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"Alt Horn" steht schon seit Jahren leer

Yvonne Glandien

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Folgt der Familientradition: Heinrich Thies ist stolz auf das älteste Haus Horns. In der angeschlossenen Gastronomie zapft er zur Zeit aber nur für Museumsbesucher - © Yvonne Glandien
Folgt der Familientradition: Heinrich Thies ist stolz auf das älteste Haus Horns. In der angeschlossenen Gastronomie zapft er zur Zeit aber nur für Museumsbesucher (© Yvonne Glandien)

Horn-Bad Meinberg. Ein Schweinchen aus Keramik im Fenster des Fachwerkhauses an der Nordstraße 9 verrät mehr über die Geschichte des ältesten Gebäudes in Horn, als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Dort gab es nämlich einst eine Schlachterei. Dazu kam bald ein Gastronomiebetrieb. Und diesem soll wieder Leben eingehaucht werden.

„Wir konnten damals immer 30 bis 40 Gerichte auf der Speisekarte anbieten", erzählt Heinrich Thies. Ihm gehört das Haus, in dem bereits sein Großvater Tiere zu Lebensmitteln verarbeitete. „Das, was in der Fleischerei erzeugt wurde, konnte direkt in der Küche weiterverarbeitet werden."

Vor mehr als 150 Jahren wurde die Gastwirtschaft in Kombination mit einer Metzgerei eröffnet. „Bis 1971 haben wir die Fleischerei aktiv betrieben", erinnert sich Heinrich Thies. Danach wurde sie nur noch für ganz besondere Anlässe genutzt. Schließlich habe sich Thies dazu entschlossen, die Räume in ein Museum umzuwandeln.
Der Gastronomiebetrieb ging hingegen zunächst weiter. Ein Ofen mit dunkelgrünen Keramikkacheln ziert den Gastraum.

„Alles hier hat Tradition", sagt Heinrich Thies. Und eben dies sei ihm wichtig. Zu den aktiven Zeiten sei „Alt Horn" ein wichtiger Treffpunkt im Ortskern gewesen. „Es gab überall Musik", erzählt Heinrich Thies.

Viel Mühe sei in die Gestaltung des Innenraums geflossen, die Gäste sollten es so gemütlich wie nur eben möglich haben. 2002 entschieden sich Heinrich und Christa Thies schließlich dazu, die Führung der Gaststätte abzugeben. Bis 2007 war „Alt Horn" verpachtet.
Seitdem stehen die urigen Räume die meiste Zeit über leer.

Nun hoffen Heinrich und Christa Thies, dass sich bald jemand findet, der wieder Leben ins älteste Haus Horns bringt und der dem Charakter des historischen Gebäudes treu bleibt: „Am besten wäre es, wenn auch das Fleischereimuseum übernommen würde, oder wir dort zumindest Unterstützung fänden", meint Heinrich Thies.

Regelmäßig führt der 87-Jährige Besuchergruppen durch die Räume. „Die Führungen enden immer in einem gemütlichen Beisammensein hier in der Gastronomie", erzählt Heinrich Thies.

Information

Genug Speck

„Im dusent vyff hundert negen undt seventichstenn Jaer alse Speckes genoech war heft Peter Steffen dith Huß gebauweth des sy Godt der Almechtige geloweth" steht in Niederdeutsch über dem Eingang des Hauses.

Das heißt auf Hochdeutsch: „Im 1579. Jahr, als es Speck genug gab, hat Peter Steffen dieses Haus gebaut, dafür sei Gott der Allmächtige gelobt." Als hätte der erste Besitzer des Hauses Peter Steffen bereits geahnt, welchem Zweck es einige hundert Jahre später dienen sollte.

1853 zog der Metzger Hermann Conrad Ludwig Kruse in das Haus in der Nordstraße 9. Eines gab es fortan in der Metzgerei mit Sicherheit reichlich: Speck.

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