Horn-Bad Meinberg. Ziemlich unscheinbar steht das Haus mit Nummer 1 an der Straße In der Helle mitten in Horn. Nur eine Inschrift über der Eingangstür lässt erahnen, dass dort eine seit Jahrhunderten bestehende karitative Einrichtung ihren Hauptsitz hat: das Adelheidstift.
„Kaum einer weiß, dass es das hier gibt. Auch vielen Hornern ist das nicht bekannt", sagt Pfarrer Matthias Zizelmann von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Horn, die mit dem Adelheidstift eng verzahnt ist. Er habe sogar gehört, das bei Stadtführungen vom „ehemaligen Adelheidstift" gesprochen werde. „Dabei existiert die Einrichtung nach wie vor, und das schon seit mehr als 670 Jahren", weiß Zizelmann.
Das seit 1339 existierende Adelheidstift in Horn finanziert sich nach Angaben von Pfarrer Matthias Zizelmann durch das Stiftungsvermögen, durch Zustiftungen und durch Spenden. „Gerne würden wir die Einrichtung aus ihrem Dornröschenschlaf holen und mehr für die Bedürftigen Anbieten", sagt der Geistliche. Dafür suche die Kirchengemeinde einen ehrenamtlichen „Kümmerer", der dies in die Hand nehme. Bei Interesse könne man sich bei Matthias Zitelmann, Tel. (05234) 919439 melden.
Im Jahre 1339 hatte Simon I., Edler Herr zur Lippe, der mit seiner Gemahlin Adelheid, Prinzessin von Waldeck, in Horn und Blomberg residierte, im Horner Burgbereich das „Armenhospital zum Hilligen Geist" gegründet. Knapp 50 Jahre später wurde es bereits Adelheidstift genannt, dem zur Finanzierung zahlreiche Liegenschaften, Äcker, Weiden und Gärten in Horn und Detmold vermacht worden waren. Das geht aus einer Historie hervor, die die Kirchengemeinde zum 650. Jubiläum 1989 verfasst hatte.
In der Regel bot das Adelheidstift drei älteren alleinstehenden Menschen aus Horn eine Heimat, wodurch deren Lebensabend gesichert war. 1557 konnte in der oberen Heerstraße ein Bürgerhaus angekauft werden, wo weitere sieben bis acht Personen Platz fanden. Nur sieben Jahre später geriet das 225 Jahre alte Armenhospital buchstäblich in Bewegung. Denn der ursprüngliche Standort in der Nähe der Burg stand dem neuen Nutzungskonzept der herrschaftlichen Residenz im Wege. Deshalb wurde das Adelheidstift etwa 100 Meter versetzt und In der Helle wieder aufgebaut, wo es auch heute noch steht.
Mehrfach musste im Verlauf der Jahrhunderte um den Fortbestand der Einrichtung gebangt werden. Ob Hungersnöte, Epidemien, Feuersbrünste oder einschneidende Ereignisse wie der 30-jährige Krieg und der siebenjährige Krieg – dem Stiftsvorstand, der vom Kirchenvorstand gewählt wurde, gelang es immer irgendwie das Adelheidstift durch die Wirren der Zeit zu steuern.
Mit der Einführung der Sozialgesetze von Bismarck änderte sich auch die Rolle der Stiftung ein wenig. Da die Menschen nun eine kleine Rente bekamen, konnten die Alten auch ohne das Adelheidstift existieren. Also wurden die zuvor freien Plätzen in Wohnungen umgewandelt, die gegen einen geringen Betrag an Bedürftige vermietet wurden.
„Das ist auch heute noch der Fall", berichtet Matthias Zizelmann. Zwei Wohnungen gebe es inzwischen noch im Adelheidstift, die beide an zwei Personen vermietet seien. Momentan laufen Erneuerungsarbeiten an dem alten Haus, wo vor allem das Dach modernisiert wird. „Das war dringend nötig", sagt Zizelmann.
Auch wenn das Adelheidstift eine eher kleine und vielleicht nicht ganz so bedeutende Einrichtung sei, der Wille der Kirchengemeinde sei auf jeden Fall da, die Stiftung weiter zu erhalten. „Vielleicht gelingt es uns ja, ihr neues Leben einzuhauchen und sie sogar zu erweitern", sagt der Pfarrer.