Update: Ehemann tötet Detmolderin, verscharrt ihre Leiche und richtet sich selbst

Detmold. Eine Frau ist in Detmold durch die Hand ihres Ehemannes getötet und dann unter der Terrasse auf ihrem Grundstück vergraben worden. Davon gehen die Staatsanwaltschaft Detmold und das Polizeipräsidium Bielefeld fest aus. Den Täter selbst werden die Ermittler dennoch nicht zur Verantwortung ziehen können - er ist ebenfalls tot. Zwei Tage nach dem Leichenfund steht die Welt in der betroffenen Siedlung wie still.

Der aufgeschüttete Boden im Garten wirkt wie ein ganz normaler Erdhaufen. So, als hätte gerade jemand an der Terrasse gearbeitet und eine Pause eingelegt. Nur der Rosenstrauß und die Kerzen vor der Haustür deuten an, dass etwas Schlimmes passiert ist. Genau hier hat die Polizei am Montagabend die Leiche einer 32-Jährigen gefunden. Die Detmolderin soll von ihrem Ehemann getötet und dort vergraben worden sein. Später nahm sich der 37-Jährige selbst das Leben.

Die Geschichte dahinter bleibt undurchsichtig. Etwa eine Woche hatten Angehörige nach Angaben von Staatsanwaltschaft Detmold und Polizeipräsidium Bielefeld nichts mehr von der Frau gehört, bevor sie besorgt die Polizei einschalteten. &bdquo;Der Ehemann hatte den Angehörigen gegenüber widersprüchliche Angaben gemacht, wo sich die 32-Jährige befindet und weshalb sie sich nicht meldet“, sagt Staatsanwältin Jacqueline Kleine-Flaßbeck. Die Ermittler gingen daher schnell davon aus, dass ein Verbrechen geschehen sein könnte.

Leichenspürhunde schlagen an Auf der Suche nach der vermissten Frau schlugen am Montag laut Staatsanwältin zwei Leichenspürhunde auf dem Grundstück der Familie an. Die Doppelhaushälfte mit großem Garten liegt mitten in einem Detmolder Wohngebiet. Nachbarn können direkt über den Zaun auf die mit Platten ausgelegte Terrasse gucken. Dennoch scheint niemand etwas von einem Streit oder gar Verbrechen mitbekommen zu haben - nur der große Polizeieinsatz blieb nicht unbemerkt, als die Leiche der Detmolderin am Montagabend gegen 21.30 Uhr geborgen wurde.

Wenig später fand die Polizei den tatverdächtigen Ehemann tot in einer Bielefelder Wohnung. Er soll sich das Leben genommen haben, sagen die Ermittler. Der Obduktion nach soll seine Frau durch stumpfe Gewalt gegen den Hals gestorben sein. Hinweise auf ein Motiv hat die Mordkommission bisher nicht. Sie versucht, Hintergründe zu ermitteln.

Wenn der Täter tot ist, gibt es kein Verfahren &bdquo;Wir werten jetzt noch die Mobiltelefone aus, aber da der Täter tot ist, wird das Verfahren eingestellt“, sagt Kleine-Flaßbeck. Getrennt gelebt haben soll das Paar nicht, zumindest ist das den Ermittlern nicht bekannt. Auf die Wohnung in Bielefeld habe der tatverdächtige 37-Jährige aus beruflichen Gründen Zugriff gehabt, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Dass Täter und Opfer ein gemeinsames Kind haben, bestätigt die Ermittlungsbehörde. Ob das Mädchen etwas von der Tötung mitbekommen hat und wer sich nun um das Kind kümmert, will die Staatsanwaltschaft Detmold zum Schutz der Persönlichkeit des Kindes nicht preisgeben. Aus der Nachbarschaft heißt es, die Familie sei immer zu dritt unterwegs gewesen.

Nachbarschaft unter Schock Zwei Tage nach dem Leichenfund wirken Menschen in der Siedlung wie unter Schock. Sie sind fassungslos über das, was vor der eigenen Haustür passiert ist. Niemand habe geahnt, dass es möglicherweise Konflikte gab. Wenn das Ehepaar beschrieben wird, fallen Begriffe wie &bdquo;super nett“ und &bdquo;unauffällig“.

Ob es hier in der Vergangenheit verstärkt Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt gegeben hat, dazu kann und möchte die Staatsanwaltschaft Detmold nichts sagen. &bdquo;Wir würden dazu keine Infos rausgeben, weil es für das Verfahren keine Rolle spielt“, sagt Staatsanwältin Kleine-Flaßbeck.

Dennoch bleibt die Frage nach dem Warum. &bdquo;Das war eine Bilderbuchfamilie“, sagt eine Anwohnerin und blickt dabei hinüber zum Tatort. &bdquo;Wenn man die gesehen hat, konnte man nur neidisch werden.“ Der Mann habe viel im Garten gearbeitet, das Paar habe das Kind meist gemeinsam zur Schule gebracht. &bdquo;Es ist einfach schrecklich“, sagt die Frau. Die Ermittlungen dauern an.

Femizide als gesellschaftliches Problem Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland - getötet von ihrem Partner oder Ex-Partner. Laut Statistik des Bundeskriminalamts sind allein im Jahr 2020 in Deutschland 359 Frauen in Partnerschaften getötet worden – dagegen waren es &bdquo;nur“ 101 Männer. Femizide, also der Mord an Frauen wegen ihres Geschlechts, wird daher als gesellschaftliches Problem längst erforscht.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach bezeichnet der Begriff den äußersten Akt von Gewalt an Frauen und Mädchen. Dass die meisten Frauen durch männliche Hand innerhalb einer Beziehung getötet werden, kann man laut Dr. Catia Loddo als &bdquo;Überbleibsel aus einer patriarchalischen Zeit“ deuten. Die Chefärztin im LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt-Eickelborn hatte sich zum Thema Femizide bereits vor zwei Jahren in der LZ geäußert.

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