Eine virtuelle Reise durch die Nibelungensaga

Detmold. Wer erzählt die richtige Version des Nibelungenliedes? Wem möchte ich auf seinem Weg durch die Saga folgen? Diese Fragen stellen sich dem Besucher des ersten digitalen Stückes &bdquo; Nibelungenpunkt.de " des Jungen Theaters bereits zu Anfang, als sich Hagen und Kriemhild über die richtige Darstellung der Geschichte streiten. Wie ist Drachentöter Siegfried tatsächlich gestorben und wer hat wirklich Schuld am Untergang der Nibelungen?

Um all dem nachzugehen, hat sich das Team um Dramaturgin Jenni Schnarr einiges einfallen lassen und den umfangreichen Stoff unterhaltsam aufgearbeitet. Der wohl größte Unterschied zum regulären Theaterstück: Der Besucher kann selbst entscheiden, ob er als Kriemhild oder Hagen durch die Saga streift. Ein zwischenzeitlicher, so genannter Offline-Moment sorgt zudem für Spaß außerhalb des digitalen Raumes. Welche Aufgaben es dabei zu lösen gilt, verrät das Team aber nicht. Nur so viel wird aus dem Vorspann klar: Es geht entweder in die Detmolder Innenstadt oder einen Drogeriemarkt nach Wahl. Aber auch ohne den Offline-Moment sorgt das digitale Stück für jede Menge Spaß.

Als habe es das Internet zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegeben Nachdem die Entscheidung gefallen ist, das Nibelungenlied aus der Sicht Kriemhilds erz ählt z u bekommen oder viel mehr selbst zu erkunden, stellt diese sich in einem kurzen Video kurz selbst vor. Alle Kapitel sind mit einer Zeit- und Ortsangabe versehen und zwar so, als habe es zu Beginn des 13. Jahrhunderts bereits das Internet gegeben. Los geht es vor 30 Jahren in Worms am Rhein. Kriemhild oder auch &bdquo;Creamy " genannt erzählt von ihrer Kindheit, dem Tod des Vaters und ihrer Faszination für die Deutung von Träumen. Sogleich aber springt die Erzählung in die reale Gegenwart als &bdquo;Creamy&bdquo; auf ihren Instagram-Account verweist und ihre Zuschauer bittet, ein &bdquo;Like" dazulassen. Die Hochzeit Kriemhilds und Siegfrieds, den Tod Siegfrieds bis hin zur Rache Kriemhilds – dem Team gelingt es im Verlauf der Kapitel, den mehr als umfangreichen Stoff des Nibelungenliedes anschaulich, interaktiv und humorvoll aufzuarbeiten. Und das mit immer wieder neuen Darstellungsweisen. Das Inventar bietet hilfreiche Tipps Am Ende jedes Kapitels folgt eine Frage. Nur wer die richtig beantwortet, kann zum nächsten Kapitel voranschreiten. Aber keine Sorge: Wer keine Idee zur Lösung hat, bekommt Tipps. Und die gibt es unter anderem in Form des Inventars, das der Besucher im Laufe des Stückes sammelt. So gilt es zum Beispiel, einen Liebesbrief König Etzels an Kriemhild und den Schlüssel zu seinem Herzen logisch miteinander zu kombinieren. Auch in Sprachnachrichten, E-Mails, Whatsapp-Verläufen, Tagebucheinträgen, kleinen Bildergeschichten oder dem Newsletter von &bdquo;Royal Flush", der exklusiv über die Doppelhochzeit von Kriemhild und Siegfried sowie Gunther und Brunhild berichtet, verstecken sich Hinweise. Wer zusätzliche Infos möchte, kann auf den eigens erstellten Instagram-Accounts der Figuren stöbern. Stück für Stück entsteht so aus verschiedensten Quellen das Gesamtbild der Saga und das unter aktiver Beteiligung der Besucher.

Dem Jungen Theater des Landestheaters gelingt mit Nibelungenpunkt.de ein wahrer Geniestreich. Weil wegen der Corona-Pandemie reguläre Theaterbesuche momentan kaum möglich sind, bietet das digitale Stück eine abwechslungsreiche Alternative, die sich auch für den Unterricht bestens eignet. Dank unterschiedlichstem Medieneinsatz wird der Stoff nicht nur übersichtlich, sondern auch modern und aktuell. Durch ein Stück mit Hilfe von Rätseln zu streifen ist eine gelungene Möglichkeit, die Handlung zu erfassen. Schmunzler inklusive.

Karten an der Theaterkasse Tickets mit dem Zugangscode für &bdquo; Nibelungenpunkt.de " gibt es an der Theaterkasse des Landestheaters. Einzelpersonen zahlen fünf, Gruppen bis zu 34 Personen 30 Euro. Die Theaterkasse ist auch unter Telefon (05231) 974803 oder per E-Mail an tickets@ landestheater-detmold.de erreichbar. Einen Onlineverkauf gibt es momentan nicht. Die Zugangsdaten sind jeweils drei Wochen lang gültig. Beim Postversand sollte daher die Lieferzeit mit berücksichtigt werden.

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