Ein Badezimmer in Detmold, Ende der 70er Jahre: Mit dem Brausekopf in der Hand führt der kleine Matti Interviews. Als Dieter Kürten. Und als Karl-Heinz Rummenigge. Ein Wohnzimmer in Detmold mit Blick auf den "Hermann", April 1982: Im Fernsehen wird der Grand Prix aus dem britischen Harrogate übertragen. Der kleine Matti sitzt im Frotteeschlafanzug auf der Couch. Und verliebt sich spontan in Nicole, die mit - so Opdenhövel - "Moses-teilt-das-Meer-Mittelscheitelfrisur, weißer Wandergitarre und Faltenrock" nur ein bisschen Frieden, aber immerhin den Sieg für Deutschland herbeisingt.<br /><br />Man hätte es ahnen können. Fußball und der Eurovision Song Contest - das sind die großen Themen im Leben des Matthias Opdenhövel. Der ist mittlerweile 39 Jahre alt, duscht nicht mehr in Detmold, sondern in Köln, und hat sich nach Nicole in die Background-Tänzerin von Dschingis Khan verliebt. Dieter Kürten ist er nicht geworden. Auch kein Fußballstar. Als der Kreisauswahltrainer ihm mitteilte: "Am Ball sieht das alles ganz gut aus, du könntest nur echt zwei, drei Schnitzel mehr essen, dann würdest du auch öfter an einem Verteidiger vorbeikommen", war die große Karriere beendet. Matthias Opdenhövel ist Fernsehmoderator - Allzweckwaffe der Privaten, nahezu überall einsetzbar.<br /><br />Ob Musiksendung, Quizshow, Frühstücksfernsehen oder Bundesliga im Pay-TV - der Opdenhövel machts schon. Ohne lautes Getöse. So dezent, dass man fast erschrickt, wenn der Lipper seine Bildschirmpräsenz in Zahlen ausdrückt. "Ich glaube, ich mache in diesem Jahr bei Pro Sieben sechzehn 20.15-Uhr-Live-Shows", sagt Opdenhövel. "Das sind eigentlich alle großen Sendungen, die der Sender in diesem Jahr live ausstrahlt." Allein in dieser Woche hat er bei "Liga total" die Fußball-Bundesliga unter die Lupe genommen, war zweimal bei "Unser Star für Oslo" zu sehen und hat mit Komoderatorin Sabine Heinrich auch noch durch die "Echo"-Verleihung geführt - sein zweiter Auftritt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.<br /><br />Mit seiner Designer-Brille und den gut sitzenden Boss-Anzügen kommt Opdenhövel zuweilen ein bisschen seriöser rüber als die Sendungen, die er moderiert. Er ist der sachliche Typ. Einer, der lieber aus dem Hintergrund ein paar intelligente, spitze Bemerkungen abfeuert. Er passt gut ins Öffentlich-Rechtliche, ist aber auch der perfekte Gegenpol zu Freund, Kollege und Rampensau Stefan Raab, den Opdenhövel zum ersten Mal 1993 beim VIVA-Casting in Köln traf. Mit einem Volontariat bei dem damals neu gegründeten Musiksender begann seine TV-Karriere. Dabei hätte Opdenhövel beinahe einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Nach dem Abitur am Detmolder Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium und dem Grundwehrdienst beim Panzeraufklärungsbataillon 7 in Augustdorf studierte er zunächst Betriebswirtschaftslehre in Würzburg. Oder sagen wir mal: Er versuchte es.<br /><br />"Eigentlich wusste ich schon nach zwei Tagen, als ich da mit 600 anderen Kommilitonen im Hörsaal saß, den Professor nur schemenhaft erkennen konnte, um mich herum nur Barbour-Jacken und Einstecktücher, dass es völlig falsch war", erinnert er sich. Nach zwei Monaten fuhr er zu Weihnachten nach Hause - und blieb. "Da habe ich wirklich zum ersten Mal wie so ein Ochse vor der Wand gestanden und gedacht: Puh, was machste denn jetzt eigentlich?" Die Szene mit dem Brausekopf im Detmolder Badezimmer kam ihm wieder in den Sinn. Und der Fakt, dass er den Kicker seit 50 Jahren auswendig kennt, wie er sagt. "Da dachte ich, Sportreporter wäre vielleicht gar nicht schlecht."<br /><br />Heute hat er den für sich perfekten Weg gefunden. "Solange das mein Schritt mitmacht, mache ich gerne einen breiten Spagat: Auf der einen Säule die Unterhaltung, auf der anderen der Sport." So mag er es. Und so sehr kneift die Hose dann auch gar nicht. Dass sein Ausflug in die ARD von allerlei Spekulationen darüber, ob er nun zu den Öffentlich-Rechtlichen wechsele, begleitet wird, betrachtet er mit Amüsement. "Die Frage, wann ich denn jetzt endgültig zur ARD gehe, wo ich doch jetzt eh schon drei Sendungen dort mache um Viertel nach acht und man dort ja auch jemanden sucht, wird mir momentan öfter gestellt", schmunzelt er und stellt klar: "Im Moment sehe ich da kein Bedürfnis." Er halte es da wie Kevin Kurányi: "Ich schieße meine Tore, und den Rest machen die Vereine unter sich klar."<br /><br />Aber den Fuß würde er sich schon abhacken, wenn er dafür die Sportschau moderieren könnte, oder? Er lacht. "Das habe ich irgendwann mal gesagt. Und jetzt bin ich kurz vor der Amputation, weil die ARD schon an der Tür steht." Opdenhövel weiß: Die Branche ist viel zu schnelllebig, als dass man sich irgendwelche großen Ziele setzen sollte. "Ich kann ganz entspannt sagen: Wenn es so weiterläuft wie jetzt, dann bin ich der glücklichste Mensch überhaupt."<br />