Detmold-Berlebeck. Im Freibad Heiligenkirchen-Berlebeck hat es am Donnerstagabend einen Badeunfall gegeben.
Ein dreijähriges Kind schluckte nach Angaben der Polizei beim Schwimmen Wasser und übergab sich anschließend mehrfach. Notarzt und Krankenwagen sowie eine Polizeistreife waren vor Ort.
Das Kind wurde nach einer ersten Behandlung in die Detmolder Kinderklinik gebracht.
Ertrinken - die stumme Gefahr
Die Badesaison ist in vollem Gange und eines ist sicher: In Deutschland werden auch in diesem Jahr wieder Hunderte Menschen ertrinken. Einige von ihnen werden von anderen Badegästen umgeben sein, die von ihrem Todeskampf nichts merken. Warum ist das so?
Allein in Nordrhein-Westfalen zählte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr 55 Badetote, deutschlandweit waren es 404. Die meisten von ihnen ertranken in einem Fluss, einem See oder in einem Kanal. Orte, an denen meist mehrere Leute baden. Sogar in einem Freibad kann es gefährlich werden, wie ein aktuelles Beispiel aus Großräschen in Brandenburg zeigt. Dort ertrank im Juni ein sechsjähriges Mädchen im Nichtschwimmerbecken.
Der Bielefelder Wolfram Dickel ist seit 1982 bei der DLRG und konnte schon mehreren Menschen das Leben retten. Zum Beispiel als Sanitäter, als ein Badegast auf ein auf dem Grund treibendes Mädchen trat und erst dadurch auf das Kind aufmerksam wurde. Das Kind konnte gerettet werden. Dass es unterging, hatte niemand mitbekommen, erinnert er sich. Die Erklärung dafür kennt Dickel gut. "Ertrinken ist eine stille Angelegenheit", sagt er.
Gefahr vor allem in trüben Gewässern
Experten unterscheiden zwei Arten des Ertrinkens. Zum einen das, bei dem Menschen untergehen und nicht zwischendurch wieder auftauchen. "Die Personen verschwinden plötzlich aus dem Blickfeld", erklärt Dr. Benno Hartung, der stellvertretende Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf.
"Ursache hierfür ist in der Regel ein Intoxikationsgeschehen, vor allem durch Alkohol, weil er die Schutzreflexe beeinträchtigt", erklärt der Mediziner. Auch ein internistischer Vorfall, zum Beispiel ein akuter Herzinfarkt, kann Ursache dafür sein, sagt Dickel.
Besonders in Seen, wo das Wasser trübe ist, seien diese Menschen von der Oberfläche aus schwer zu sehen, sagt Dickel. Die andere Variante ist das Ertrinken, bei dem der Betroffene es immer wieder kurz an die Oberfläche schafft. Zum Beispiel, wenn ein Kind, das nicht schwimmen kann, in tiefes Wasser gerät. Das panische Winken und rufen um Hilfe, wie es zum Beispiel in Serien dargestellt wird, gibt es dabei kaum.
"Sieht nicht nach Überlebenskampf aus"
Wolfgang Dickel beschreibt solche Situationen so: Der Körper hängt tief im Wasser, der Kopf ist tief in den Nacken gelegt, damit das Gesicht zum Luftholen noch etwas über Wasser ist. "Wenn dann noch Wasser in die Lunge gerät, gibt es einen Hustenanfall." Die Kräfte lassen nach, der Körper geht unter.
Beim nächsten kurzen Auftauchen ist der Ertrinkende damit beschäftigt, Luft zu holen. Es bleibt also gar keine Zeit und auch keine Kraft fürs Winken und für Hilferufe. Rettungsschwimmer sind auf solche Szenen geschult und können erkennen, wenn jemand droht zu ertrinken. "Für andere Beobachter sieht das nicht unbedingt nach einem Überlebenskampf aus", sagt Dickel.
Umso wichtiger sei es , dass Menschen, die im Sommer eine Erfrischung suchen, an von Rettungsschwimmern bewachten Stellen baden. Und noch ein Tipp von Dickel: "Guckt nach Eurem Nächsten, ob es dem noch gut geht."
Tipps von Wolfram Dickel vom DLRG-Bezirk Bielefeld
Gerade junge Erwachsene im Alter von 20 bis 35 Jahren neigen zu Selbstüberschätzung und ignorieren auch mal Badeverbote. Solche Badeverbote haben allerdings gute Gründe, die Stellen sind gefährlich auch für erfahrene Schwimmer.
Alkohol macht euphorisch und damit auch übermütig. Außerdem wirkt sich der Alkohol auf das Herz-Kreislaufsystem aus: Die Gefäße weiten sich, der Körper kühlt schneller aus. Das führt dazu, dass der Körper schneller ermattet und sich möglicherweise nicht mehr über Wasser halten können.
Nicht alleine schwimmen gehen, sondern mit anderen. Es ist wichtig, aufeinander zu achten.
Wenn jemand aus dem Wasser gerettet wird, sollte immer ein Notarzt gerufen werden. Auch wenn der Betroffene wieder bei Bewusstsein ist. "Es kann noch Stunden später zu ernsten Komplikationen kommen", sagt Dickel.
Die Einhaltung der DLRG-Baderegeln ist wichtig.