sonst die &bdquo;Grenzen seiner Leistungsfähigkeit", wie Verbandsvorsteherin Anke Peithmann der LZ gesagt hat. Den Leihvertrag für die Immobilie hatte die Verbandsversammlung zum Sommer gekündigt und nur bis Ende des Jahres verlängert. Das sei als Weckruf zu verstehen: Der Landesverband könne seinen Haushalt nur konsolidieren, wenn er sich stark von den Theaterkosten entlaste.

Das sagt der Bürgermeister Bürgermeister Rainer Heller stellte dazu fest: &bdquo;Wenn der Landesverband seine festgeschriebenen Aufgabe der Kulturförderung in Lippe nicht mehr wahrnehmen kann, dann müssen wir uns alle an einen Tisch setzen und über die Zukunft des Landesverbandes reden."

Die Verbandsversammlung habe außerdem in nicht öffentlicher Sitzung Beschlüsse zu Lasten der Theater-Gesellschafter gefasst, zu denen auch die Stadt Detmold zählt, ohne sie mit ins Boot zu nehmen. Die Stadt sei aber zu 27,7 Prozent Gesellschafter der Landestheater gGmbh, und der Landesverband habe nicht ausgeschlossen, die Immobilie Landestheater an diese Gesellschaft zu übertragen. Auch das würde massive Kosten verursachen, worüber ebenfalls noch gar nicht offiziell gesprochen worden sei.

Darüber, so Heller, müsse man aber reden und die Zukunft der Theaterfinanzierung nicht als &bdquo;closed shop"-Veranstaltung beschließen – ohne die, die dann die Zeche bezahlen sollen. Hier sei deutlich mehr Transparenz gefragt.

Zudem sagt Heller: &bdquo;Wenn der Landesverband das alles nicht mehr bezahlen kann, dann wollen wir Belege sehen. Außerdem haben wir in der Vergangenheit bereits den Beitrag des Landesverbandes zum Theater reduziert." Nur darzustellen, dass man aber nicht mehr zahlen könne und wie der Landesverbands-Kämmerer zu berechnen, dass die Forstarbeiter des Landesverbandes ein Jahr lang viel Holz für den Beitrag ans Theater hacken müssten, reiche absolut nicht aus. Man könne, so Heller in einer Spitze, im Umkehrschluss ja zurückfragen: &bdquo;Wie viel Geld soll der Detmolder Steuerzahler denn noch aufbringen, um den Landesverband zu finanzieren, wenn dieser seinen Kernaufgaben offensichtlich ja gar nicht mehr nachkommen kann?"

Er wolle außerdem wissen, was an dem Gebäude überhaupt zu sanieren sei. Zahlen und Fakten hatte auch Landrat Dr. Axel Lehmann gefordert. Und bei einem denkbaren Übertrag der Immobilie an eine andere Gesellschaft, so Heller, habe er kaufmännisch sehr viel mehr Fragen als Antworten. Es gehe aber lange schon nicht mehr um das Theater allein, so Heller. Denn wenn der Landesverband sich aus dessen Finanzierung und der Immobilie zurückziehe, dann treffe es seine Grundfeste – übrig blieben dann mit dem Landesmuseum und der Landesbibliothek fast nur noch ein Gerippe.

Und wenn die Stadt zur Kasse gebeten werden solle, wolle diese über den Kulturauftrag der Institution Landesverband sprechen. Es gebe sicherlich die Möglichkeit, an einem Runden Tisch oder in einem Arbeitskreis gemeinsam mit dem Kreis Lippe und dem Landesverband Lösungen zu finden – zumal es sehr viele Synergien geben könne. Für das Landestheater sehe er in keinem Fall schwarz. Er freue sich vielmehr sehr darüber, dass das Land NRW endlich seinen Förderbeitrag erhöht habe.

"Abschied in Scheibchen" Ein Kommentar von Sven Koch Der &bdquo;Hilferuf" des Landesverbandes zur Immobilie Landestheater geht gerade etwas nach hinten los. Die Kommunikation wird mit Recht kritisiert. Hier ist viel mehr Transparenz und Offenheit gefragt – der Landesverband sollte heutzutage nicht mehr in dem Stil agieren, den er vor Jahren beim Übertragen von Immobilien in Bad Salzuflen und später in Bad Meinberg vorgelegt hat. Der Landesverband braucht seine Partner offenbar dringend. Durchregieren wie früher ist nicht mehr.

In Bezug auf seine Detmolder Immobilien scheint der Weg vorgezeichnet zu sein: ein Abschied in Scheibchen. Die Gebäude überträgt man an eine Gesellschaft, an der der Landesverband zumindest beteiligt ist und sagen kann: Unseren Kulturauftrag erfüllen wir doch noch? Nach dem Landestheater wird vielleicht über Landesmuseum, Landesbibliothek, Waldbühne und das Hermannsdenkmal gesprochen, hinter den Kulissen tut man das eventuell sogar schon.

Doch wenn sich der Landesverband von solchen Einrichtungen verabschieden würde, dann bliebe von ihm nicht mehr viel übrig. Kulturförderung könnte er dann nur indirekt über die Beteiligung an einer Gesellschaft mit dem Kreis und der Stadt betreiben, was zu wenig wäre.

Dazu gibt es jeweils eine klare Ansage aus Detmold und auch von Landrat Dr. Axel Lehmann. Daher sollte der Landesverband das Angebot aufgreifen, mit Stadt und Kreis zu klären, wer künftig am besten was macht und auf Gemeinsamkeit setzen. Synergien gibt es sicher viele, und sicher dürfte am Ende die Lippe Tourismus & Marketing GmbH eine gewichtigere Rolle bekommen.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus