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Darum braucht die Todeskurve an der B514 mehr Beachtung

CDU beklagt „erschreckende Zahlen“

Jens Rademacher

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Protest-Plakat an der B 514: Kalldorfer Bürger und Kommunalpolitiker wehren sich gegen die Zustände an der „Todeskurve".  - © Jens Rademacher
Protest-Plakat an der B 514: Kalldorfer Bürger und Kommunalpolitiker wehren sich gegen die Zustände an der „Todeskurve".  (© Jens Rademacher)

Kalletal-Kalldorf. Die Ergebnisse einer aktuellen Lärm- und Geschwindigkeitsmessung in der „Todeskurve" auf der Bundesstraße 514 haben Diskussionen ausgelöst. Krach und Lärm beschäftigen viele Kalldorfer schon seit längerer Zeit. In der langgestreckten S-Kurve zwischen Kalldorf und Vlotho war im Mai wieder ein Motorradfahrer ums Leben gekommen.

Nach Angaben der Kalldorfer CDU hat das Messgerät, das die Gemeinde Kalletal dort Ende Juni/Anfang Juli hatte aufstellen lassen, 41.699 Geschwindigkeitsüberschreitungen in neun Tagen aufgezeichnet. Demnach passierten das Messgerät mehr als 85 Prozent von knapp 48.000 Fahrzeugen mit mehr als den erlaubten 50 Kilometer pro Stunde. „Diese Zahlen sind erschreckend und müssen die Verantwortlichen von Straßen.NRW und Kreis Lippe als Straßenverkehrsbehörde aufhorchen lassen", so Fritz Kreie, Vorsitzender der Ortsunion Kalldorf, in einer Mitteilung. Anwohner bezeichnen die B514, die zurzeit auf Vlothoer Gebiet gesperrt ist, als Rennstrecke für Biker.

Zum Einsatz gekommen ist laut CDU eine professionelle Messanlage im Zentrum der „Todeskurve", die Tempo, aber auch Fahrzeugart ermittelt. Die Daten seien nun ausgewertet. Demnach waren gut 41 Prozent mehr als zehn Kilometer pro Stunde zu schnell. Spitzenwerte von mehr als 120 Kilometern hätten in erster Linie Motorradfahrer erreicht, heißt es von der CDU auf LZ-Anfrage. Zu schnell gefahren worden sei aber quer durch die Bank, sprich: auch Autos und Lkw .Die zuständige Unfallkommission hat bereits beschlossen, die Fahrbahnschwellen zu erneuern. Diese wurden 2003 auf mehreren geraden Abschnitten zwischen den Kurven installiert, um Motorradfahrer zu bremsen. Sie sind allerdings inzwischen ziemlich abgefahren.

Doch das ist aus Sicht der CDU nicht das Mittel der Wahl. Denn zum einen lassen die Schwellen Auto- und Lastwagenfahrer „wohl unbeeindruckt". Zum anderen werden erhöhte Poller aus Sicht der CDU zusätzlichen Lärm verursachen – vor allem durch leere Kies-Lkw, die beim Darüberfahren besonders klappern. Lkw führen ab 4 Uhr nachts über die Poller, „und der Krach lässt die Kalldorfer aus den Betten fallen", so Kreie. Sein Fazit: „Mit der Erneuerung der Schwellen ist keinem geholfen."
Darauf zielt derzeit auch ein großes Transparent, das auf einem Feld an der Kurve aufgestellt ist: „Wir wollen keine Schweller und auch keine Raser! Nur unsere Ruhe!" steht auf dem Schild, das Kalldorfer – unter ihnen Kreie – vorige Woche aufgestellt haben.

Mit erneuerten Schwellen „löst man vielleicht das Motorrad-Problem, schafft aber ein neues", sieht Kalldorfs SPD-Vorsitzender Johannes Bentler die Sache ähnlich. Für ihn steht fest, dass die Verantwortlichen von Straßen.NRW, Kreis Lippe und Polizei sich ein Gesamtkonzept überlegen müssen. Vor 2017 werden die Schwellen aber wohl nicht erneuert. Diese würden Schwertransporte mit den Windrädern für den Rafelder Berg behindern, die vorher an der Stelle vorbei müssen.

Information
Polizei interpretiert die Daten anders

Fast 42.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen hat das Messgerät in der „Todeskurve" nach Lesart der CDU gemessen. Fachmann Werner Brinkmeier von der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde relativiert diese Werte, zumal sie schon Messwerte von 51 Kilometer pro Stunde enthielten. Betrachte man die Zahlen als Ganzes, sei das Ergebnis „aus polizeilicher Sicht nichts Außergewöhnliches" für eine solche Stelle. Ein „Knöllchen" hätten etwa 19.800 der Fahrer bekommen – und nicht knapp 42.000. Einige Kradfahrer seien aber völlig aus dem Rahmen gefallen, sprich: Viel zu schnell. Nach Zahlen der Polizei ist die Zahl der verunglückten Biker in Lippe seit Jahresanfang bis Ende Juli deutlich angestiegen: 77 zählten die Beamten bislang, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 35

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