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Wie Karriere und Kind vereinbar sind

Jenniffer Porsch-Büker arbeitet mit Baby auf dem Schoß

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Job und Kind: Jenniffer Porsch-Büker mit Chaila und Agentur-Chef Marcus A. Hohenstein. Foto: koch
Job und Kind: Jenniffer Porsch-Büker mit Chaila und Agentur-Chef Marcus A. Hohenstein. Foto: koch

Detmold (sk). Acht Wochen nach der Geburt wieder arbeiten - und zwar mit Baby in der Firma: für den überwiegenden Teil deutscher Mütter aus einer Vielzahl von Gründen ein Ding der Unmöglichkeit. Jenniffer Porsch-Büker erlebt das anders. Ihr Chef richtete der 30-Jährigen extra ein Büro ein.

Er hatte ihr sogar einen Übernahmevertrag in die Hand gedrückt, obwohl sie schwanger war. Dieses "obwohl" ist es eigentlich bereits, das berufstätige Mütter vielfach abstempelt, und nicht wenige Arbeitgeber sehen in ihren bisherigen gut funktionierenden "human resources" schnell einen Klotz mit Sonderwünschen am Bein, wenn Nachwuchs im Anmarsch ist. Manchmal liegt es natürlich auch einfach im Job selbst begründet, dass sich Kind und Karriere schlecht vereinbaren lassen. Was die Detmolderin Jenniffer Porsch-Büker angeht, treffen zwar einige günstige Faktoren zusammen - allem voran steht aber die Einstellung von Marcus A. Hohenstein. Der Chef der Werbeagentur "Stairs", wo die junge Mutter als Grafisch-Technische-Assistentin arbeitet, kennt die Mutter-Malaisen: "Ich habe drei Kinder. Meiner Frau lagen auch ständig Steine im Weg, die ich am eigenen Leib gespürt hab - angefangen damit, dass es nicht mal die Sicherheit gab, dass sie die Kinder zeitig und ohne Druck aus der Kita abholen konnte."

In Jenniffer Porsch-Bükers Büro, das etwas abseits des Kreativkerns in einer alten Villa am Bahnhof liegt, rollt die kleine Chaila auf dem Boden rum und vergnügt sich mit sich selbst. Für das sieben Monate alte kleine Mädchen ist alles klar: Mama ist in Griffweite, sitzt am Rechner und arbeitet. "Ich bin wirklich überglücklich - etwas Besseres als mir kann einem gar nicht passieren", sagt die alleinerziehende Mutter, die 28 Stunden in der Woche arbeiten kann, weil jeder sie in der Agentur unterstützt. "Wir sind sowieso wie eine kleine Familie", erklärt Marcus A. Hohenstein, "und wir verbringen ja mehr Zeit miteinander als mit unseren tatsächlichen Familien. Da sollten wir es uns auch etwas nett machen." Reihum wird deswegen von den Mitarbeitern auch gekocht - mittendrin immer die gut gelaunte Chaila, ein strahlendes Agentur-Baby. Es herrscht in der Tat ein Familienklima unter den sieben Mitarbeitern - und ein Hund rundet das Bild ab. "Wir kommen gut zusammen aus, die Arbeitsleistung ist top - ich investiere viel in die Toleranz und Freiräume und bekomme dafür ein entsprechendes Feedback und gute Leistungen", so der Agenturchef.

Die kleine Chaila kommt damit ebenfalls gut zurecht. "Wenn ich morgens die Agentur betrete, schaut sie immer, ob denn auch alle auf ihren Plätzen sitzen und wundert sich, wenn jemand fehlt", verrät die arbeitende Mama. In dem Büro macht die Kleine ihr Schläfchen, und wenn sie doch einmal etwas schlechtere Laune hat, nimmt Jenniffer Porsch-Büker sie ins Tragetuch: "Dann legt sich das schnell." Erstaunen gibt es allenfalls bei manchen Kunden - eine Mutter mit Kind am Arbeitsplatz, das gehört in Deutschland einfach noch nicht in ein Bild, an das man gewohnt ist. "Dabei", sagt Marcus Hohenstein, "betonen die meisten, dass sie das total super finden und respektieren, dass das auch gut klappt." Wenngleich dann schnell eingeschränkt werde: "Bei uns wäre das gar nicht machbar, da wäre nicht mal dran zu denken.""Wir sind wie eine kleine Familie"

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