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Für diesen jungen Lipper ist Helfen eine Herzenssache

Patrick Bockwinkel und Arnold Pöhlker

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1 Fabian Roll hat freiwillig eine tragende Rolle in der Ausgabestelle Bad Meinberg der Detmolder Tafel übernommen. - © emailgateway
1 Fabian Roll hat freiwillig eine tragende Rolle in der Ausgabestelle Bad Meinberg der Detmolder Tafel übernommen. (© emailgateway)

Horn-Bad Meinberg. Er ist gerade einmal 22 Jahre jung. Doch schon seit acht Jahren organisiert Fabian Roll verantwortlich die Ausgabestelle der Detmolder Tafel in Bad Meinberg. Und die gibt es schon seit zehn Jahren im Kurort.

Von Großmärkten wie Aldi, Lidl, Marktkauf, Kaufland, Kanne und anderen in Detmold, aber auch von den Bäckereien Mellies und Goeken erhält er die dringend benötigten Lebensmittel. Im Team mit weiteren freiwilligen Helfern sorgt er dafür, dass deren Ausgabe alle zwei Wochen, freitags von 14 bis 17 Uhr im Gemeindehaus am Müllerberg reibungslos klappt.

Schon in früher Jugend hat Roll das soziale Engagement für sich entdeckt. Und das in einem Alter, in dem sich Teenagern zumeist für andere Sachen interessieren. Nicht so bei dem damaligen Gymnasiasten. Wohl überlegt steuerte er etwas Vernünftiges an. Dabei spielte sein christlicher Glaube eine Rolle.

„Es war im Konfirmandenunterricht bei unserer damaligen Pfarrerin Heike Stijohann. Wir sprachen über Diakonie", erinnert er sich. „Dabei wurde uns vermittelt, dass damit tätige Nächstenliebe und nicht lediglich Betroffenheit gemeint ist."

Spontan habe er eine solche Aufgabe gesucht – und diese bei der Tafel gefunden. „Hier konnte ich unmittelbar denen etwas Gutes tun, denen es nicht so gut geht wie mir", umschreibt er seine Motivation, die bis heute unvermindert anhält. Und das ist für die Tafel-Arbeit ein Glücksfall.

Denn die Nachfrage der als „Kunden" beschriebenen Hilfsbedürftigen hat sich in dem Kurort dramatisch entwickelt. „Vor zehn Jahren benötigten 20 Familien mit etwa 80 Personen Hilfe. Der Höhepunkt wurde Ende 2016 mit 80 Familien und 330 Bedürftigen erreicht." Diesen Ansturm habe man nicht mehr bewältigen können.

Es bedarf vieler zupackender Helfer, die die zahlreichen Kisten voller Lebensmittel bei der Anlieferung ins Gemeindehaus schleppen. - © Privat
Es bedarf vieler zupackender Helfer, die die zahlreichen Kisten voller Lebensmittel bei der Anlieferung ins Gemeindehaus schleppen. (© Privat)

Deshalb seien die Kunden aus Billerbeck gebeten worden, zur Ausgabestelle nach Horn zu gehen, erklärt Roll. Fakt sei aber, dass in Bad Meinberg immerhin noch 65 Familien mit etwa 260 Personen regelmäßig auf Lebensmittelspenden angewiesen sind.

Deshalb bestand für Roll beim zehnjährigen Bestehen der Bad Meinberger Ausgabestelle auch kein Grund zum Feiern. In einem Land wie Deutschland gebe es Lebensmittel im Überfluss. Dennoch herrsche bei vielen Menschen ein Mangel. „Wir bemühen uns um einen Ausgleich, besorgen überschüssige, aber qualitativ einwandfreie Lebensmittel und geben sie weiter."

Dabei wolle man den Kunden auch ein offenes Ohr schenken und sie menschliche Nähe spüren lassen. „Oft gibt es Momente und Begegnungen, die mich Tage lang beschäftigen", erklärt er. Es seien Einzelschicksale aus allen Bereichen, die die Tafel in Anspruch nehmen müssen.

