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Hilfsbereitschaft steht jedem gut

Hoffnung für DRK-Kleiderstube in Schwelentrup - Beim LZ-Besuch sorgt ein Kunde für großen Ärger

Von Seda Hagemann

Vor einem Jahr drohte der Kleiderstube in Schwelentrup das Aus. Mittlerweile kommen wieder mehr Kunden. Beim LZ-Besuch wird aber auch klar, dass nicht nur Bedürftige die Schnäppchen schätzen.

Dörentrup-Schwelentrup. "Der Bericht in der LZ im März, dass wir bald dicht machen müssen, hat viele Leute aufgeschreckt", sagt Monika Wiemann gleich zur Begrüßung. Die Leiterin der DRK-Kleiderstube und Anna Hemsen stehen wie jeden Dienstag hinter der Theke und sichten Sachen, die in fünf gelben Säcken vor ihren Füßen liegen. Monika Wiemann bückt sich, um auch die zweite Tüte zu untersuchen. Plötzlich lächelt sie: "Guck mal, Anna - das ist doch ein schönes Hemd. Nimm das mal eben." Unbrauchbare Teile sortiert sie aus. "Was wir nicht haben wollen, geben wir weiter an die humanitäre Hilfe", erklärt die Leiterin.

Inzwischen haben die beiden zwei Säcke sortiert. Einige Cordhosen mustert Wiemann mit geübtem Blick aus, weil sie zu weit und zu kurz sind für Otto Normalbürger. In den Regalen liegen haufenweise Pullover, Hosen, Schuhe und Wintermäntel. An eine Wand hängt Anna Hemsen einen bunten Kinderoverall. Wie in einer aufgeräumten Boutique sieht es in der Kleiderstube nicht aus. Dennoch kennen die beiden jedes Stück. "Die Kunden brauchen nur zu fragen", meint Hemsen. Dabei achtet sie auch auf modische Vielfalt. Sie zieht an ihrem lilafarbenen Pullover. "Ich wurde sogar darauf angesprochen, wie toll der aussieht. So zeigen wir unseren Kunden, dass sie sich hier gut einkleiden können", meint die Verkäuferin und räumt die zusammengefalteten Pullover vom Tresen ordentlich ins Regal. "Warum soll ich woanders hingehen? Wenn mir hier Sachen gefallen, kaufe ich sie lieber in der Stube."

Die Tür geht auf und ein Ehepaar betritt das Geschäft. "Hallo, ein frohes Neues", begrüßt Monika Wiemann das Ehepaar und schüttelt eifrig Hände. Die Familie Krüger aus Hillentrup bringt öfter ausgediente Sachen in die Kleiderstube. "Wir haben ein wenig aussortiert. Zum Wegschmeißen wären die Sachen zu schade", sagt Ilona Krüger. Heute hat sie ein paar gut erhaltene Hosen und Pullover dabei und reicht die große Tüte an Anna Hemsen. "Dankeschön", sagt diese aufrichtig und lächelt die Krügers an.

Nach ein paar netten Worten verabschiedet sich das Ehepaar, und die beiden Frauen gehen wieder ans Werk. Drei Tüten liegen noch vor ihnen.

Nur wenige Minuten später betritt ein Mann das Geschäft. Die Mundwinkel von Anna Hemsen wandern nach unten. Ihr ansonsten warmer Blick gefriert. Keine Frage, diesen Kunden kennt sie bereits aus der Vergangenheit und er scheint ihr nicht in bester Erinnerung geblieben zu sein. "Was kann ich für Sie tun?" fragt sie ein wenig forscher als gewöhnlich. "Ich suche eine warme Lederjacke mit Pelzkragen", sagt der etwa 50-Jährige in gebrochenem Deutsch. "Haben wir zurzeit nicht. Aber Winterjacken sind noch da." Nein, der Mann sucht gezielt nach hochwertigen Leder-Mänteln. Auch Monika Wiemann wird ungeduldig und will von ihm wissen, warum es Leder sein muss. "Die wollen Sie doch bestimmt verkaufen?", vermutet sie. Der Mann weicht aus, bleibt ihr eine Antwort schuldig. Ein Wortgefecht entbrennt. Wiemann baut sich vor dem großen Mann auf, wirft ihm lautstark vor, mit ihrer Hilfsbereitschaft Reibach machen zu wollen. "Das ist doch die Höhe. Wir stehen hier ehrenamtlich, um Bedürftigen zu helfen. Für Sie haben wir hier nichts." Wortlos verlässt der Kunde daraufhin das Geschäft.

"Das ist die Schattenseite unserer Arbeit. Wir wollen Menschen helfen, die wirklich in Armut leben. Viele können sich keine Kleidung aus Geschäften leisten. Hier zahlen sie nur einen Obolus." Anna Hemsen erzählt von einer alleinerziehenden Barntruperin mit fünf Kindern, die regelmäßig bei ihnen einkauft. "Sie ist auf uns angewiesen. Das ist der Grund, warum wir hier arbeiten."

Die DRK-Kleiderstube, Großes Feld 11, in Schwelentrup ist immer dienstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. "Für Sie haben wir hier nichts"

Monika Wiemann

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