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Klinikum fordert bessere Finanzierung der Notaufnahmen

Mehr Patienten denn je

Martin Hostert

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Viel zu tun: Die überlastete Notaufnahme im Klinikum Detmold hält die Mitarbeiter auf Trab. - © Vera Gerstendorf-Welle
Viel zu tun: Die überlastete Notaufnahme im Klinikum Detmold hält die Mitarbeiter auf Trab. (© Vera Gerstendorf-Welle)

Kreis Lippe. Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern Detmold und Lemgo sind so stark belastet, dass das Klinikum sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen hat. Einige nicht dringliche Operationen werden in diesen Tagen abgesagt, um Kapazitäten zu schaffen.

In Detmold soll eine zurzeit geschlossene Station wieder in Betrieb genommen werden. Als Gründe für den starken Patientenanstieg nennt das Klinikum die aktuelle Grippewelle, ein grassierendes Magen-Darm-Virus und die Tatsache, dass immer mehr Menschen bei Krankheit die 112 rufen, statt den kassenärztlichen Notdienst oder den Hausarzt aufzusuchen. Landrat Friedel Heuwinkel fordert von Land, Bund und Kassen, die Notaufnahmen besser zu finanzieren

Folgendes hat der Kreis Lippe nach einer Pressekonferenz am Montagmittag bekannt gegeben:

Am vergangenen Wochenende erreichte die Zahl der aufgenommenen Patienten einen neuen Höchststand, sodass sich die Geschäftsführung des Klinikums, der Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe (verantwortlich für die Fahrten der Rettungswagen) und Landrat Friedel Heuwinkel zu einem Krisengespräch trafen. Ergebnis: Um der akuten Überlastung der Notaufnahmen entgegenzuwirken, werden einige geplante, jedoch nicht dringliche Operationen abgesagt.

Dass im Winter öfters der Rettungswagen gerufen wird und mehr Patienten in die Notaufnahme kommen, ist soweit normal. „Aber die aktuellen Patientenzahlen sind jenseits dessen, was wir bisher erlebt haben“, betont Dr. Helmut Middeke, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikum Lippe. Dabei spiele zum einen die aktuelle Grippewelle und zum anderen ein grassierendes Magen-Darm-Virus eine Rolle. Aber dies allein erkläre nicht die hohe Zahl der Patienten in der Notaufnahme. „Immer mehr Menschen rufen bei Erkrankungen die 112 und fordern einen Rettungswagen an“, erklärt Meinolf Haase, Leiter des Bevölkerungsschutzes Kreis Lippe. Allein im Januar rückten die Rettungswagen zu 500 Fahrten mehr aus als im Januar vergangenen Jahres.

Diese starke Nachfrage des Rettungsdienstes sei besonders zu Zeiten spürbar, wenn der Kassenärztliche Notdienst nicht zu erreichen sei. „Die Lage ist zurzeit in ganz Ostwestfalen-Lippe angespannt, sodass wir die Patienten auch nicht ohne weiteres in andere naheliegende Krankenhäuser bringen können“, erklärt Haase.

Die nun getroffenen Notmaßnahme bringt dem Klinikum Lippe mehr freie Räumlichkeiten und Personal, die nun für Notfallaufnahmen eingesetzt werden können. „Natürlich ist die Verschiebung von Operationen für uns keine leichte Entscheidung“, betont Dr. Middeke. „Aber die Versorgung der Notfall-Patienten hat Vorrang und wir möchten diese Patienten nicht, wie es an diesem Wochenende leider geschehen musste, auf den Fluren unterbringen. Über die genannten Akutmaßnahmen hinaus werden wir kurzfristig unsere Kapazitäten erweitern.“

Lippes Landrat Friedel Heuwinkel sieht nur eine Lösung, um die Situation langfristig zu entschärfen: „Bereits jetzt sind unsere Notaufnahmen des Klinikums personell und finanziell stark belastet. Wir können die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten nur aufrechterhalten, wenn wir von den Krankenkassen und dem Land eine bessere finanzielle Ausstattung der Notaufnahmen bewilligt bekommen.“ Allerdings betont der Landrat auch: „Patienten müssen sich in Notfällen keine Sorgen machen, dass sie in Lippe nicht versorgt werden können!“

Dr. Middeke und Haase raten Erkrankten, dass sie bei normalen Grippe- und Virus-Symptomen zunächst einmal den Hausarzt aufsuchen oder außerhalb der Praxiszeiten den Kassenärztlichen Notruf (116117) wählen sollen. Die Praxisräume des Kassenärztlichen Notrufs befinden sich in Lemgo im Klinikum und in Detmold in unmittelbarer Nähe des Klinikums.

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