Information
Persönlich

Fabian Roll, Jahrgang 1995, ledig, Abitur, lebt in Bad Meinberg, studiert Theologie, möchte sich aber noch umorientieren. Sein Wunsch: Ein duales Studium oder eine Ausbildung, wo Praxis und Theorie (Wissenschaft) stärker miteinander verzahnt sind. Sein Traum: Eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst in einer kommunalen oder kirchlichen Körperschaft. Oder auch ein duales Studium in Sozialpädagogik oder Sozialarbeit. Nebenbei ist er Kirchenältester, nebenamtlicher Küster und Friedhofshelfer in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Meinberg. Außerdem ist er stellvertretender Leiter der Handballabteilung des TV Horn-Bad Meinberg.

Alleinerziehende, vor allem Mütter; Senioren mit einer nicht auskömmlichen Rente, darunter viele Frauen; sogenannte Aufstocker, die zwar arbeiten, deren Einkommen aber kein ausreichendes Auskommen bietet – trotz Mindestlohn. „Weh tut es, wenn ich sehe, wie es manchen von ihnen große Überwindung kostet, überhaupt zu uns zu kommen".

Nachdrücklich wirbt der nimmermüde Tafel-Organisator weiterhin für Lebensmittel- und Geldspenden. Diese benötige man dringend. 5.000 Euro im Jahr kommen an Spenden aus Horn-Bad Meinberg und Umgebung zusammen. Darunter eine Einzelspende von 70 Euro monatlich per Dauerauftrag.

Auch Events wie Konzerte des Gospelchores, ein Kuchenstand auf dem Bauernmarkt oder jüngst der Reinerlös vom Juso-Stand bei der „Langen Kulturnacht" in Horn lassen Geld in die Tafelkasse fließen. „Für alle die Unterstützung bin ich sehr dankbar", sagt er. Dabei könnten sich alle Spender absolut sicher sein, dass ihr Geld nur für diesen Zweck verwendet werde.

Lobende Worte und Geschenke

Vertreter aus der Politik, von der Stadt, von Vereinen und Institutionen sowie die Ehrenamtlichen selbst haben an das zehnjährige Bestehen der Bad Meinberger Ausgabestelle der Detmolder Tafel erinnert. „Das ist kein Grund zum Feiern", stellte der stellvertretende Landrat Thomas Enzensberger fest.

Dabei verwies er auf die zunehmend wachsende Zahl von Menschen, die in Armut leben. Einen besonderen Dank des Kreises Lippe richtete er an die ehrenamtlichen Helfer und Lebensmittelspender. Im Verlauf seiner Ansprache erinnerte der Kreispolitiker außerdem an die Gründer der Tafel in Bad Meinberg mit Hans-Werner Schönlau vom städtischen Sozialdienst sowie den evangelischen Pfarrern Rainer Schling und Heike Stijohann.

Die ehrenamtliche Arbeit aller Beteiligten fand beim zehnjährigen Bestehen der Tafel in Bad Meinberg vielstimmig Anerkennung. - © Privat
Die ehrenamtliche Arbeit aller Beteiligten fand beim zehnjährigen Bestehen der Tafel in Bad Meinberg vielstimmig Anerkennung. (© Privat)

Die Geistlichen waren es, die aus ihrer Nähe zu den Menschen feststellten, dass längst nicht alle in Bad Meinberg auf der Sonnenseite lebten. Ausgabestellenleiter Fabian Roll stellte die Anliegen der Tafel heraus und dankte den Mitarbeitenden, die engagiert, treu und zuverlässig alle zwei Wochen freitags im Gemeindehaus Hand anlegen.

Den Dank der Stadt Horn-Bad Meinberg überbrachten Ingo Bartz in Vertretung von Bürgermeister Stefan Rother und Heinz Blome vom Sozialamt. Nett war die Geste der Jusos in der SPD aus Horn-Bad Meinberg um Celil Celik und Coroline Giesler. Sie überbrachten von ihrem Stand auf der „Langen Kulturnacht" in Horn einen Erlös von 200 Euro als „Lippisches Flachgeschenk" (Scheck).

Dankbare Worte für die Tafel fanden außerdem Alexander Martin (CDU) und Diana Ammer (Die Linke). Grüße der Kirchengemeinde überbrachten Pfarrer Matthias Zizelmann und Pfarrerin Lutterjohann-Zizelmann. Für ihre zehnjährige Mitarbeit bei der Ausgabestelle ging ein besonderer Dank an Karin Klare, Erika Wetzel und Thomas Schäpe.

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